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Menschenwürde im Mittelpunkt: Klaus Holetschek besucht Kinderhospiz Sankt Nikolaus

veröffentlicht am 08.02.2017
Holetschek besucht Kinderhospiz Sankt Nikolaus

Bernhard Seidenath und MdL Klaus Holetschek (rechts), die Vorsitzenden des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, informierten sich über die aktuelle Situation des Kinderhospizes St. Nikolaus in Bad Grönenbach. Links im Bild: Die Vorstände Kirsten Pallacks und Marlies Breher. Foto: Sonnleitner

Bad Grönenbach (as). Als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag besuchte MdL Klaus Holetschek gemeinsam mit weiteren Abgeordneten der CSU im Rahmen einer Informationsreise das Kinderhospiz Sankt Nikolaus in Bad Grönenbach. Sein Fazit: Es wird zu wenig für die Familien der unheilbar erkrankten Kinder geleistet.

Im Gespräch mit den Vorständen von St. Nikolaus wurde schnell klar, wo der Schuh drückt: Nach wie vor finanziert sich das Kinderhospiz zu 70 Prozent aus Spendengeldern. Die Krankenkassen bezuschussen den Aufenthalt eines Patienten mit 440 Euro pro Tag. Der tatsächliche Bedarf ist jedoch fast doppelt so hoch. Bedingt sei dies durch den hohen Personalaufwand  der 1:1-Betreuung, erklärte Geschäftsführerin Anita Grimm. Nicht berücksichtigt werden jedoch vor allem die Kosten für die Unterbringung und Betreuung von Eltern und Geschwistern der betroffenen Kinder und Jugendlichen, diese liegen bei 750 bis 800 Euro pro Tag.

"Die Spenden sind nicht unerschöpflich"

Eine Million an Spendengeldern muss jährlich gesammelt werden, damit das Haus mit seinen knapp 50 Mitarbeitern (auf 30 Stellen) finanziert werden kann. "Für den Gesamthaushalt brauchen wir 1,6 Millionen Euro jährlich. Davon finanziert der Förderverein eine Million Euro mit Hilfe von Spendengeldern aus der Region", erklärte Vorstand Marlies Breher. Doch: "Die Spenden sind nicht unerschöpflich, irgendwann ist die Obergrenze erreicht", befürchtet Vorstand Kirsten Pallacks.

Schnell wurde der Pflegenotstand zum Thema der Diskussion. Entgegen der realen gesellschaftlichen Erfordernisse gäbe es immer weniger Pflegekräfte, da der Beruf unattraktiv und schlecht bezahlt sei. Staatsminister a.D. Dr. Thomas Goppel ergänzte, dass Qualitätsstandards litten, da viele Verwaltungstätigkeiten in der Pflege den Berufsalltag erschwerten.

"Verlogene Gesellschaft"

Anita Grimm sprach von einer "verlogene Gesellschaft": "Wir stehen nicht zu Einrichtungen wie das Kinderhospiz und zu menschenwürdiger Versorgung." Sie sieht die Kinderkrankenpfleger/innen als Verlierer der generalistischen Ausbildung im Pflegebereich, welche die Altenpflege, die Krankenpflege und die Kinderkrankenpflege zu einem neuen, gemeinsamen Pflegefachberuf mit Schwerpunktbildung zusammenführen soll. Diese Maßnahme würde den riesiger Mangel an Kinderkrankenpflegekräften nicht beheben, meinte Grimm.

„Wir steuern auf eine humanitäre Katastrophe zu", so Klaus Holetschek in seinem Fazit. Ebenso wie Dr. Thomas Goppel plädierte er für einen Paradigmenwechsel einer nur an kostenorientierten Medizin: „Wir reden darüber, dass die Menschenwürde im Mittelpunkt steht und diskutieren dann sehr schnell nur noch übers Geld", so Holetschek, verbunden mit einem Plädoyer für eine humanitäre Gesellschaft. Einrichtungen wie das Kinderhospiz zu unterstützen, sei eine "politische Aufgabe für die Zukunft".

"Sehr positiv überrascht, was das Haus leistet"

Holetschek und der Arbeitskreisvorsitzende Bernhard Seidenath bedankten sich für das große Engagement der Vorstände und Mitarbeiterin/innen von St. Nikolaus. Man sei „reich beschenkt an Eindrücken“ und sehr positiv überrascht, was das Haus leiste.

Die Zuständigen hoffen nun, dass das Problem nicht weiter vertagt wird. Auf die Frage der Lokalen, was sich seit dem Besuch von Staatsministerin Melanie Hummel im Jahr 2014 verändert habe, lautete die spontane Antwort „nichts“. Huml sagte damals, es sei vorgesehen, dass 95 Prozent der jährlichen Kosten über die Kranken- und Pflegekasse abgedeckt würden und lediglich fünf Prozent über Spenden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Info: St. Nikolaus in Bad Grönenbach, 2007 eröffnet, ist das einzige stationäre Kinderhospiz in Süddeutschland. Neben acht behindertengerecht ausgestatteten Zimmern finden in der Anlauf- und Erholungsstätte für Familien mit unheilbar erkrankten Kindern auch deren Eltern und Geschwister Raum. Das Haus begleitet die Familie von der ärztlichen Diagnose ab bis in die Sterbephase hinein und über den Tod des erkrankten Kindes hinaus. Die Krankenkassen bezuschussen den Aufenhalt des Patienten bis zu einer Höchtsdauer von 28 Tagen. Bisher wurden hier 447 Familien betreut. Das Kinderhospiz sucht derzeit dringend Kinderkrankenpflegekräfte.