Memmingen (dl). Noch bis 6. Juli sind die Linolschnitte aus dem Nachlass des 2013 verstorbenen Künstlers Fritz Möser im Stadtmuseum zu sehen. Bei den im ersten und zweiten Stock ausgestellten Werken handelt es sich um Zyklen zu Themen des Alten und Neuen Testaments und der griechischen Mythologie. Die Exponate umfassen Plakate, Kalender, Bucheinbände und Illustrationen zu Lyrikbänden mit Gedichten von Johannes Bobrowski, Rainer Maria Rilke und Hans-Jörg Modlmayr.
Fritz Möser wurde 1932 im heutigen Tschechien geboren. Nach der Vertreibung 1945 siedelte sich die Familie in Memmingen an, wo der damals 15-jährige Fritz in der Buchdruckerei seines Vaters am Hühnerberg arbeitete und das Schriftsetzer- und Buchdruckerhandwerk erlernte. Zum Künstler wurde Möser durch autodidaktische Weiterbildung. Seine Linolschnitte fanden weltweit Beachtung.
Beim Linolschnitt handelt es sich um eine graphische Technik aus dem Bereich des Hochdruckverfahrens mit der man, leichter als beim Holzschnitt, klare Flächen und glatte Umrisse erzeugen kann. Eine Kunst, die Möser sich selbst beibrachte, nachdem ein Buxheimer Verlag ihm einen Auftrag erteilt hatte.
Motive des Alten und Neuen Testaments
Der Großteil von Fritz Mösers Werk ist in schwarz-weiß gehalten. Doch experimentierte der Künstler auch gern mit Farbe und schuf reizvolle, mehrfarbige Linolschnitte. Ein Teil dieser illuminierten Monotypien aus seiner zweiten Schaffensperiode zu Motiven des Alten Testaments ist im Stadtmuseum zu sehen.
Ebenso wie seine Darstellung des Kreuzwegs Jesu aus dem Neuen Testament (die Ausstellung wurde bereits am 13. April eröffnet). Mit einem Ockerton mildert er hier den harten Schwarz-Weiß-Kontrast, was die Einfühlung vertieft.
Grafiken zur Lyrik des 20. Jahrhunderts
Auffallend expressiv sind seine Illustrationen zu Lyrik des 20. Jahrhunderts (die Texte zu den Illustrationen sind den Bildern beigefügt). So illustrierte Möser Rilkes "Sonette an Orpheus". Er schuf Grafiken zu Gedichten von Johannes Bobrowskio ("Im Windgesträuch") und zu Gedichten aus dem Band „König Lear auf Patmos“ von Hans-Jörg Modlmayr - der ihm eine seherische Gabe attesitierte: Möser erfasse die Substanz der Texte und erweise sich in seinen Linoschnitten als „genialer Psychologe, der hinter den Masken die seelischen Triebkräfte ortet und genau versteht", bescheinigte ihm sein Mäzen Modlmyayr zu Mösers 75. Geburtstag.
Insgesamt fertigte Fritz Möser etwa 50 Bilder-Zyklen, er setzte und illustrierte rund 300 Bücher und Originalschriften in kleiner Auflage. Jeder Schriftzug ist einzigartig, die Linoldruckplatte individuell für dieses Werk angefertigt.
Verschmitzter Charme
Mösers Werke faszinieren durch das Zusammenklang von spielerischer Leichtigkeit und tiefem inneren Erleben. Auffallend ist die Expressivität seiner Figuren die z.B. beim "Kreuzweg des Herren" vom Mitleiden ihres grafischen Schöpfers zeugen. Doch hier und da sieht man in der Ausgestaltung seiner weltlichen Motiven einen verschmitzten Charme, einen augenzwinkernden Schalk durchblitzen.
In über 250 Ausstellungen in Europa und Nordamerika wurden Mösers Linolschnitte gezeigt - meist organisiert durch das Galeristen-Ehepaar Modlmayr-Heimath aus Gemen. Im Jahr 2013 gelang es der Stiftung Heimatmuseum Freudenthal/Altvater in Memmingen, den Nachlass des im selben Jahr verstorbenen Künstlers zu erwerben. Weitere Ausstellungen aus der umfangreichen Sammlung Fritz Mösers sind geplant.
Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr im Stadtmuseum, Zangmeisterstraße 8 (Eingang Hermansgasse), zu sehen.