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„Ob es so oder so oder anders kommt...“

Frauengeschichtswerkstatt stellte 2. Band "Memminger Frauen" im Rathaus vor

veröffentlicht am 08.11.2017
FGW

Die Memminger Schauspielerin Anke Siefken trug einige der Biographien aus dem neu erschienenen Band "Memminger Frauen" vor, sehr stimmig begleitet von Annette Weber auf dem Akkordeon mit eigenwilligen Interpretationen bekannter Volkslieder. Unser Vorschaubild zeigt die 1. Vorsitzende der FGW Ursula Hinske-Gengnagel mit Oberbürgermeister Manfred Schilder und Bürgermeisterin Margareta Böckh. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). „Ich sehe nicht ein, warum wir uns immer um die Männer oder gar um ihre Schlachten kümmern sollen; die Geschichte der Frauen ist meist viel interessanter“, schrieb Theodor Fontane 1891 in seinem Vorwort zu „Unwiederbringlich“. Bürgermeisterin Margareta Böckh stellte dieses Zitat ihrem Grußwort voran, als nun im Rathaus der zweite Band „Memminger Frauen“ der Frauengeschichtswerkstatt Memmingen vor über 250 Gästen vorgestellt wurde.

Die Mitglieder der Frauengeschichtswerkstatt Memmingen (FGW) und weitere Autorinnen haben das Leben Memminger Frauen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart akribisch erforscht und in 50 bebilderten Kapiteln beschrieben. „Einige dieser starken Frauen waren auch für mich Vorbilder“, bekannte Margareta Böckh in ihrem leidenschaftlichen Plädoyer für die Würdigung weiblicher Leistungen vor dem Hintergrund der „von mächtigen Männern dominierten Geschichte Memmingens“. Die FGW habe den Grundstein dafür gelegt, „dass Frauen endlich den Stellenwert erhalten, den sie verdienen“.

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Sigrid Baur, erste Memminger Frauenbeauftragte und Vorgängerin von Claudia Fuchs (Mitorganisatorin der Buchpräsentation), schenkte den Zeitzeuginnen im Publikum bzw. ihren Nachkommen die ersten Ausgaben des frisch erschienenen Bandes.

Über 250 Gäste im Rathaus

Das mit Spannung erwartete Buch, in dem auch Gastautorinnen zu Wort kommen, sei die Fortsetzung des ersten, 2012 erschienenen Bandes über Memminger Frauen, erklärte die erste Vorsitzende der 1994 gegründeten FGW Ursula Hinske-Gengnagel in ihrer Begrüßung der zahlreichen Gäste, die über den Sitzungssaal hinaus das Foyer des Rathauses füllten.

Anhand der acht Biografien, welche  die Memminger Schauspielerin Anke Siefken dem aufmerksam lauschenden Publikum vortrug - sehr stimmig von Annette Weber auf dem Akkordeon mit eigenwilligen Interpretationen bekannter Volkslieder in Tour und Moll umrahmt - wurde die Vielfalt der 51 geschilderten Frauenschicksale deutlich. Nicht wenige waren von Vertreibung, Krieg und Verfolgung geprägt. Wie das von Sigrid Bauer, Sekretärin dreier Memminger Oberbürgermeister, die schließlich zur ersten Frauenbeauftragten der Stadt wurde. Oder Edith Plotzitzka, deren Tochter Iris in Memmingen mehrfach Sportlerin des Jahres war und 1988 an der Olympiade teilnahm. Die heute 92-jährige Strickmeisterin Charlotte Guschewski erlebte und erlitt als Tochter eines jüdischen Unternehmers die Nazizeit.

Regional und international bekannte Namen

Auch das der 2012 im Alter von nur 55 Jahren verstorbenen Künstlerin Bettina Demmel, die viele Kinder und Jugendliche in ihrer Memminger Atelierkunstschule unterrichtete, gehörte zu den berührenden Schicksalen, die Anke Siefken vortrug. Ein bekannter Name in Memmingen ist auch OstR Hildegard („Fräulein“) Amberger: Die Musiklehrerin begründete am Vöhlin Gymnasium Schulchor und -orchester.

Sogar zwei international bekannte Frauen werden in der Lesung gewürdigt: die Modedesignerin Gabriele Strehle, Designerin und Kreativdirektorin beim Modehaus „Strenesse", 1951 in Hawangen geboren, und die deutsch-litauische Schlagersängerin Lena Valaitis. Die Sängerin besuchte in Memmingen die Volksschule, nachdem sie mit ihrer Mutter gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus der durch Luftangriffe zerstörten ostpreußischen Stadt Memel floh.

„Ob es so oder so oder anders kommt“ – mit diesem von Anke Siefken vorgetragenen Valaitis-Hit, in den das Publikum mit einstimmte, fand die Veranstaltung einen passenden Abschluss.

Das im Holzheu Verlag erschienene Buch "Memminger Frauen" ist ab sofort in allen Memminger Buchhandlungen erhältlich.

Die Frauen Geschichtswerkstatt sucht jüngere Mitarbeiterinnen. Wer Interesse hat, wende sich an Ursula Hinske-Gengnagel, E-Mail: hinske-memmingen@t-online.de, Telefon 08331/ 494447.

Infos über die FGW gibt es auch unter www.frauengeschichtswerkstatt.de