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Memminger Partnerstadt als Vorreiter in der Ukraine?

Tschernihiw will Modellstadt sein

veröffentlicht am 30.10.2018
Tschernihiw 10 2018

Wollen die Städtepartnerschaft auch auf weitreichende Wirtschaftbeziehungen ausbauen (von links): Markus Anselment, Vladyslav Atroshenko, Manfred Schilder und  Kostynatyn Ivanov, Präsident der IHK Tschernihiw. Foto: Wolfgang Radeck

Memmingen (rad). Memmingen und die ukrainische 300.000 Einwohner zählende Stadt Tschernihiw pflegen seit 27 Jahren eine intensive Partnerschaft. Diese soll nun auch wirtschaftliche Interessen beider Seiten befriedigen. Zu einer ersten Kontaktaufnahme mit Unternehmern aus Memmingen und der Region reiste kürzlich eine Delegation aus Tschernihiw an, angeführt von Oberbürgermeister Vladyslav Atroshenko.

„Bisher hatten wir vor allem eine Bildungspartnerschaft und einen kulturellen Austausch“, erklärte Memmingens Stadtoberhaupt Manfred Schilder, der aus diesem Anlass zur Pressekonferenz eingeladen hatte. Er ergänzte, dass „bei unserem letzten Besuch in Tschernihiw deutlich wurde, dass das Interesse an einem Aufbau von Geschäftsbeziehungen zum beiderseitigen Nutzen groß ist.“ Was sein Tschernihiwer Kollege auch in einem Interview mit unserem Magazin im Mai unterstrich.

Tschernihiw könnte Modell sein

„Tschernihiw könnte eine Modell für die gesamte Ukraine sein“, erklärte Atroshenko und machte deutlich, dass seine Ambitionen auf eine starke wirtschaftliche Zusammenarbeit gerichtet sind.

Politische Unterstützung sagte Atroshenko den Unternehmen zu, die in Tschernihiw investieren wollen. Nicht zuletzt, weil der Stadtsäckel vorwiegend aus einer vergleichbaren Gewerbesteuer gefüllt wird.

Als Beispiel für eine deutsch-ukrainische Kooperation führte er eine mögliche Zusammenarbeit mit der ebe Europa GmbH vor, einem in Memmingen ansässigen Hersteller von Elektro- und Brennstoffzellbussen.

Großes Potential

In Tschernihiw gebe es für den öffentlichen Personennahverkehr 75 Oberleitungsbusse, allesamt veraltet. In den nächsten Jahren stehe allein in Tschernihiw der Kauf von rund 20 Elektrobussen an. Ähnliches gelte auch für einige vergleichbare Städte in der Ukraine.

ebe Bus sei nicht abgeneigt, in eine Produktionsstätte zu investieren, wie Vertriebsleiter Udo Riess in einem Telefonat gegenüber der Lokalen erläuterte. Allerdings müsse sich sein Unternehmen zunächst ein eigenes Bild über die Gegebenheiten bei einem baldigen Besuch vor Ort machen.

„Der Markt für Elektrobusse ist da. Wir sind bereit, in das Projekt so richtig einzusteigen“, hofft Atroshenko auf positive Signale aus Memmingen. Fachkräfte gebe es in Tschernihiw noch, „allerdings leiden auch die Ukrainer an einem Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, da viele nach Polen abwandern“.

Als Stadtoberhaupt stehe er in der Verantwortung, seine Heimatstadt weiterzuentwickeln. „Ich bin um jeden Arbeitsplatz froh“, erklärte Atroshenko und führte weiter aus, dass nun ein Anfang gemacht sei: „Wir haben uns kennengelernt. Jetzt sollte es weitergehen.“

Bayerische Wirtschaftsbeziehungen mit der Ukraine im Aufwind

Markus Anselment, Regionalgeschäftsführer der IHK Memmingen/Unterallgäu, erklärte, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen Bayerns mit der Ukraine nach der Krim-Krise 2014 nun wieder deutlich im Aufwind befinden. „Der Export von Bayern in die Ukraine ist 2016/2017 um 24 Prozent gestiegen, der Import aus der Ukraine nach Bayern sogar um 33 Prozent." Dieses Potential gelte es, weiter auszubauen.