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„Meister des deftigen Strichs“ - Ausstellung mit Karikaturen von Horst Haitzinger im Parishaus

veröffentlicht am 28.10.2013

Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger überreicht Horst Haitzinger ein kleines Präsent. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger überreicht Horst Haitzinger ein kleines Präsent. Fotos: privat

Memmingen (as). Im Parishaus wurde unter reger Publikumsteilnahme eine ebenso interessante wie amüsante Ausstellung mit Zeichnungen, Ölbildern und Aquarellen des bekannten Karikaturisten Horst Haitzinger, präsentiert von der Memminger Wohnungsbau eG, eröffnet. In einem von Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer moderierten Gespräch gab der Künstler und Journalist vielfältige Einblicke in seine Arbeitswelt.   

Barack Obama, vom Hoffnungsträger zum Kafkaesken Gruselkäfer mutiert, bringt Entsetzen über die heile Tafelrunde der EU. In „Faust III“ fürchtet sich Goethes Held vor Plagiatsvorwürfe. Die gestrandeten „Piraten“ schippern auf einem armseligen Holzfloß durchs Polit-Meer. Und immer wieder Angela – in Ritterrüstung vor ihrem toten FPD-Gaul, als peitschenschwingende Domina bei Francois Hollande, als überlebensgroße Gallionsfigur des Schlachtschiffes CDU.

Solche Motive kennt man von Horst Haitzinger, dem „Meister des deftigen Strichs“. In unverkennbarer Manier spießt der 1939 im österreichischen Linz geborene Berufsspötter seit mittlerweile 50 Jahren für diverse Zeitungen (derzeit für die Münchener TZ) politische Akteure mit spitzer Zeichenfeder auf.  14.000 Karikaturen und Zeichnungen sind seither entstanden.

Diese Karikatur zeigt, wie „nutzlose Rohstoffe“ zu Banknoten „veredelt“ werden. Diese Karikatur zeigt, wie „nutzlose Rohstoffe“ zu Banknoten „veredelt“ werden.

Die Ausstellung zeigt, dass Haitzinger sich in seinen Bildern keineswegs nur mit Tagespolitik beschäftigt, sondern in seinen Ölbildern und Aquarellen auch umfassendere Themen in allegorischer Form aufgreift wie die Ausbeutung der Ressourcen der Dritten Welt, die Klimakatastrophe, die Zerstörung der Natur. So erlebt die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen die „Klimakonferenz 732“ unter Wasser; die  „Missgeburt der Venus“ zeigt eine atomar verstrahlte, degenerierte Liebesgöttin mit multiplen Brüsten.

Das Überraschungsmoment, dass Haitzinger im Gespräch mit dem Publikum als wesenhaft für die Karikatur bezeichnet, kommt in seinen Aquarellen nicht zuletzt durch den Kontrast der dekorativ wirkenden, kolorierten Zeichnungen mit ihren filigranen Details zur kritischen Aussage des Bildes zustande. „Um politische Entwicklungen vorauszusehen, muss man kein Prophet sein“, erklärte Haitzinger den gespannt lauschenden Zuhörern im Parishaus auf die Frage, ob er sich denn freue, wenn er mit seinen Deutungen Recht behielte. Muss man daraus folgern, dass unsere Politiker so blind sind wie die Justitia in Haitzingers Mollath-Karikatur?

Haitzinger absolvierte zunächst eine Ausbildung in Gebrauchs- und Werbegrafik  in Linz und studierte dann Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München. Bereits 1958, als Student, veröffentlichte Haitzinger erste Karikaturen für die satirische Zeitschrift Simplicissimus.

Die Ausstellung ist noch bis 2. Februar mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr im Parishaus, Ulmer Straße 2, zu sehen.