An der Augsburger Straße fand
kürzlich der symbolische Spatenstich für ein großes Bauprojekt statt: Die Siebendächer Baugenossenschaft errichtet hier 58
genossenschaftliche Mietwohnungen. Foto: Sonnleitner
Memmingen (as). Auf dem Grundstück des ehemaligen Pendlerparkplatzes an der Augsburger Straße fand kürzlich der symbolische Spatenstich für ein großes Bauprojekt statt: Auf knapp 6.000 Quadratmetern Fläche errichtet die Siebendächer Baugenossenschaft hier für rund 15 Millionen Euro 58 genossenschaftliche Mietwohnungen. Beim Aushub traten neben Bombentrichtern aus dem Zweiten Weltkrieg auch Überreste einer mittelalterlichen Besiedlung zutage.
„Hier wird eine hochattraktive Wohnsituationen am
Eingangstor zur Altstadt geschaffen“, freut sich Oberbürgermeister Manfred
Schilder über die Baumaßnahme der Baugenossenschaft, durch die auch bezahlbarer
Wohnraum entsteht: 24 der 58 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen mit je 50
bis 90 Quadratmetern Wohnfläche, die in der Augsburger Straße in vier Gebäuden
mit jeweils fünf Stockwerken entstehen, werden über die Regierung von Schwaben
einkommensorientiert gefördert.
Archäologe spricht von „kleiner Sensation“
Ein weiterer Grund zur Freude ist, dass auch die Memminger Stadtgeschichte von dem Bauprojekt profitiert, das der ehemalige Vorstandsvorsitzende Josef Martin Lang initiiert hatte. Als „kleine Sensation“ bezeichnete der Archäologe Fabian Hopfensitz die entdeckten Überreste einer mittelalterlichen Besiedlung. Da das Grundstück sich auf einer ehemaligen Schanze mit Stadtgraben zur Sicherung der Stadt im Mittelalter befindet, wurde der Aushub der Baugrube bereits seit Oktober von archäologischen Grabungen begleitet.
„Man hat mehr entdeckt als uns lieb war“, schmunzelte Markus
Sonntag. Er betonte jedoch, dass es sich bei den archäologischen Funden um
wertvolle Beiträge zur Stadtgeschichte handele (Bericht folgt). Auch der Siebendächer Aufsichtsratsvorsitzende Josef
Dietrich schätzt die gute Zusammenarbeit mit den Archäologen: „Schließlich ist die
Vorgeschichte unserer Projekte auch für die Baugenossenschaft interessant.“
Aufwändiger Schall- und Erschütterungsschutz
So sieht die fertige Bebauung nach einem Plan des Architekten Helmut Schedel aus. (Repro: Sonnleitner)
Die von der Memminger Firma Kutter realisierte neue Baumaßnahme auf dem von der Baugenossenschaft im Juli 2016 von der Stadt Memmingen erworbenen Grundstück ist auf vielfältige Weise anspruchsvoll: Die Nähe zur Bahnlinie macht aufwändige Schall- und Erschütterungsschutzmaßnahmen erforderlich. Zudem ist die Erde im Memminger Osten wenig tragfähig. Darum müssen die geplanten vier fünfgeschossigen Gebäude auf insgesamt 210 sogenannten Plomben begründet werden. „Man kann also von Pfahlbauweise sprechen“, erklärte Sonntag.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Memminger Bahnhof im
Zweiten Weltkrieg stark bombardiert wurde. „Um etwaige Blindgänger zu
entdecken, begleiten die Mitarbeiter vom Kampfmittelräumdienst die Baggerfahrer“,
beschreibt Architekt Helmut Schedel die Situation.
Tausende Patronenhülsen gefunden
„Geologen beproben jedes Erdhäufchen einzeln“, so Sonntag. Besonders die Auffüllung der Bombentrichter sei aufwendig zu entsorgen. Entdeckt wurden außerdem Tausende Patronenhülsen von einem Flugabwehr-Maschinengewehr, das hier im Zweiten Weltkrieg stand.
Trotz aller Widrigkeiten soll der Rohbau soll bis Ende September 2019 fertig gestellt sein. Im Frühjahr 2021 wird das 15 Millionen Euro teure Bauprojekt, bei dem eine sehr gute Wohnqualität angestrebt werde, wie Architekt Schedel versicherte, dann voraussichtlich bezugsfertig sein. Es umfasst insgesamt 23.000 Quadratmeter umbauten Raum, dazu kommen 15.000 Quadratmeter für die Tiefgarage mit 56 Stellplätzen. Die entstehenden Häuser sind barrierefrei und, ausgerüstet mit Grundwasserwärmepumpe und Photovoltaikanlage, energieeffizient (KfW-Effizienzhaus 55).