Um die Stärken und Schwächen der Memminger Altstadt ging es in der Bedarfsanalyse als Teil der Vorbereitenden Untersuchung (VU) für die geplante Innenstadtsanierung. Archivfoto: dl
Memmingen (dl). 2018 beschloss der Stadtrat eine Vorbereitende Untersuchung (VU) für die Altstadt von Memmingen. Ziel ist die Erarbeitung eines Handlungskonzeptes für die künftige Innenstadtsanierung. „Der erste Schritt, eine umfangreiche Bestandsanalyse, ist nun abgeschlossen“, informierte Sylvia Haines vom beauftragten Architektur- und Stadtplanungsbüro Haines-Leger (Würzburg) im Plenum des Stadtrats. Analysiert wurden das Stadtbild, der Gebäudezustand, die Bevölkerungsentwicklung, der öffentliche Raum mit Verkehrs- und Grünflächen, die Verkehrssituation, die Themen Freizeit, Kultur & Tourismus sowie die ökologische Situation in der Altstadt.
Ein großes Augenmerk lag auf einer breiten Bürgerbeteiligung. Es gab eine Befragung der Eigentümer von Immobilien in der Altstadt (Juli/August 2019), eine Bürgerwerkstatt (Oktober 2019), eine Onlinebeteiligung und eine Stadtratsklausur (November 2019). In einer Lenkungsgruppe steuern Vertreterinnen und Vertreter von Verwaltung, Regierung von Schwaben, Heimatpflege und der Stadtteilreferent Altstadt das Projekt mit.
Stärken der Memminger Altstadt
Als Stärken der Memminger Altstadt wurden in der Analyse benannt: das historische Stadtbild mit Stadtbach, Stadtmauer, denkmalgeschützten Gebäuden sowie historischen Straßen und Plätzen; mittelalterliche Freiraumstrukturen, die heute etwa im Stadtgraben noch erkennbar sind. Des weiteren Parks, begrünte Hinterhoflagen und Bäume, die kleinklimatische Inseln und Ruhezonen bilden. Sie bieten großes Potenzial für die zukünftige Entwicklung.
Funktionale Stärken stellen der gute Zustand der zentralen Straßen und Plätze dar, eine gute Erreichbarkeit der Altstadt durch ZOB, Bahnhof und Parkhäuser, ein hoher Rad- und Fußverkehrsanteil in der Kernstadt.
Aufgezeigte Schwächen
Als Schwächen wurden aufgezeigt: (Teil-) Leerstände in den Seitenlagen, vor allem im südwestlichen Untersuchungsgebiet; Sanierungsbedarf von Gebäuden, Straßen und Plätzen vor allem in Nebenlagen; mangelhafte Eingangssituationen in die Altstadt; die Trennung der Fußgängerzone am Weinmarkt; südwestlicher Altstadtbereich und Rosenviertel/ Bahnhofsareal mit verstärkt städtebaulichen Missständen; Stadtmauer nicht begehbar.
Für Fußgänger und Radfahrer fehlten zudem Querungshilfen am Altstadtring (Rad- und Fußverkehr), erläuterte Claudia Zimmermann vom Ingenieurbüro Brenner Bernard, die mit der Verkehrsplanung beauftragt sind. Schwächen stellten auch vom ruhenden Verkehr dominierte Plätze in der Altstadt dar wie z.B. Hallhof oder Weinmarkt.
Eine Herausforderung in der Altstadt werde es künftig sein, die heutigen Schwächen abzumildern, neue Konzepte für Teilräume zu entwickeln und dabei die Identität der Altstadt zu wahren, fasste Sylvia Haines zusammen. „Das Leitbild für die Memminger Altstadt lautet: Die Memminger Altstadt gemeinsam generationengerecht, unter Wahrung der eigenen Identität, nachhaltig entwickeln.“
Im Rahmen der VU Altstadt spielen auch Gestalt und Nutzung des Rosenviertels eine wichtige Rolle, weil es eine der letzten Flächen ist, die es grundlegend in der Altstadt zu entwickeln gilt.
Bewahren und Entwickeln des Stadtbildes
Ziele für die Altstadt sind das Bewahren und Entwickeln des Stadtbildes mit den charakteristischen Strukturen, Bauwerken und Gebäuden; besonderes Augenmerk soll auf die Stadtmauer, den Stadtgraben und den Stadtbach gerichtet sein. Städtebaulich gelte es die Fußgängerzone weiterzuentwickeln, Verbindungen zwischen den „Orten des Ankommens“ (Bahnhof, Parkhäuser) und der Einkaufszone zu gestalten und die Randlagen in der Altstadt aufzuwerten. Was Grün- und Freiflächen angeht, ist die Aufwertung des Stadtgrabens anzustreben, ergänzt durch die Schaffung eines grünen Bandes entlang der Bahnhofstraße, z. B. in Form einer Allee.
Erreichbarkeit der Altstadt sichern
Unter dem Stichwort "Mobilität" gelte es die Erreichbarkeit der Altstadt zu sichern und eine Infrastruktur für emissionsarme Verkehrsmittel auszubauen. Als konkrete Projekte wurden genannt: Verkehrsberuhigung Weinmarkt; E-Mobilitäts-Schwerpunkt am Hallhof, Sanierung und Fassadengestaltung Parkhaus Schwesterstraße, Straßensanierung Krautstraße, Entwicklung Rosenviertel, Umstrukturierung Altstadteinfahrt Schweizerberg, Straßensanierung Kempter- und Weberstraße.
Als nächster Schritt in der VU Altstadt folgt die Rahmenplanung als künftiger übergeordneter Gestaltungsplan für die Altstadt. Dazu ist auch wieder eine Bürgerbeteiligung geplant.