Die Antigone-Darsteller des Spielclubs 25+ (vordere Reihe v.li.): Gülbin Kitir, Carmen Dörfler, Lucie Graf, Miryam Sua Kay, Dunja Schütterle, Brigittamaria Albert, Ulrich Krüper; Hintere Reihe v.li.: Antje Sonnleitner, Gerhard Peter, Stefan Hofer, Karen da Rocha und Manuela Rieger. Foto: amxfoto@gmx.de
Memmingen (as). Gut bis sehr
gut besucht waren die Präsentationen der drei Spielclubs des Bürgertheaters am
Landestheater Schwaben. Die engagierten Amateurschauspieler im Alter von 10 bis 65 Jahren konnten
sich über viel Applaus, Lob und Zuspruch freuen. Ganz besonders umjubelt war die spritzige Vorstellung
des Spielclubs 16 + unter Leitung von Sandro Sutalo.
"Antigone eben! " - Spielclub 26+ - Leitung: Claudia Schilling
„Free Antigone!“ - Aus der antiken Tragödie von Sophokles schmiedete der Spielklub 26+ unter Leitung von Claudia Schilling ein multimediales und modernes Stück Revolution. Kreon als Prototyp des autoritär-konservativen Machtmenschen lässt seine jüngere Kontrahentin und Nichte Antigone hinrichten, weil sie sich seinem Diktat widersetzt. Antigone, das Opfer männlicher Macht, wird hier zur feurigen Vorkämpferin für Gleichberechtigung.
Die zwölf Teilnehmer des Spielclubs zeigen die beiden Antagonisten in ihrer inneren Zerrissenheit. Die moderne Interpretation lebt von der Interaktion zwischen den sich im Wechsel formierenden Gruppen der Antigones und Kreons, die miteinander um die Vorherrschaft in Theben ringen. Auch fiktive Bewohner Thebens kommen zu Wort, welche die Teilnehmer selbst erfunden haben. Alle Texte wurden von den ambitionierten Laienschauspielern zwischen 26 und 65 Jahren selbst verfasst.
Den Rahmen für das tragische Geschehen auf der Bühne bildet eine flapsige Darstellung des Drameninhalts anhand von auf die Leinwand projizierten Playmobil-Figuren, die nicht nur das „Who is who“ der Familientragödie klären, sondern auch den Handlungsverlauf ironisch und augenzwinkernd karikieren.
"NIMH" - Spielclub 16+ - Leitung: Sandro Šutalo
Simon Otte, Mia Schneider, Max Humer, Annika Hömke, Patrick Biedermann, Anna Heuser, Franziska Wolf und Nicolas Schnür (v.li) vom Spielclub 16+ in "NIMH". Foto: Marie Wildmann
Die
Abenteuergeschichte um die verwitwete Feldmaus Mrs. Brisby beruht auf der Romanvorlage "Mrs. Frisby and the Rats of NIMH" von Robert C. O’Brien. Daraus ging 1982 ein bekannter Zeichentrickfilm hervor: "Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH" (im
Original: The Secret of NIMH). Dies sind die Vorlagen für die Spielclub-Inszenierung, die mit unzähligen originellen Zutaten, witzigen szenischen Details und tollen Kostümen angereichert war.
Die Geschichte in Kurzform: Die frisch verwitwete Mrs. Brisby kämpft um das
Leben ihres kleinen Sohnes Jimmy und muss dabei viele Gefahren in Form
landwirtschaftlicher Geräte rigoroser Bauern, dämonischer Katzen und fieser Ratten überwinden.
Doch als Witwe eines Helden findet die Feldmaus einflussreiche Helfer in Gestalt einer altehrwürdigen Eule und des weisen
Rattenführers Nicodemus …
Skurrile
Figuren wie die tollpatschig Krähe Jeremy und die ätzenden Tanten sorgen für
ein köstliches Spektakel, gespickt mit Situationskomik, Slapstick und kleinen
Pointen. Die 13 jungen Schauspieltalente rund um den Schauspieler Sandro Sutalo
entzündeten ein furioses Feuerwerk der Heiterkeit im Großen Haus - auch wenn es im Hintergrund
um so ein ernstes Thema wie Tierversuche geht (NIMH steht für Natural Institute
of Mental Health, die wichtigste Behörde für biomedizinische Forschung in den
USA).
"So oder so ähnlich oder auch ganz anders"- Spielclub 10+ - Leitung: Anne Verena Freybott
Die Darsteller vom Spielclub 10+ in "So oder so ähnlich oder auch ganz anders" (v.li.): Sarah Hübner, Amelie Eisele, Lena Eichhorn, Tabea Geiger, Lilith Eichhorn, Friederike Eisele, Fiona Papst, Petra Theim, Lea Henke. Foto: Peter Kesten/ Landestheater Schwaben
Zwischen dem Sternenstaub unbegrenzter Möglichkeiten und den Einmachgläsern gesellschaftlicher Rollen und Pflichten bewegte sich das Stück des Spielclubs ab zehn Jahren. Zwölf Mädchen zwischen zehn und 15 Jahren zeigten in einer spritzigen Szenenfolge verschiedene Aspekte der Selbstwerdung und -behauptung, pfiffig inszeniert von Anne Verena Freybott, Leiterin der Dramaturgie am Landestheater, und von der erstaunlich homogen wirkenden Gruppe gekonnt, frech und souverän umgesetzt.
Wie wird man ein "Ich"? Welche Vorstellungen, Wünsche, Vorlieben und Bedürfnisse machen dieses Ich aus? Wodurch unterscheidet es sich, was verbindet es mit anderen? Und wie entwickelt man überhaupt einen freien Willen trotz all der Einflüsse und Ermahnungen von Eltern und Lehrern, den Forderungen alltäglicher Pflichten und den Einflüsterungen von Konsum und Werbung?
Die zwölf Mädchen um Anne Verena Freybott finden verblüffend originelle Bilder und Szenen für all diese Fragestellungen. Sie intonieren Radiostationen, stellen Wahrscheinlichkeitsrechnungen über Socken auf, streiken als Spielfiguren in einem Computerspiel. An einem imaginären Laufband zeigen sie eine "Menschenmaschine", die ihr „Material“ mit immer gleichen Handgriffen zurechtstutzt. Sie maskieren sich, um verschiedene Rollen zu erproben und beschreiben, was Freundschaft ausmacht. Zu guter Letzt stellen sie Forderungen an die Erwachsenen: Das Ende von Krieg und Flucht, keine Tierquälerei und kein Müll im Meer sind einige davon.
Bürgerbühne geht in die nächste Runde!
Auf die Bühne, fertig, los! Auch in der neuen Spielzeit lädt die Bürgerbühne Schwaben wieder alle Interessierten aus Memmingen und Umgebung ein, selbst Theater zu machen und sich auf der Bühne mit den großen Fragen an die Welt auseinanderzusetzen.
Im November 2018 starten wieder drei Spielclubs in denen jeder die Gelegenheit hat, selbst Teil einer Inszenierung zu werden.. Die Spielclubs für Kinder ab zehn Jahren, für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene ab 25 Jahren werden von der Theaterpädagogin, der Chefdramaturgin un deinem Dramaturgen des Landestheaters Schwaben geleitet.
Die Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro bis zum vollendeten 25. Lebensjahr und 60 Euro ab 25 Jahren. Theaterkenntnisse sind nicht erforderlich.
Wer mitmachen möchte, wendet sich an Theaterpädagogin Claudia Schilling, Telefon 08331/9459-14, E-Mail: claudia.schilling@landestheater-schwaben.de