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Frankreich als islamistischer Gottesstaat

Aufrüttelnde Premiere von „Unterwerfung“ am Landestheater Schwaben

veröffentlicht am 25.01.2025
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Harald Schöpfer (links) und Michael Naroditski (rechts) spielen den Pariser Literaturprofessor François in „Unterwerfung“. Foto: Jürgen Bartenschlager

Memmingen (mk). Das Stück „Unterwerfung“, basierend auf dem skandalträchtigen Roman von Michel Houellebecq, hat am Landestheater Schwaben (LTS) Premiere gefeiert. Auf der Studiobühne bieten Harald Schöpfer und Michael Naroditski eine großartige Performance. Schauspielkunst der Extraklasse, die mit langanhaltendem, begeistertem Applaus belohnt wurde.

Es wird in 90 Minuten auf der Bühne getrunken, gelacht, geweint, geschrien und diskutiert, mit für das Publikum teilweise schockierenden, aber auch humorvollen Szenen.

Der Literaturprofessor François lehrt an der Sorbonne in Paris und befindet sich in einer existenziellen Lebenskrise. Sein auf sich bezogenes Leben führt er zunehmend in Isolation und Antriebslosigkeit. Dann stehen Wahlen an. Plötzlich brennen Autos in der französischen Hauptstadt, protestierende Gruppierungen gehen auf der Straße aufeinander los, es wird geschossen. Der Radioreporter kündigt das Wahlergebnis an mit den Worten: „Es ist ein Erdbeben!“. Die Brüderschaft der Muslime und die rechtsextreme „Front National“ kooperieren und so wird erstmals ein Muslim zum Präsidenten gewählt. Die Regierung errichtet einen islamistischen Gottesstaat und schickt den Professor in Rente. Doch dann bietet ihm der zum Islam konvertierte Rektor der Sorbonne eine Rückkehr an. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass François zum Islam übertritt und damit die Chance auf „ein zweites Leben“ hat. Wie im Roman, bleibt es auch auf der Bühne offen, wie der Professor sich entscheidet.

Zwei Gesichter

Regisseurin Alice Asper hat für die Umsetzung eine ungewöhnliche Idee gewählt: François wird auf der Bühne zeitgleich von zwei Schauspielern – Harald Schröpfer und Michael Naroditski – dargestellt. Was zunächst kompliziert klingt, funktioniert auf der beweglichen Dreh-Bühne wunderbar. Wie ein Irrgarten ist sie gestaltet und bietet in ihrer multifunktionalen Anwendung zahlreiche Schauplätze: Fenster, Bett, Hauseingang und Wohnzimmer-Sofa. Durch Spiegel in dem Bühnenelementen sehen sich die Zuschauer ins Geschehen integriert.

Erdrückende Realität

Der Roman wurde 2015 veröffentlicht, ausgerechnet an dem Tag des islamistischen Anschlags auf die Redaktionsräume des Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“. Durch diesen Zufall der Geschichte erhielt das Buch eine unglaubliche Aufmerksamkeit. Bedingt durch das Erstarken rechtsradikaler Parteien durch islamistische Anschläge und die ungelöste Flüchtlingsproblematik in Europa hat der Roman und damit auch das Theaterstück eine erdrückende Realität.

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