
Auf dem Podium: Alois Hofer, Käsemanufaktur; Hans-Jörg Fröhlich, Landwirt; Mia Goller, MdL Grüne; Manfred Gabler, Landwirt; Moderatorin Veronika Heilmanseder; Hans Foldenauer, Bund Milchviehhalter; Regina Eichinger-Schönberger; „Sorgentelefon“; Markus Moser, Projektmanager; Margit Rauh, Kreisbäuerin. Foto: Martin Kern
Memmingen (mk). Wie sieht die Zukunft der Landwirtschaft auf? Zu diesem Thema fand im Rahmen des Gedenkjahrs „500 Jahre Zwölf Artikel“ im Steinheimer Zehntstadel eine Podiumsdiskussion vor rund 70 Besuchern statt, darunter eine große Anzahl an Landwirten.
Moderatorin Veronika Heilmanseder versuchte, die zum Teil hitzigen Diskussion zu strukturieren. Es wurde allerdings schnell deutlich, dass auch bei den Teilnehmern der Gesprächsrunde viel Frust über die aktuelle Lage in der Landwirtschaft steckte: Bevormundung durch die Politik, überbordende Bürokratie, fehlende Planungssicherheit, finanzielle Risiken, fehlender Nachwuchs für eine Hof-Übernahme - dies waren einige der Themen, die von den Bauern zum Teil sehr leidenschaftlich vorgebracht wurden. So wurde insgesamt wenig über die Zukunft der Landwirtschaft gesprochen.
„Vom Mut, Bauer und frei zu sein"
Zu Beginn der Veranstaltung wurde ein Auszug aus dem Theaterstück „Vom Mut, Bauer und frei zu sein" gezeigt. Die Podiumsdiskussion war auf Anregung des Schauspiel-Ensembles des dokumentarischen Theaterstücks - die Darsteller waren Landwirte - zustande gekommen.
Das dokumentarische Erzähltheater verbindet die Geschichte mit den aktuellen Herausforderungen und Zukunftsvisionen der Landwirtschaft. Ein Umdenken im Umgang mit der Landwirtschaft wird gefordert, man müsse endlich "ein großes Rad drehen, um zu einer Wende zu kommen".
Die 12 Bauernartikel – vor 500 Jahren formuliert – werden mit der heutigen Situation der Landwirte abgeglichen. Kreisbäuerin Margit Rauh stellt in dem Stück fest, dass fast alle Artikel auf die heutige Zeit übertragbar seien. Beispielsweise der Artikel 7: „Wir wollen uns hinfort von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen“. Rauh dazu: „Heute werden wir Landwirte trotz guter Ausbildung immer noch von Einzelhandel, Regierung sowie Umwelt- und Tierschützern bevormundet und in unserer Art zu wirtschaften eingeschränkt."
"Mächtige Gegner wollen, dass alles so bleibt"
Hans Foldenauer, Pressesprecher Bund der Milchviehhalter, lobte die Forderungen der Landwirte nach einem ökologischen Umbau der Landwirtschaft. Er machte jedoch deutlich, dass die Industrie, die Pharmakonzerne, Lobbyisten und selbst der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, starkes Interesse daran hätten, dass sich nichts ändert: "Mächtige Gegner der Bauern wollen, dass alles so bleibt wie es ist."
Mia Goller, MdL, agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, erklärte: „Die notwendige Wende in der Landwirtschaft wurde ausreichend diskutiert, es ist sinnlos, wenn jede neue Regierung die Konzepte erneut hinterfragt, man müsse endlich mit der Umsetzung starten und dabei langfristig denken."
"Es gibt kein Patentrezept"
In einem Schlusswort war man sich auf dem Podium einig: Es gibt kein Patentrezept, jeder Fall eines Betriebes liegt anders. Wichtig sei es, den Kontakt zur Bevölkerung zu suchen, um Verständnis zu finden, auch für höhere Lebensmittelpreise. Und es brauche mehr Mut, alternative Konzepte umzusetzen.
Fazit: Mehr Mut, mehr Vielfalt und mehr Gespräch miteinander – so könne der Aufbruch in andere, bessere Landwirtschaft gelingen.