Die Ausstellung zeigt Schlittentypen wie Stuhl-, Zieh- und
Lenk- und Hörnerschlitten aus verschiedenen Epochen. Auf unserem Vorschaubild sind außerdem die Lernlaufhilfe Schorsch und das Laufrad Charly aus der Produktlinie Sibis der Firma Sirch zu sehen. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (dl). Noch bis 28. Januar ist die Ausstellung "Die Kufen brodeln, wir rodeln!" im Stadtmuseum Memmingen zu sehen. Die Ausstellungsstücke wurden größtenteils in der alten Wagnerei hinter den Böhener Hügeln produziert. Dort in der Waldmühle entwickelte sich in den letzten dreißig Jahren ein innovatives Unternehmen, das sowohl den traditionellen Schlittenbau pflegt als auch Möbel, Puppenhäuser und Rutschfahrzeuge in modernem Holzdesign anfertigt.
Ihr mehrfach ausgezeichnetes Erstlingswerk „Der König von Schu“ (1994) entwarfen Wolfgang Sirch und Christoph Bitzer 1994 beim Umbau der Bahnhofsgaststätte D’rescht in ein modernes Speiselokal - ein Projekt des des heutigen Sternekochs Frank Oehler. Um diesen Stuhl herum entstand das Gestaltungskonzept des Restaurants.
„Bitte anfassen!" - "Bitte betreten und fotografieren!“ - Diese Aufforderungen sieht man gewöhnlich nicht in einem Museum. Doch viele der Holzspielzeuge, Schlitten und Kindermöbel in der Familienausstellung des Stadtmuseums sind nicht nur zum Anschauen gedacht, sondern auch zum Anfassen und Ausprobieren. Wie die Lernlaufhilfe "Schorsch" und das Laufrad "Charly" oder die Rutschfahrzeuge "Flix" oder "Max" aus elegant geschwungenem Eschenholz .
Sie entstammen der Produktlinie Sibis, dem gemeinsamen Label von Innenarchitekt Wolfgang Sirch und Bildhauer Christoph Bitzer. Seit der Jahrtausendwende entwickelt Sibis moderne Designs für Spielzeuge und Kindermöbel. Die vielfach preisgekrönten unkonventionellen und nachhaltigen Holzmodelle der beiden gebürtigen Memminger – auch im Bereich der Erwachsenenmöbel - finden sich heute in internationalen Museen und auf Designmessen wieder.
Sehnsucht nach EinfachheitGroße Beachtung erfuhr auch die "Villa Sibis" (2004), deren reduzierte, minimalistische Form sich am Bauhaus orientiert - ein nicht nur für Kinder gedachtes modernes Puppenhaus, fernab vom klassischen Ideal des Miniatur-Spielzeughauses mit Blumentapeten und Brokatvorhänge. Kontrastierend dazu zeigt die Ausstellung typische Puppen- und Bauernstuben, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden.
Einige Gestaltungselemente der Möbelkollektion erinnern in ihrer Form an den Schlittenbau: Das Schaukelpferde "Olga" und die Lernlaufhilfe "Schorsch" lassen Biegung von Schlittenkufen erkennen, die Lenkräder "Max" und "Flix" sind aus Abfallprodukten der Schlittenproduktion entstanden
Nach wie vor ist der Schlittenbau ein Schwerpunkt der Firma Sirch sowie auch der Ausstellung. Zu sehen sind diverse Schlittentypen wie Stuhl-, Zieh- und Lenkschlitten aus verschiedenen Epochen. Anhand eines Videos wird die Fertigung einer Hörnerrodel gezeigt. Texttafeln erläutern das Schlittenfahren als kulturgeschichtliches Phänomen, das im Allgäu sowohl transporttechnisch als auch im sportlichen Bereich eine lange Tradition genießt.
Die "Villa Sibis" (2004) ist ein modernes Puppenhaus dessen reduzierte, minimalistische Form sich am Bauhaus orientiert.
Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm:
Samstag, 13. Januar 2018, 14 Uhr:
„Ich bau mir ein Haus“ Puppenhausworkshop
Donnerstag, 18. Januar 2018, 19 Uhr:
Vortrag mit Christoph Bitzer, Firma Sirch: „Begrenzte Schönheit – Vom Glück und
Unglück beschränkter Möglichkeiten im Produktdesign“
Öffnungszeiten des Stadtmuseums sind Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Schließtage: 24., 25., 26. und 31. Dezember sowie 1. Januar 2018.