Bei der Vorstellung der Memmingerberger Chronik (von links): Alwin Lichtensteiger (Bürgermeister Memmingerberg), Ursula Stetter sowie die engsten Mitarbeiter bei der Gestaltung und Recherche, Rudolf Mayer, Gabriele Wassermann, und Günter Halbig. Foto: Radeck
Memmingerberg (rad). Knapp 600 Seiten Memmingerberg – Interessantes, Kurioses und vor allem eine ganze Menge Dokumente und Bilder sind in der nun erschienenen Chronik nachzublättern. „Memmingerberg – seine Menschen, Häuser und Geschichte(n)“ lautet dann auch der Titel des Werkes von Autorin Ursula Stetter.
Sechs Jahre lang hat die Autorin intensiv in den Archiven
des Ortes oder auch Memmingens und sogar im schwäbischen Staatsarchiv recherchiert.
Herausgekommen ist – mit großer Unterstützung vieler helfenden Hände und Augen
– ein spannendes Heimatbuch über den Wandel eines kleinen, landwirtschaftlich
geprägten Dorfes zu einer über die weiten Grenzen Bayerns hinaus bekannten
Airport-Gemeinde.
Ein kleiner Blick zurück ins Jahr 2010 – nach einer
Fotoausstellung über die Gemeinde entstand die Idee einer eigenen Chronik. Mit
dem jetzigen Ergebnis, knapp 600 Seiten Geschichte und Geschichte(n) aus
Memmingerberg. Vorangegangen waren zahllose Stunden in den Archiven und am
Computer. Sogar das amerikanische Verteidigungsministerium wurde bemüht, um
zusätzliche Infos zum Fliegerhorst zu erhalten. Immerhin war Memmingerberg
lange Jahre nach (und auch vor dem Krieg) ein wichtiger Militärflughafen, ehe zivile
Luftfahrt auf dem Gelände angesiedelt wurde, womit auch neue Perspektiven
entstanden.
Bewegende Lebensgeschichten
Daneben finden sich die unterschiedlichsten Geschichten um
das tägliche Leben in einem über viele Jahre hinweg landwirtschaftlich
geprägten Dorf. Stetter erklärte bei der Buchvorstellung, dass sie „immer
wieder verblüfft“ gewesen sei, „welche Auswirkungen die große Weltpolitik auf
den Alltag des kleinen Dorfes hatte“. Tief berührt hätten sie die bewegenden
Lebensgeschichten und die hohe Kindersterblichkeit, was aus den Eintragungen
der Kirchenbücher hervorgeht. Alle Angaben hat sie mit Quellen belegt.
Farbaufnahmen aus dem Jahr 1938
Und wer sich über die vielen Farbaufnahmen von Alltagsszenen und Dorfbürgern aus dem Jahr 1938 wundere, müsse wissen, dass der begeisterte Hobbyfotograf Otto Hell damals am Fliegerhorst arbeitete. Dank seiner Leidenschaft fürs Fotografieren sind sogar Farbaufnahmen aus dem Jahr 1938 im Bildband zu finden. „Farbdiafilme waren eigentlich erst seit der Olympiade 1936 in Berlin zu bekommen“, erzählt Ursula Stetter. Hell habe den Aufbau des Fliegerhorstes im Dritten Reich mit seinen Fotos teilweise dokumentiert.
Wie war es damals und wie sehen Teile der Gemeinde am Rande Memmingens heute aus? Geschichten rund um Haus und Hof werden begleitet von interessanten Bilddokumenten, der ein oder andere wird dabei sicherlich Episoden aus der eigenen Familie erkennen.
Memmingerbergs Bürgermeister Alwin Lichtensteiger begann und schloss seine Rede bei der Vorstellung des Werkes mit den Worten „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht begreifen und die Zukunft nicht gestalten.“ Zumindest für die Vergangenheit und Gegenwart ist das Heimatbuch ein interessantes Nachschlagewerk.
INFO:
Das Heimatbuch mit einer Erstauflage von 850 Exemplaren gibt's ab sofort im Rathaus und in den Banken in Memmingerberg zum Preis von 29 Euro.