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Memmingen im Dreißigjährigen Krieg

Neue Bände der Memminger Geschichtsblätter erschienen

veröffentlicht am 06.07.2021
Memminger Alltag im Dreißigjährigen Krieg beleuchtet

Bei der Buchpräsentation am Schwalbenschwanzturm, einem der Memminger Kriegsschauplätze im Dreißigjährigen Krieg (v. l.): Dr. Christa Koepff, Claudia Berg, Reinhard Heuß, OB Manfred Schilder, Herbert Heuß, Stadtarchivar Christoph Engelhard, Ursula Hinske-Gengnagel, Ulrike Freifrau von Castell und Adolf Lehnberger. Einige weitere Autoren fehlen im Bild. Foto: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen

Memmingen (dl). Die Biographien von MemmingerInnen, die vor rund 400 Jahren während des Dreißigjährigen Krieges lebten, und eine umfassende Chronik dieser Zeit wurde nun in drei Bänden der Memminger Geschichtsblätter veröffentlicht. Christoph Engelhard, Vorsitzender des Historischen Vereins und Autor, überreichte gemeinsam mit den AutorInnen die ersten druckfrischen Exemplare an Oberbürgermeister Manfred Schilder.

Fünf Jahre lang recherchierten Mitglieder des Historischen Vereins Biografien von Memmingerinnen und Memmingern, die vor rund 400 Jahren während des Dreißigjährigen Krieges lebten. Zudem wurde die umfassende Dochtermann-Chronik für heutige Leserinnen und Leser erschlossen und zudem Auszüge aus Chroniken übertragen, die die Jahre von 1618 bis 1648 in Memmingen beleuchten.

Repräsentative Einzelschicksale

„Sie haben eine beeindruckende Arbeit geleistet, vor der ich großen Respekt habe“, würdigte der Oberbürgermeister. „Durch Ihre Forschungen gewinnen wir ein deutlicheres Bild vom Leben während der damaligen Kriegszeit. Durch die Einzelschicksale wird auch der Krieg mitfühlbar. Ihre Publikationen mahnen uns, dass wir alles daransetzen müssen, Krieg zu verhindern.“ Schilder dankte besonders auch Stadtarchivar Christoph Engelhard, der als Vorsitzender des Historischen Vereins Motor und Motivator des großen Projekts zur Erforschung der Stadtgeschichte während des Dreißigjährigen Kriegs war.

Um das alltägliche Leben in der Stadt während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besser kennenzulernen und Lebensschicksale dieser Zeit zu erforschen, hat sich 2015 eine Arbeitsgruppe des Historischen Vereins gegründet. Einzelne Biografien waren bereits in mehreren Lesungen in der Kirche Unser Frauen vorgestellt worden. Nun liegen die Biographien in gedruckter Fassung vor unter dem Titel „Memmingen im Dreißigjährigen Krieg. Leben – Stadt – Krieg. Streiflichter 1618-1648“ (Jahresheft 2021).

"Lebensgeschichten in überraschender Vielfalt"

Stadtarchivar Christoph Engelhard dankte dem Oberbürgermeister für die finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Stadt. Und er richtete seinen Dank an die Autorinnen und Autoren für ihre aufwändige Forschungsarbeit in den vergangenen Jahren. „Gemeinsam ist es gelungen, Lebensgeschichten in überraschender Vielfalt zu erforschen“, betonte er.

Einen besonderen Dank richtete Engelhard an Adolf Lehnberger, der die Stadtchronik von Sebastian Dochtermann Buchstabe für Buchstabe entziffert und übertragen hat (Jahresheft 2019). Einzelne heute unbekannte schwäbische Wörter wurden teilweise monatelang von Lehnberger recherchiert. „Wenn man den Band mit seinen fast 400 Seiten in der Hand hält, kann man erahnen, welch große Leistung hier von Adolf Lehnberger vollbracht wurde“, würdigte der Stadtarchivar. „Es ist ein Standardwerk für die nächsten Jahrzehnte.“

Sebastian Dochtermann berichtet unter anderem über Wallensteins Aufenthalt in Memmingen im Sommer 1630. Seine umfangreiche Chronik umfasst jedoch sehr viel mehr an Berichten und Schilderungen des Alltags in der Freien Reichsstadt Memmingen.

Übertragen wurden zudem Auszüge aus der „Memminger Chronik“ von Christoph Schorer. Bislang unbekannt waren die Chroniken von Micheas Fretscher, Jonas Kimpel und einem anonymen Chronisten (Jahresheft 2020,)

Die AutorInnen und ihre Beiträge:

Christoph Gampert

Der Dreißigjährige Krieg und die Bevölkerung –
Leiden, Nöte, Alltag der Menschen im Krieg

Petra Arend

Religionsagent Jerg Miller
Schulrektor Paulus Prommer

Claudia Berg

Meistersinger Michael Schuster

Friedemann Bombe

Kartograph Christoph Hurter

Ulrike Freifrau von Castell

Pfründnerin im Spital Anna Närrin
Kindsmörderin Anna Lutz

Herbert Heuß

Superintendent Michael Laminit
Kaufmann Georg Zoller
Prediger Johannes Ehrhart

Reinhard Heuß

Chronist und Stadtarzt Christoph Schorer

Ursula Hinske-Gengnagel

Pfarrer Peter Funk und seine Enkelin Sibylla Schuster
Grundherren-Eheleute Georg Christoph und Regina Sättelin

Hermann Immerz

Dorfamman Peter Bürcklin

Christa Koepff

Stadtjurist Jakob Jenisch
Bürgermeister Hans Ludwig Stebenhaber und sein Sohn Melchior Egloff

Christoph Engelhard

Mesner Peter Geiger, kath. Bürger Martin Gufer, Kreuzherr Georg Steiger, Prediger Karl Gsell, Bürgermeister David Engler, Wundarzt Johannes Rauchenberger

Adolf Lehnberger

Apotheker Johann Vogt
Chronist Sebastian Dochtermann

Die drei Bände der Memminger Geschichtsblätter zu „Memmingen im Dreißigjährigen Krieg“ sind ab sofort im Buchhandel erhältlich. In den ersten Monaten zum Sonderpreis von 30 Euro.