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"Sie hoffen auf eine gute Zukunft" - Flüchtlinge auf dem Memminger Arbeitsmarkt

veröffentlicht am 01.02.2016

bu "Wege in den Arbeitsmarkt" für Flüchtlinge in Memmingen sollte die Vernetzungsveranstaltung im gut gefüllten kleinen Saal der Stadthalle aufzeigen. Neun Referenten informierten über Integrationsmaßnahmen ihrer Einrichtungen. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (dl/as). Ausreichende Deutschkenntnisse sind unverzichtbare Voraussetzung für eine gelingende Integration von Flüchtlingen. Darüber sind sich die Fachleute einig, die in Behörden, Arbeitsagentur, Schulen oder anderen Einrichtungen mit Flüchtlingen arbeiten. Damit beruflich oder ehrenamtlich Engagierte sich vernetzen können, luden die Stadt Memingen und die Arbeitsagentur nun zu einer Informationsveranstaltung in der Stadthalle.

Litzka Arbeitsagenturleiter Peter Litzka.

„Erst wenn ein grundlegender Sprachstand erreicht ist, können wir an eine berufliche Integration denken“, betonte auch Peter Litzka, Leiter der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen.  Rund 2,2 Millionen Euro werde die Arbeitsagentur im Allgäu allein in diesem Jahr zusätzlich bereitstellen für vielfältige Maßnahmen zur Qualifizierung und Ausbildungsbegleitung von Flüchtlingen.

Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) will bis 2018 im Regierungsbezirk etwa eine Million Euro für Integrationsmaßnahmen investieren. Neben Sprachunterricht liege ein Schwerpunkt darauf, Betriebe bei der Integration von Flüchtlingen zu begleiten, erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK-Schwaben, Markus Anselment.  „Es läuft gut“, so Anselment. „Auf Seiten der Wirtschaft besteht ein großer Willen, sich der Herausforderung zu stellen.“ Wie die passgenaue Vermittlung von Flüchtlingen in Ausbildung bei der Handwerkskammer (HwK) funktioniert, erläuterte  der interkulturelle Laufbahnberater bei der HwK, Sait Demir.

Jobcenter: Zehn Prozent pro Jahr integrierbar

74 anerkannte Flüchtlinge seien aktuell beim Jobcenter in Memmingen gemeldet, ein Drittel von ihnen zwischen 15 und 25 Jahre alt, informierte Klemens Heinz, Experte zur Grundsicherung beim Jobcenter. Ziel sei es, dass die Flüchtlinge Integrationskurse und Einstiegsqualifikationen möglichst lückenlos durchlaufen können. „Wir gehen davon aus, dass wir zehn Prozent in einem Jahr integrieren können.“

Peter Haldenmayr Stadtjugendamtsleiter Jörg Haldenmayr.

45 unbegleitete Minderjährige zwischen 16 Jahren und der Volljährigkeit leben derzeit in Memmingen, informierte Jörg Haldenmayr, Leiter des Stadtjugendamts. Es sind vor allem Afghanen der Geburtsjahrgänge 1998 und 1999. „Sie haben völlig verschiedene Fluchtwege und Erfahrungen, unterschiedliche Bildungsniveaus, Erziehung und unterschiedlichen Fleiß und Willen. Aber eins eint sie alle, sie suchen Schutz und hoffen auf eine gute Zukunft“, betonte Haldenmayr.

Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge

Insgesamt leben derzeit rund 575 Flüchtlinge in Memmingen, berichtete Ausländeramtsleiter Walter Neß. Von den 110 Asylbewerber bislang anerkannten Flüchtlingen stammen fast alle aus Syrien. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger ging auf deren langfristige Unterbringung ein. „In der Stadt haben wir von jeher einen begrenzten Wohnungsmarkt. Jetzt geht es darum, bezahlbare Wohnungen für die anerkannten Flüchtlinge bereitzustellen. Es ist eine große Herausforderung, auch im Bereich der Kindertagesstätten und Schulen, die die Kinder und Jugendlichen aufnehmen.“

Schulleiter Berufsschulleiter Meinrad Stöhr und Günther Schuster.

Berufsschul-Integrationsklassen

Lehrkräfte und Räume werden bei den Schulen zunehmend für Integrationsklassen gebraucht. Zwei Klassen bestehen derzeit an den Memminger Berufsschulen, erklärten die Schulleiter Meinrad Stöhr und Günther Schuster. Bis zum Sommer sollen es fünf Klassen werden. „Die jungen Leute sind nach Deutschland gekommen, um Geld nach Hause zu schicken. Jetzt kommen sie hier in Kurse, Schulen und Ausbildung und werden sechs bis sieben Jahre brauchen, bis sie vernünftig Geld verdienen.“ Sinnvoll, auch für den Spracherwerb,  wären Schnupperpraktika  in Betrieben.

Auch Jutta Stark vom Jugendmigrationsdienst appellierte an Betriebe, Praktika zur Verfügung zu stellen und die Jugendlichen in der Arbeit zu begleiten und zu unterstützen. "Viele Jugendliche kennen und verstehen das Ausbildungssystem in Deutschland nicht", so Stark.