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ÖDP: So geht Energiewende - im eigene Haus und im Haushalt der Stadt Memmingen

veröffentlicht am 07.02.2014

Karikatur Ölheizung

Markus Reichert und Wolfram Hennemann Der ÖDP-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Dieter Buchberger mit den Referenten Markus Reichert und Wolfram Hennemann. Fotos: as

Memmingen (as). Beim Vortrag der ÖDP zum Thema "Energiewende" referierten die Diplom-Ingenieure Markus Reichert und Wolfram Hennemann zum Thema Energiesparen. Die Zuhörer bekamen viele Informationen und Tipps mit auf den Weg, um Wärmebrücken zu vermeiden, Stromkosten zu sparen und erfuhren, warum sich Photovoltaik nach wie vor für den Privathaushalt auszahlt. Auch in Hinblick auf die Energiepolitik der Stadt Memmingen gab es zahlreiche Verbesserungsvorschläge.  

„Die Energiekosten sind in den letzten zehn Jahren um 42 Prozent, die Gehälter aber nur um 17 Prozent gestiegen“, eröffnete Dipl-Ing. Markus Reichert seinen Vortrag. Er erklärte, wie man Leckagen (Undichtigkeiten) im Haus aufspürt, um Wärmeverlust wirksam vorzubeugen. Der Vollwärmeschutz der Häuser höre oft an der Keller- oder Endgeschossdecke auf, kritisierte Reichert. Wesentlich sei jedoch eine optimale Dämmung des Sockelbereiches

"Luft ist das bedeutendste Lebensmittel"

Reichert Markus Reichert, ödp, platz 19

Wichtig sei es, den Wasserdampf, der beim Kochen, Waschen, Duschen und durch den menschlichen Körper entsteht (ca. 10 bis 15 Liter am Tag) durch Stoßlüften abzutransportieren. Die Lüftungszeit ist abhängig von der Außentemperatur - im Winter reichen 4 bis 6 Minuten, im Sommer  25 bis 30 Minuten. „Luft ist das bedeutendste Lebensmittel, wir verbringen zwei Drittel unseres Lebens in geschlossenen Räumen“, so Reichert. Doch das Thema Lüftung werde oft vernachlässigt. „Der Schädling im Haus ist der Mensch“. Laut Gesetz muss der Mieter nur morgens und abends lüften, dies reiche jedoch oft nicht um die Wohnung zu entfeuchten.

Hydraulischer Abgleich

Ob die Heizungsanlage energiesparend ist, könne man anhand von Vor- und Rücklaufzähler ganz einfach erkennen. (Der Vorlauf sollte höher sein, z.B. 70 zu 55 Grad), damit der hydraulische Abgleich funktioniert. „Unsere Anlagen laufen generell mit zu hohen Temperaturen und die Heizkörper sind um 20 bis 40 Prozent überdimensioniert.“ Er riet außerdem zur Anschaffung einer neuen Heizungspumpe (Energieeffizienzpumpe), die sich innerhalb von 3 bis 6 Jahren amortisiere.

Wer Strom sparen möchte, solle seine Geräte nicht im Standby Modus lassen (ein dvd-Player z.B. koste dann 46 Euro/Jahr) oder rund um die Uhr online sein. Ein Powersafer nimmt alle Stand by Schaltungen vom Netz. Außerdem gab Reichert Tipps rund um die Haushaltsgeräte, z.B. riet er, den Wäschetrockner gegen einen Wärmepumpentrockner auszutauschen.

Kommunale Passivhäuser und energetische Sanierung

Dann kam Reichert auf die Energiekosten der Stadt Memmingen zu sprechen, die sich 2012 auf 3,6 Millionen Euro beliefen. Er demonstrierte am Beispiel der Passivhausschule Günzburg (6 Prozent Mehrkosten beim Bau), wie eine Lüftungsanlage das CO2  im Raum senkt. Da die Raumluftqualität sich stark auf die Befindlichkeit auswirke, seien die Kinder durch bessere Belüftung aktiver, entspannter und aufmerksamer.

Karikatur ÖlheizungErhebliche Energieeinsparungen ließen sich in der Stadt Memmingen erzielen, so Reichert, durch den Bau kommunaler Passivhäuser sowie durch energetische Sanierung von städtischen Gebäude, einiger Kindergärten, der Grundschule Steinheim, des BBZ (Heizkosten 2012: 68.322 Euro) und der Edith Stein Schule (50 Jahre alte Fenster). „Der Wert eines Neubaus hängt in Zukunft vom technischen Stand ab“. Deshalb sollte die Stadt Memmingen Baugebiete im Passivhaus-Standard ausweisen und Zuschüsse für energetische Sanierungen bereitstellen. Nicht zuletzt in Hinblick auf die wachsende Altersarmut sei energetische Sanierung geboten. „Eines ist sicher: die Energiekosten werden stiegen, die Renten sinken.“ Außerdem wäre es sinnvoll, Energie aus Biogas-Anlagen zu nutzen.

"Photovoltaik rechnet sich nach wie vor!"

Wolfram Hennemann, ÖDP auf Platz 7 der Liste Wolfram Hennemann, ÖDP, auf Platz 7 der Liste

Dipl.-Ing. Wolfram Hennemann referierte über Photovoltaik, die einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leiste und den Nutzer unabhängig von steigenden Gas- und Ölpreis macht. PV rechne sich nach wie vor, das gelte auch für kleine Anlagen (unter 4 kW), wie Henemann am Beispiel eines Vier-Personen-Haushaltes ausrechnete. Voraussetzung ist eine Süd bzw. Südwest-Dachausrichtung.

Je höher der Eigenverbrauchsanteil, desto schneller amortisiere sich die PV-Anlage, bei 28 Prozent Eigenverbrauch des erzeugten Stromes nach spätestes zwölf Jahren. Das könne man von Gas, Öl und Pellet nicht behaupten. Stromintensive Geräte vorzugsweise sollten also vorzugsweise benutzt werden, wenn die Sonne scheint. Von Akkuspeicher riet Hennemann vorerst ab, sie seien noch zu teuer, gemessen an der Lebensdauer, und schwer recyclebar. Neue Speichertechniken (Redox Flow, Graphen, Li-Luft, Li-S etc.) stünden jedoch in Aussicht.

Als energetisch beste Lösung zur Umwandlung des Stroms in Wärme empfiehlt Hennemann eine Wärmepumpe, deren Anschaffungskosten bei einem Vier-Personen-Haushalt bei etwa 2.400 Euro liegt.

"Die EEG-Lüge"

Schließlich ging er noch unter dem Stichwort „Die EEG-Lüge“ auf die massiv gestiegen Strompreise ein. 2013 beliefen sich die Stromkosten auf 26 Cent pro Kilowattstunde. Von den 38 Prozent Preissteigerung entfallen aber nur 3,6 Cent auf das Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG).

Hennemanns Fazit: „Mit PV könne Sie Ihren eigenen Strom für rund ein Drittel der Kosten erzeugen, die Sie dem Energieversorger zahlen müssten.“ In Verbindung mit einer Wärmepumpe  bzw. einem Klima-Split-Gerät sei die Investition nach 5 bis 10 Jahren bezahlt. „Danach verdienen Sie stetig Geld mit Ihrem eigenen Strom. Und das um so mehr, je weiter der Strom-, Gas- oder Ölpreis steigt.“