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Massiv höheres Verkehrsaufkommen befürchtet

Gemeinderäte Memmingerberg stimmen gegen Amazon-Ansiedlung

veröffentlicht am 01.10.2021
amazon Ansiedlung

Ob von Memmingerberg aus in Zukunft Pakete und Päckchen ins Umland geliefert werden, ist äußerst fraglich. Der Gemeinderat Memmingerberg lehnte in seiner jüngsten Sitzung das Bauvorhaben des US-Logistikkonzerns Amazon jedenfalls einstimmig ab. Symbolfoto: Sonnleitner

Memmingerberg (as). Der Gemeinderat Memmingerberg lehnte in seiner Sitzung Anfang Oktober das Bauvorhaben des US-Logistikkonzerns Amazon einstimmig ab. Auf dem Gelände des Allgäu Airports, das der Konzern zunächst für 15 Jahre mieten will, beantragte Amazon den Neubau eines Verteilzentrums mit Van-Parkhaus, Mitarbeiterparkplatz und Außenanlagen.

Ein wesentlicher Punkt bei der Diskussion des Gemeinderats über die Genehmigung des Bauantrags der Allgäu Energy GmbH war die Zuständigkeit, zumal der Bauantrag nicht bei der Gemeinde Memmingerberg, sondern beim Landkreis Unterallgäu gestellt wurde. Das Landratsamt hatte die Gemeinde Memmingerberg um eine Stellungnahme bezüglich des geplanten Amazon-Verteilzentrums ersucht.

Bürgermeister Alwin Lichtensteiger erklärte, dass das Verteilzentrum, das bereits im nächsten Jahr in Betrieb gehen soll, auf einer Fläche des Allgäu Airports errichtet werden soll, die eigentlich für die Erweiterung des Airports vorgesehen sei, „Mit dem Flughafenbetrieb hat ein Verteilzentrum letztlich gar nichts zu tun“, erklärte auch der Zweite Bürgermeister Hermann Metzger. Es handle sich vielmehr um ein normales gewerbliches Bauvorhaben, für dessen Genehmigung die Gemeinde und nicht das Landratsamt zuständig sei. Auch Lichtensteiger führte aus, dass das Bauvorhaben dem Planfeststellungsbeschluss zuwiderlaufe. Zulässig sei auf der anvisierten Fläche des Flughafens zum Beispiel der Bau von Werft- und Wartungsbetrieben.

Erschließung nicht gesichert

„Abgesehen davon ist die Erschließung für das Projekt nicht gesichert", so Lichtensteiger. Das für das Verteilzentrum vorgesehene Gelände habe keinen Zugang zu einem befahrbaren, öffentlichen Weg. Darüber hinaus bestehe auch kein Anschluss an die öffentliche Wasser- und Abwasserversorgung. Es müsse auch geprüft werden, ob die geplanten Hochbauten mit den Rahmenbedingungen der Planfeststellung für den Airportausbau übereinstimmten.

Lichtensteiger kritisierte außerdem, dass das dem Antrag beigefügte Verkehrsgutachten den Kreisverkehr an der Künersbergerstraße außen vorlasse. Der Kreisel sei heute schon während der Verkehrsspitzen zeitweise überlastet. Der zusätzliche Verkehr durch ein Logistikzentrum beeinträchtige die Verkehrssicherheit und den Straßenzustand des Verkehrsnetzes.

Massiv erhöhtes Verkehrsaufkommen

Bürgermeister Lichtensteiger erwähnte auch das enorme öffentliche Interesse im Vorfeld der Abstimmung. Im Rathaus Memmingerberg seien offene Briefe eingegangen. Urheber eines dieser Schreiben war das „Bündnis gegen das System Amazon“, das seinerseits bereits Argumente gegen den Bau des Verteilzentrums eingebracht hatte. Neben infrastrukturellen Bedenken wie einem massiv höheren Verkehrsaufkommen, weiterem Druck auf den angespannten Wohnungsmarkt im Raum Memmingen – was wiederum ein Anstieg der Mietpreise nach sich zöge – bezog sich die Kritik des Bündnisses auch auf den Einsatz von Arbeitnehmern im Billiglohnsektor.

Kritik am Unternehmen Amazon

Hier ein Auszug aus dem von KAB-Kreissekretärin und Bildungsreferentin Myriam Gammer verfassten Schreiben: „Die Berichterstattung über das geplante Verteilzentrum des US-Konzerns Amazon in Memmingerberg sowie die damit einhergehenden Bauvorhaben mögen für Außenstehende fast wie ein wirtschaftliches Wunder klingen: Neue Arbeitsplätze, mehr Raum für Parken, ein Verteilzentrum, das unsere bestellten Waren bald noch schneller vor die Haustüre liefert", schreibt Gammer. Denke man das Projekt nun aber zu Ende, habe man schnell keinen Grund mehr zum Jubeln: "Der US-Konzern mischt in vielen Bereichen mit und geht dabei in den seltensten Fällen mit gutem Beispiel voran. Strategisches Lohndumping, konsequente Mitarbeiter-Überwachung, Steuertricksereien und das Streben nach dem eigenen Markt-Monopol sind nur einige Vorgehensweisen, die das Unternehmen Amazon charakterisieren.“

Image spielte für den Beschluss keine Rolle

Vertreter des Bündnisses waren bei der Gemeinderatssitzung anwesend. Die Sitzungsleiter hatten allerdings im Vorfeld betont, dass Faktoren wie das unsoziale Image des Unternehmens Amazon für die Beschlussfassung keine Rolle spielen dürften. Entschieden werde einzig und allein über die Frage nach dem Bauvorhaben. Und diese Entscheidung fiel negativ aus. Der Gemeinderat Memmingerberg lehnte das Bauvorhaben des US-Logistikkonzerns Amazon einstimmig ab.

Info: Das Bündnis gegen das System Amazon besteht aus der Gewerkschaft Ver.di, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evang.- Luth. Kirche in Bayern, der Betriebsseelsorge in der Diözese Augsburg, dem Bund Naturschutz in Bayern, der Partei Bündnis90/Die Grünen in Memmingen, sowie der Bürgerinitiative Bürger gegen Fluglärm.