Memmingen (dl). Christine Hofer und Alexander May werden ab der Spielzeit 2022/2023 die künstlerische Leitung des Landestheater Schwabens übernehmen werden. Allerdings vorerst nur interimsweise für zwei Jahre – dann wird ein neues Auswahlverfahren für die Position der Intendanz am Landestheater Schwaben aufgesetzt. Grund für diese Interimsentscheidung ist, dass die Kandidatin, die im in der letzten Woche abgeschlossenen Auswahlverfahren für die Stelle der Intendanz eigentlich ausgesucht worden war, ihre Bewerbung nach der Wahlentscheidung kurzfristig aus persönlichen Gründen zurückgezogen hat.
Christine Hofer ist aktuell noch Leiterin der Kinder- und Jugendsparte am Landestheater Eisenach. Foto: Christine Hofer
Eine Findungskommission, die sich aus VertreterInnen des Zweckverbands und ExpertInnen aus der Theaterwelt zusammensetze, hatte in den vergangenen sechs Monaten in einem dreistufigen Auswahlverfahren, aus knapp 80 Bewerbungen eine Kandidatin für die ab 2022 vakante Intendantenstelle ausgewählt.
In der Kürze der Zeit wäre es nicht möglich gewesen, nach der überraschenden Absage ein neues Auswahlverfahren bis zum Beginn der Spielzeit 2022 /23 mit angemessenem Vorlauf abzuschließen. Um die künstlerische Zukunft des Landestheaters Schwaben zu sichern und Kontinuität zu gewährleisten, werden nun Christine Hofer und Alexander May die künstlerische Leitung für zwei Jahre interimsweise übernehmen. Peter Kesten, seit 23 Jahren stellvertretender Intendant und Oberspielleiter am Landestheater Schwaben und ab der Spielzeit 2022/23 in der neuen Verantwortung als Kaufmännischer Direktor, ist der dritte Kopf des Leitungsteams.
In dem nun geschaffenen Übergangszeitraum wird dann im Rahmen eines erneuten Auswahlverfahrens die künstlerische Leitung ab der Spielzeit 2024/25 neu ausgeschrieben werden.
„Ich freue mich, dass wir in dieser außergewöhnlichen und herausfordernden Situation ein künstlerisch so spannendes und leitungserfahrenes Team für die Übergangszeit von zwei Jahren gewinnen konnten und dass die Zukunft des Landestheaters Schwaben auf diese Weise gesichert ist", verkündet Manfred Schilder, Verbandsvorsitzender und Oberbürgermeister der Stadt Memmingen. "Ich gratuliere Christine Hofer und Alexander May von ganzem Herzen und freue mich auf die Zusammenarbeit!“
Kein unbekanntes Gesicht
Christine Hofer ist aktuell noch Leiterin der Kinder- und Jugendsparte am Landestheater Eisenach. Alexander May war bereits am Theater Pforzheim als künstlerischer Direktor und am Rheinischen Landestheater Neuss als stellvertretender Intendant und Chefdramaturg in Leitungsfunktion tätig und bewies auch am Theater Trier als Mitglied der interimistischen Schauspielleitung seine Kompetenz für die nun anstehenden Aufgaben in Memmingen. Er ist designierter Intendant der Burgfestspiele Mayen, deren künstlerische Leitung er am 1. September 2021 übernimmt, und kein unbekanntes Gesicht am Landestheater Schwaben, da er in der Vergangenheit bereits häufiger am Haus inszenierte.
