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Patientenverfügung effektiver gestalten

Neues Konzept soll den Willen des Patienten besser darstellen

veröffentlicht am 26.10.2018
Ethik Bonlanden

Spannende Diskussionen ergaben sich unter Anleitung des Münchener Referenten Prof. Dr. Dr. Berend Feddersen bei der Jahrestagung des Ethikkomitees des Klinikum Memmingen im Kloster Bonlanden, als sich die Komiteemitglieder zusammen mit Gästen aus dem medizinischen und juristischen Bereich über das Thema Patientenverfügung austauschten. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Bonlanden/Memmingen (dl). Eine Patientenverfügung regelt, wie man im Ernstfall medizinisch versorgt werden will. Doch oft sind solche Verfügungen ungenau formuliert oder schlichtweg nicht auffindbar und nützen deswegen in Notfallsituationen nichts. Ein neues Konzept aus den USA für eine effektivere Patientenverfügung soll nun auch in Deutschland Abhilfe schaffen. Dieses Konzept wurde jetzt bei der Jahrestagung des Ethikkomitees des Klinikum Memmingen für die Region Memmingen-Unterallgäu vorgestellt und diskutiert.

Seit fast zehn Jahren sind Patientenverfügungen in Deutschland laut Gesetz verbindlich, damit sich moralische und rechtliche Verpflichtungen von Ärzten und Angehörigen nicht über den tatsächlichen Behandlungswillen des Patienten hinwegsetzen. Dennoch kommen solche Verfügungen nur bei einem Bruchteil der Behandlungen zum Einsatz:

„Entweder fehlt im Notfall die Zeit, eine Patientenverfügung detailliert zu betrachten, oder aber sie ist zu schwammig formuliert, nicht auffindbar oder liegt gar nicht vor“, beschreibt Referent und Diskussionsleiter Prof. Dr. Dr. Berend Feddersen von der Klinik für Palliativmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München allgegenwärtige Probleme. Dies führe häufig dazu, dass Menschen, die sich nicht mehr äußern können, nicht so behandelt werden, wie sie es gerne möchten.

„Ziel ist es, eine aussagekräftige, valide und beachtete Patientenverfügung zu erstellen, die den Wünschen des Patienten auch tatsächlich entspricht“, erklärt Feddersen.

Aussagekräftige Patientenverfügung

Erreicht werden soll dies durch professionelle Gespräche mit potentiellen Patienten und ihren Angehörigen. Das Gesprächsergebnis soll in einer aussagekräftigen Patientenverfügung zusammengefasst werden.

Wichtig ist es laut Feddersen, auch die Angehörigen mit einzubeziehen: „Denn sie können später als Sprachrohr dienen, falls sich der Patient nicht mehr äußern kann.“ Die Gespräche, die sehr ins Detail gehen und meist viele Stunden oder sogar mehrere Sitzungen andauern, sollen von speziell ausgebildeten Gesprächsbegleitern geführt werden, die sich bereits mit der Materie auskennen und eine gewisse Vorerfahrung haben – wie beispielsweise Pflegefachkräfte oder Sozialpädagogen.

Auch der zuständige Hausarzt soll laut Feddersen mit ins Boot geholt werden und prüfen, ob die daraus entstehenden Dokumente inhaltlich stimmig sind.

In Pilotaltenheimen erfolgreich umgesetzt

„Es gibt in Deutschland bereits einige Pilotaltenheime, in denen das Konzept erfolgreich umgesetzt wird“, erklärt Dr. Norbert Scheffold, der Vorsitzende des Ethikkomitees am Klinikum Memmingen, der zu der Diskussionsrunde mit Tagesgästen aus dem medizinischen und juristischen Bereich ins Kloster Bonlanden geladen hatte. Laut Scheffold wird das Projekt von den Krankenkassen bezahlt. „Allerdings bisher nur für Bewohner stationärer Einrichtungen.“ Ziel sei es nun, dieses Konzept auch in Alten- und Pflegeheimen in der Region Memmingen-Unterallgäu umzusetzen.

Um dies zu erreichen, wurden vergangene Woche die hiesigen Heime angeschrieben und über das Konzept informiert, wie Thomas Roth erklärt, der Vorsitzende des ambulanten Hospiz- und Palliativbegleitungsdienstes, Sankt Elisabeth Hospiz Verein Memmingen-Unterallgäu, der sich um die konkrete Umsetzung kümmert. „Von Seiten einiger Heime wurde bereits großes Interesse bekundet, bei dem Projekt mitzumachen“, freut sich Roth. Auch wurden laut dem Vorsitzenden zwei professionelle Gesprächsbegleiter ausgebildet, die jetzt in den Startlöchern stehen und auf ihren ersten Einsatz warten.

Zur Information: Das Ethikkomitee des Klinikum Memmingen wurde vor drei Jahren gegründet und besteht aus Mitgliedern verschiedener Berufsgruppen, die sich mit schwierigen ethischen Fragestellungen im Klinikalltag beschäftigen.