Gottfried Voigt amüsiert seine Parteikollegen bei der Jahreshauptversammlung mit einer satirischen Rede. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Bei der
Jahreshauptversammlung der Freien Wähler im Gasthof Schwanen, bei der etwa 20
der 46 Mitglieder anwesend waren, blickte der 1. Vorstand Jürgen Haffelder auf ein „ruhiges
Jahr“ 2015 zurück. Einzig markanter Punkt seines Ausblicks auf das laufende Jahr war die Wahl des
Memminger Oberbürgermeisters. Hierzu habe man bereits Gespräche mit diversen
Kandidaten geführt, aber nichts entschieden. „Wir warten zunächst einmal
ab, was die CSU macht“, so
Haffelder.
Haffelder sprach außerdem Differenzen zwischen kommunaler Wählervereinigung und Partei an. „Viele Mitglieder der Freien Wähler können sich mit der Partei nicht identifizieren, darum muss die Doppelstruktur erhalten bleiben", so Haffelder. Kernaufgabe bleibe jedoch die kommunale Politik.
In diesem Zusammenhang appellierte er an die Mitglieder,
„nicht so isoliert in Memmingen zu wurschteln“, sondern sich wieder verstärkt
im Bezirk zu engagieren. Die Kreisvorsitzenden Südschwaben sollten sich
häufiger treffen, um eine gemeinsame Linie zu finden. Für die Teilnahme an überregionalen Versammlungen stellten sich fünf
Delegierte und ebenso viele Stellvertreter
zur Verfügung.
Bericht aus dem Stadtrat
Neben
der Kassenprüfung (Hans-Georg Bilgram bezifferte das Vermögen der Partei auf
knapp 22.600 Euro – 5.000 mehr als im Vorjahr) und der Entlastung des Vorstandes
stand auch der Bericht aus dem Stadtrat von Helmut Börner auf dem Programm. Der Fraktionsvorsitzende äußerte sich vor allem erfreut darüber, dass endlich zwei Millionen für den Ausbau
der Straße nach Hurren im Haushalt bereitgestellt worden seien.
„In vielen Punkten umstritten“
sei das geplante Fachmarktzentrum, dass im Verbund mit dem Einrichtungshaus
Ikea am Autobahnkreuz Nord entstehen soll (wir berichteten). Des Weiteren kritisierte er,
dass die repräsentative Demokratie im Stadtrat gelitten habe: Man habe sich mit
32:8 Stimmen für die Beteiligung am Airport-Grundstückskauf entschieden. „Ein
Mehrheitsbeschluss ist für alle verbindlich“, so Börners Seitenhieb auf Grüne und
ÖPD, die dennoch einen Bürgerentscheid angestrengt hatten.
Im nachgeholten Aschermittwochsprogramm (das aufgrund des Zugunglücks abgesagt worden war), nahm Jürgen Kolb in seiner „kleinen Plauderei“ vor allem die dienstälteren Stadträte aufs Korn, die sich in öffentlichen Sitzungen einfach zu gerne Reden hörten. „Das bringt nur was fürs Ego, nicht für die Sache.“
Viel Beifall erhielt Gottfried Voigt für seine ausgefeilte satirische Rede über den „kleinen Memminger“ im Stadtrat, der sich nur allzu oft viel zu wichtig nähme - sehr zum Leidwesen der „Fünf Freunde der FW“.
Wortreich prangerte er die „exorbitante
Zeitverschwendung“ an, die allein durch die allzu ausführlichen und
ehrerbietigen Anreden der „hochverehrten“ Anwesenden im Stadtrat durch
die jeweiligen Redner entstehe („360 Stunden im Jahr“).
Sein Spott
ergoss sich
vor allem über den „bedeutungsvoll unwichtigen“ ÖPNV-Arbeitskreis, der
in
Sachen Öffentlicher Personennahverkehr „ebenso viel bewegt hat wie Erich
Honnecker in Sachen Wiedervereinigung“. Genüsslich zog er diverse
Stadtratskollegen
durch den Kakao und schloss mit einem Hinweis auf den Oberbürgermeister-Kandidaten der
Freien
Wähler: „Bernhard Pohl wird’s nicht!“