Die neuen Vorsitzenden Ursula Kaltner-Bayer und Joachim Linse (rechts) mit den scheidenden Kreissprechern der Memminger Grünen Corinna Steiger und Bernhard Thrul. Beide stellten sich nicht mehr zur Wahl. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Bei den Memminger Grünen hat es einen Führungswechsel gegeben: Nach über 20 Jahren legten die beiden Vorsitzenden des Kreisverbandes Corinna Steiger und Bernhard Thrul ihre Ämter nieder. Neues Kreissprecher-Duo sind die 59 Jahre alte Psychotherapeutin Ursula Kaltner-Bayer und der 33-jährige Student der Wirtschaftsinformatik Joachim Linse.
„Es war eine schöne Zeit, aber wichtig ist, dass nun neue Leute in den Vordergrund rücken“, betonte Corinna Steiger. Sie führte die Doppelspitze von 1996 bis 2008 und von 2013 bis heute an. Bernhard Thrul, seit 1986 Mitglied, führte den Kreisverband ab 1998 an.
Der Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Eike Hallitzky, schwor die Mitglieder des Kreisverbandes auf einen engagierten Wahlkampf für die Kommunalwahl 2020 ein.
Großer Wunsch nach Veränderung
"Der Unterallgäuer Kreisverband der Grünen hat sich seit 2018 mehr als verdoppelt", erklärte der Gastredner des Abends, Grünen-Landesvorsitzender Eike Hallitzky. Erfolgreiche Bewegungen wie das Volksbegehren Artenvielfalt und die "Fridays vor Future" zeigten, wie groß der Wunsch nach Veränderung und politischer Gestaltung der Menschen sei. Der bundesweite Zuwachs der Partei belege, dass die Grünen richtig lägen mit den Kernpunkten ihrer Politik: eine humanere Gesellschaft, Erhalt der Artenvielfalt und Klimaschutz im Sinne eines ernsthaften Ringens um die Lebensgrundlagen.
Weniger wichtig hingegen seien den Wählern Themen wie die Autobahnmaut, die das Verkehrsministerium vier Jahre lang lahmgelegt habe. Im Gegensatz zu den Grünen ergötzten sich die Koalitionsparteien an Symbolpolitik, delegierten Schuld und hätten Angst, sich zu bewegen und etwas zu verändern, klagte der Grünen-Politiker an.
"Mut geben statt Angst machen!"
"Mut geben statt Angst machen!" laute stattdessen der Slogan der Grünen. Hallitzky appellierte an die Mitglieder und Besucher, sich zu engagieren und für die Umwelt aktiv zu sein. "Die Grünen erleben einen ungeheuer starken Zuspruch, die Menschen erwarten allerdings auch sehr viel von uns", betonte der Landesvorsitzende. "Jeder Ortsverband, jede Person ist wichtig", meinte er in Hinblick auf die Kommunalwahl 2020. "Wer sich engagiert, kann nichts verlieren", motivierte Hallitzky die anwesenden Mitglieder zu einem starken Start in den anstehenden Wahlkampf.
Hallitzky betonte, dass die Grünen sich nicht als Nachfolger der SPD verstehen. Bei der Europawahl, wo man in Memmingen mit 17,4 Prozent der Stimmen stark aufgeholt habe, hätten vor allem Ex-Wähler von links, von der CSU und reaktivierte Nicht(mehr)-Wähler für zusätzliche Stimmen gesorgt. Stark sei der Wähleranteil bei jungen Menschen bis 25 Jahre, doch auch ältere Bürger setzten zunehmend auf die Grünen. So sei der Anteil der Wähler/innen über 70 Jahre von drei auf acht Prozent gestiegen.
"Der Zuwachs grüner Themen ist dramatisch und stabil, viele sehen die Grünen an erster Stelle der Lösungskompetenz", erklärte der Gastredner die zunehmende Popularität seiner Partei. Er betonte außerdem, dass die Politik der Grünen sachbezogen sei und sich nicht gegen politische Gegner richte. "Wichtig ist nicht, wer‘s macht, sondern dass die Probleme gelöst werden", stellte der Landesvorsitzende klar.
Personalien und Ehrungen
Der neu formierte Kreisvorstand wird ergänzt durch Schatzmeister José Andreas Reimann und Protokollführerin Elisabeth Diefenthaler. Statt bislang vier gibt es nun nur noch zwei Beisitzer, gewählt wurden Marlene Schmid-Krammer und Bernhard Weiss.
Geehrt für langjährige Mitgliedschaft wurden Dieter Külmuß und Roman Albrecht (30 Jahre), die neue Kreissprecherin Ursula Kaltner-Bayer (20 Jahre) und Ruth Würfel (zehn Jahre).