„Wir freuen uns riesig auf unsere gemeinsame Arbeit in Memmingen und der Region", so Christine Hofer und Alexander May. "Es ist uns ein Anliegen, Theater für alle zu machen, für jedes Alter und jede Schicht. Offenheit und Transparenz ist uns in unserer Theaterarbeit sehr wichtig. Die Relevanz von Theater, Kunst und Kultur muss sich erneut unter Beweis stellen, und wir wollen diese Herausforderung mit Leidenschaft gemeinsam annehmen. Wir glauben daran, dass Theater sich aus seinen alten Hierarchien lösen muss. Die großen und kleinen Erzählungen unserer Zeit – die Frage des Klimawandels, der Solidarität und Systemkritik – sollen einen Raum auf der Bühne finden. Dabei interessiert uns Theater, das Gefühle auslöst, weil sie unmittelbar die Herzen und Köpfe der Menschen öffnen. Unser Theater soll ein verbindendes Element zwischen den Generationen sein. In diesem Sinne möchten wir die erfolgreiche Arbeit von Kathrin Mädler fortsetzen und neue, eigene Impulse setzen.“
Vita Christine Hofer
Christine Hofer ist seit der Spielzeit 2018 Leiterin der Sparte „Kinder- und Jugendtheater“ am Landestheater Eisenach. Sie wurde in Brandenburg geboren und war nach ihrer Schauspielausbildung in Berlin zunächst am Staatstheater Braunschweig engagiert.
Christine Hofer studierte im Anschluss Regie an der Ernst-Busch-Schule Berlin, bei Dozenten wie Peter Zadek, Thomas Ostermeier, Robert Lepage oder Thomas Wieck. Noch während des Studiums erhielt ihre Inszenierung „Iphigenie in Aulis“ den Kulturpreis der Stadt Bensheim und wurde ans Thalia Theater Hamburg und zu den Ruhr-Festspielen Recklinghausen eingeladen.
Seit ihrem Abschluss 2005 arbeitet sie als freie Regisseurin deutschlandweit erfolgreich an verschiedensten Bühnen, u.a. am Berliner Maxim Gorki Theater, am Deutschen Theater Berlin, am Jungen Theater Göttingen, am Theater Altenburg / Gera, am Theater Rudolstadt und am Volkstheater Rostock. Für das Theater Magdeburg erarbeitete sie eine eigene Fassung von „Frühlingserwachen“ von Frank Wedekind.
Für Ihre Inszenierung von „Spamalot“ von Eric Idle am Theater Krefeld Mönchengladbach erhielt sie 2018 den Publikumspreis.
Christine Hofer war zudem 2016 bis 2018 die künstlerische Leiterin des Theatersommers Netzeband. Dort inszenierte sie „Urfin und die Holzsoldaten“ von A. Wolkov und „Der Geizige“ von Moliere.
Vita Alexander May
Alexander May ist designierter Intendant der Burgfestspiele Mayen, deren künstlerische Leitung er am 1. September 2021 übernimmt.
Geboren 1970 in Trier, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Steinbildhauer und Steinmetz. 1999 gründete er die freie Theatergruppe „Fragment“, mit der er zahlreiche Produktionen in Berlin realisierte. Parallel dazu arbeitete er als Regieassistent u.a. mit Claus Peymann, Thomas Langhoff und Christoph Schlingensief. 2001 bis 2005 war er Regieassistent am Bayerischen Staatsschauspiel München, wo er u.a. mit Barbara Frey und Jan Bosse arbeitete, 2005 inszenierte er im Marstall GENUA 01 von Fausto Paravidino. Seit 2005 ist Alexander May als freier Regisseur für Schauspiel, Oper und Hörbuch tätig.
Von 2014 bis 2017 war er als künstlerischer Direktor am Theater Pforzheim tätig.
In der Übergangsspielzeit 2017/18 übernahm er als Mitglied der Theaterleitung des Theaters Trier die Aufgaben als Chefdramaturg und Regisseur.
Von 2018 bis 2020 arbeitete er als Stellvertretender Intendant, Chefdramaturg und Regisseur am Rheinischen Landestheater Neuss.
Seit 2017 inszeniert Alexander May die jährliche Arenashow des Kaltenberger Ritterturniers mit über 200 Mitwirkenden. Die Veranstaltung findet in der Kaltenberger Arena vor jeweils über 10.000 Zuschauern statt.
Er inszenierte u.a. am Bayerischen Staatsschauspiel, Theater Essen, Theater Trier, Theater Augsburg, Staatstheater Nürnberg, Theater Osnabrück, Schauburg München, Kammeroper München und bei den Salzburger Festspielen. Zuletzt inszenierte Alexander May 2021 in Greifswald „Das Produkt“.