Augsburg (dl). Das schwäbische Handwerk präsentiert sich mit Optimismus und gesundem Selbstvertrauen, geht aber ohne übertriebene Erwartungen in das Jahr 2016. Das geht aus einer Pressemitteilung der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) hervor. Der Großteil der Betriebe profitiert demnach von einem günstigen Konsumklima. Entsprechend positiv fallen die Bewertungen aus: 87 Prozent der befragten handwerklichen Unternehmen beurteilen ihre eigene Geschäftslage als gut oder befriedigend.
Auch im vierten Quartal bewahren sich die Handwerksbetriebe in Schwaben ihre Zuversicht. Quer über alle Branchen bewerten lediglich 13 Prozent der Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation als schlecht. Die höchsten Zufriedenheitswerte melden die Unternehmen aus dem Ausbau- und Nahrungsmittelgewerbe. Jeweils 93 Prozent äußern sich positiv. Knapp dahinter liegen die Handwerke des gewerblichen Bedarfs; neun von zehn Firmen sind optimistisch gestimmt. Auch die konsumnahen Handwerke wie Optiker oder Friseure, das Kfz-Handwerk und die Betriebe aus dem Bauhauptgewerbe sind zu 80 Prozent zufrieden, auch wenn letztere mit Einbußen aufgrund saisonaler Effekte zu kämpfen haben.
Auftragsbücher etwas schmäler
Die durchschnittliche Reichweite der Auftragsbestände liegt mit 6,2 Wochen um 0,5 Wochen niedriger als im Vorquartal, aber exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Die Umsätze entwickeln sich ohne großen Elan. Knapp ein Fünftel der Betriebe meldet ein Plus. Während 58 Prozent über stabile Zahlen berichten, ist bei 23 Prozent der Firmen der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als noch im Vorquartal. Saisonale Einflussfaktoren, insbesondere im Bauhauptgewerbe, bremsen die wirtschaftliche Dynamik.
Dazu Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK): „Das Handwerk fungiert einmal mehr als Stabilitätsanker der Wirtschaft. Steigende Realeinkommen und eine niedrige Inflation beflügeln die Kauf- und Investitionslaune der Verbraucher. Doch diese erfreuliche Entwicklung darf den Blick nicht darauf verstellen, dass auf dem Feld der Steuerpolitik seit Jahren weitgehend Stillstand herrscht – von einem ersten Schritt zum Abbau der kalten Progression einmal abgesehen. Über das Thema einer Steuerstrukturreform wird gar nicht mehr geredet", bemängelt Wagner, "und auch bei der Förderung der energetischen Gebäudesanierung ist kein Durchbruch zu erkennen. Das muss sich ändern.“
Fachkräftesicherung bleibt wichtiges Thema
Der handwerkliche Arbeitsmarkt ist im vierten Quartal weitgehend ausgeglichen, die Zahl der Arbeitsplätze ist lediglich um ein halbes Prozent zurückgegangen. 8 Prozent der Betriebe haben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Die Sicherung mit Fachkräften und Auszubildenden bleibt für die schwäbischen Handwerksbetriebe eine der zentralen Herausforderungen. „Unsere Unternehmen nehmen sich mit großem Einsatz weiterhin der Aufgabe an, Flüchtlinge auszubilden", erklärt Ulrich Wagner. "Die Handwerkskammer unterstützt und hilft dabei mit einem breiten Angebot. Doch Flüchtlinge alleine können unsere Fachkräfteprobleme nicht lösen.“
Die duale Ausbildung müsse weiter gestärkt werden, so Wagner weiter. Denn sie bringe hochqualifizierte Mitarbeiter hervor, aus denen die Meister und Unternehmer von morgen werden. „Die Innovationskraft im Handwerk steht und fällt mit der Qualifikation der Mitarbeiter. Daher darf es keine Absenkung von Ausbildungsstandards und keine 'Ausbildung light' geben“, mahnt der Hauptgeschäftsführer der HWK.
Verhaltener Optimismus für die kommenden Monate
Die große Mehrheit der schwäbischen Handwerksbetriebe zeigt sich auch für das Jahr 2016 zuversichtlich. 85 Prozent gehen von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage im kommenden Quartal aus. 62 Prozent der befragten Betriebe rechnen im nächsten Quartal mit gleichbleibend hohen Umsätzen, weitere 15 Prozent gehen von einer Steigerung aus. Knapp ein Viertel kalkuliert jedoch mit einem Umsatzrückgang. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Prognosen zu den Auftragseingängen. Während 84 Prozent mit stabilen oder sogar steigenden Neuaufträgen planen, erwarten 16 Prozent ein Minus. Über 90 Prozent der befragten Firmen wollen im kommenden Quartal ihren Personalstamm halten oder aufstocken.