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Pflege im Aufbruch

Austausch mit Fachkräften, Bürgern und dem Gesundheitsminister

veröffentlicht am 26.03.2023
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Auf dem Podium, von rechts: Klaus Schneider, Daniel Huck, Markus Schneider, Klaus Holetschek, Martin Langenmaier, Birgit Bührlein. Foto: Svenja Gropper

Kempten (sg). Mit Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek ins Gespräch kommen und sich über Pflege und die Chancen der Digitalisierung austauschen – das konnten Bürger und Branchenangehörige beim „7. Ambient Medicine Forum“ in Kempten. Besonders dringlich wurden die Themen Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Entlastung von pflegenden Angehörigen diskutiert.

Das „Ambient Medicine Forum“ zum Thema „Pflege im Aufbruch“ wird organisiert von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten und Care Regio, einem vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geförderten schwabenweiten Forschungsprojekt zur Pflege. Ort der Veranstaltung war das Margaretha- und Josephinen Stift in Kempten. Unter Moderation von Klaus Schneider vom Bayerischen Rundfunk wurde auf dem Podium und im gut besuchten Saal rege diskutiert. Mit Holetschek auf dem Podium saßen Daniel Huck, Geschäftsführer Margaretha- und Josephinen-Stift, Markus Schneider von Phönix Allgäu e.V., der stellvertretende Geschäftsführer der Sozialbau Kempten Martin Langenmaier und Birgit Bührlein von der „Wir! Stiftung pflegender Angehöriger“.

Kernthema Arbeitsbedingungen
Holetschek legt den Fokus auf das Thema Arbeitsbedingungen in der Pflege, die unbedingt verbessert werden müssen. Im Moment sei alles „auf Kante genäht“, denn es gebe deutlich zu wenig Personal. In der Pandemie habe man nochmal Arbeitskräfte verloren. Viele brennen für ihren Beruf, aber am Ende des Tages aus. Das dürfe so nicht bleiben. Oft wird die Pflege durch Angehörige kompensiert und geleistet, jedoch noch viel zu wenig wertgeschätzt, auch finanziell. Bührlein betonte, dass „Angehörige auch nicht auf den Bäumen wachsen.“ Zur Personalgewinnung sei eine vereinfachte Anerkennung von ausländischen Arbeitskräften in Kooperation mit dem Amt für Migration in Nürnberg geplant, so Holetschek.

Bessere Bezahlung
Die Bezahlung der Pflegekräfte hat der Minister ebenfalls im Blick: Er spricht sich dafür aus, Zuschläge in der Pflege steuerfrei zu stellen - dieser Vorschlag wurde in Berlin bisher jedoch abgelehnt. Insgesamt sei die Bezahlung in dieser Berufsgruppe nicht so schlecht, jedoch in Relation zu Mieten und Lebenskosten zu wenig. Eine Verbesserung könnte daher auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Pflegekräfte sein, so Holetschek. Man müsse das Thema ganzheitlich denken. Eine Entbürokratisierung der Pflege und Springer Pools zur Entlastung der Festangestellten schlägt er daher ebenfalls vor.

Nur gemeinsam
Letztlich betont der Gesundheitsminister, dass es nicht darum gehe auf die Politik zu warten. Inzwischen gebe es 50 Pflegestützpunkte in Bayern. Diese Vernetzung und Initiativen wie die Care Regio in Kempten sieht Holetschek als wichtigen Baustein zur Verbesserung der Situation in der Pflege. Herr Iseni vom Altenzentrum St. Elisabeth in Senden meldete sich dazu und berichtete von guten Erfahrungen als Einrichtung selbst Partner wie den Landkreis gefunden zu haben. Jeder sei gefragt und in der Pflicht nach Kooperationen zu suchen, so auch Iseni.

Ein guter Mittelweg
Er sei kein Anhänger einer Staatsmedizin, so Holetschek abschließend. Er wünsche sich einen Mittelweg: Hightech, Robotic und Digitalisierung seien gut – aber Menschlichkeit sei in der Pflege genauso wichtig.
Auch sehe er die vielen Baustellen und auch die zunehmende Ökonomisierung des Systems, die er nicht begrüße. Den Fachkräften sicherte er Unterstützung zu, soweit das seitens der Politik möglich sei.