Im Pfarrheim St. Ulrich stellten Jan Rothenbacher, Krimhilde Dornach und Manfred Schilder sich den Fragen der Amendinger Bürgerinnen und Bürger. Foto: Svenja Gropper
Memmingen/Amendingen (sg). Bei der Podiumsdiskussion in Amendingen am 30. Januar ging es insbesondere um Fragen nach Infrastruktur und um Wohnraumkonzepte für den Stadtteil. Ein Miteinander von jüngeren und älteren Mitbürgern soll über Vereine attraktiv bleiben, doch die Amendinger wünschen sich auch darüber hinaus Projekte vom zukünftigen Stadtoberhaupt.
Viele waren der Einladung des Bürgerausschusses Amendingen zur abendlichen Podiumsdiskussion gefolgt. Die zwei anwesenden Kandidaten (Manfred Schilder, CSU und Jan Rothenbacher, SPD) und die Kandidatin (Krimhilde Dornach, ÖDP) standen vor einem fast bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrheim Rede und Antwort. Nur Sensoy ließ sich entschuldigen, da ihr Sohn erkrankt war.
In einem ersten Teil wurden Fragen von Mitgliedern des Bürgerauschusses angebracht, im zweiten Teil durfte jeder Fragen stellen.
Wohnraum und Verkehr
Die Sorge um immer mehr Wohnraumverdichtung in Amendingen und damit einhergehenden Verkehrs- und Parkproblemen, nahmen alle drei Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters verständnisvoll auf. Unterm Strich war man sich einig: Es seit notwendig in die Tiefe zu bauen und den ÖPNV zu verbessern, um den Individualverkehr zu verringern. Schilder wurde konkret und wies darauf hin, dass bei dem aktuellen Wohnprojekt in Amendingen bereits eine Tiefgarage eingeplant sei, zusätzlich zu Stellplätzen an der Straße und verwies zudem auf das neue ÖPNV-Konzept, das im Januar in Kraft getreten ist. Zu der Frage nach Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung verwiesen beide Kandidaten auf die Bundesinitiative Tempo 30, der Memmingen bereits beigetreten ist, bei der die Entscheidungen jedoch vom Bund abhängen. Dornach schlägt mehr Radwege und Radschnellwege vor, um den Verkehr zu beruhigen.
Bezahlbarer Wohnraum?
Bei den Fragen rund um den Wohnraum geht es nicht nur um den Erhalt von Flächen, es geht auch und vor allem um bezahlbaren Wohnraum. Amendingen soll für alle interessant bleiben, für jüngere Familien mit geringerem Budget wie für ältere Mitmenschen mit gutem Auskommen gleichermaßen. Von der Mischung lebt der Stadtteil. Rothenbacher schlug zur Vergabe von Wohnraum und Bauplätzen ein Punktesystem vor, welches unter anderem die Verwurzelung an dem Ort, Vereinszugehörigkeit, die Arbeitsstelle und anderes abfragt – die Kriterien sollen vom Stadtrat festgelegt werden - und somit von vornherein verhindern würde, dass Menschen aus der Ferne mit wenig Bezug und Interesse an Amendingen dort sesshaft werden. Er sieht in dem Punktesystem insbesondere für junge Familien eine Chance, die sonst nicht die nötigen Mittel und Argumente hätten. Auch bei Dornach fand die Idee des Punktesystems Zustimmung. Sie verwies zudem auf das ihr bekannte „Ulmer Modell“, bei dem die Stadt Grundstücke kauft und diese kostengünstig an junge Familien abgibt. Schilder antwortete, dass das „Ulmer Modell“ bereits im Stadtrat diskutiert worden sei. Die Preise mache der Markt, so Schilder und man müsse dennoch gut überlegen, welche Mittel und Möglichkeiten eine Kommune hat, um einzugreifen und junge Menschen in der Heimat zu halten.
Kita- und Kindergartenplätze
Ein Thema, das junge Familien bewegt, sind auch die versprochenen Kita- und Kindergartenplätze in Amendingen. Rothenbacher und Dornach schlagen vor den Arbeitsstandort für Erzieherinnen und Erzieher attraktiver zu machen, von Gesundheitsprävention, über Zuschläge bis zum kostenlosen ÖPNV-Ticket. Schilder nannte konkret die derzeitige Sanierung des alten Rathauses, in dem auch der Kindergarten Platz finden soll. Um Personal zu bekommen, sieht er eine gute Chance in der Stärkung der Fachakademie.
Jung und Alt gemeinsam
Nicht nur Wohnraum ist für junge Familien wie für ältere Menschen gleichermaßen wichtig, um sich in ihrem Ortsteil wohlzufühlen. Auch Vereine und ein Angebot darüber hinaus sind wertvoll und notwendig. Schilder würde Vereine so gut es geht unterstützen und fördern, „so wie wir es schon tun.“ Auch an der Stelle verwies er auf den Umbau des Amendinger Rathauses, wo auch Räumlichkeiten für einen Jugendtreff entstehen könnten. Zum einen sei es wichtig, Vereine zu unterstützen, so auch Rothenbacher. Er betont jedoch zugleich die Notwendigkeit Druck vom Ehrenamt zu nehmen und die städtische Sozialarbeit zu stärken, insbesondere bei Brennpunkt-Themen. Dornach schloss sich den Herren an, sie denke außerdem an den Einsatz von Streetworkern.
Am anderen Ende der Gesellschaft stehen ältere Menschen, die sich ebenfalls Teilhabe wünschen und für die eine gute Grundversorgung eine wichtige Rolle spielt. Dornach sieht eine Chance in Mehrgenerationenhäusern, genossenschaftlichem Wohnen und ähnlichen Projekten. Schilder schloss sich dem an und verwies auf die Übertragbarkeit von Ideen dazu aus einem Projekt im Ortsteil Steinheim. Die Grundversorgung sieht er bisher gesichert: Apotheke, Bäcker, Bank und Arzt seien in Amendingen (noch) vorhanden. Rothenbacher sieht für die Grundversorgung auch eine Chance in mobilen Lösungen, ähnlich wie in Eisenburg vorgeschlagen.
Top 3 Themen
Abschließend fassten alle drei Anwärter für das Amt des Memminger Oberbürgermeisters an diesem Abend ihre Top 3 Themen zusammen.
Für Schilder sind das
1) eine aktive Bürgerbeteiligung
2) der Erhalt einer „lebens- und liebenswerten Stadt“ und
3) das Thema Mobilität.
Er wolle weiter an den Projekten arbeiten, die er heute schon auf den Weg gebracht hat.
Dornach nannte
1) die Umstrukturierung und Modernisierung der Verwaltung – und verwies auf ihre Erfahrung im Kreis Neu-Ulm,
2) die Umsetzung von Mobilitäts- und Klimaschutzkonzepten sowie
3) den Weg zur gemeinwohlorientierten Politik.
Rothenbacher sieht seine Top 3 in
1) der Stärkung des Wirtschaftsstandortes und der Sicherung von Arbeitsplätzen,
2) ebenfalls in der Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltung sowie
3) in Bürgernähe und Zukunftsorientierung für Memmingen.
Weitere Antworten
Weitere Fragen, die an diesem Abend nicht gestellt werden konnten, wurden an die Kandidaten und die Kandidatin weitergeleitet. Die Antworten wird der Bürgerausschuss Amendingen auf seiner Homepage veröffentlichen.