Die Kabarettistin und Schauspielerin Uta Köbernick, Preisträgerin der vorigen Kabarett-Tage, eröffnet den satirischen Reigen der Kabarett-Tage 2017 am 14. März im Antonierhaus. Pressefotos: Veranstalter
Memmingen (as). In Memmingen heißt es vom 14. März bis
7. April wieder „Herzhaft zu beißen“. Zum
10. Mal wetzt sich das Memminger Maul seine Zähne an politischen und
gesellschaftlichen Phänomenen. In 14 Veranstaltungen wird die gesamte
Bandbreite des Kabaretts auf hohem Niveau ebenso amüsant wie geistreich abgedeckt. Dabei sind etliche vieldekorierte Hochkaräter, aber auch
Newcomer auf den Bühnen der Stadt zu sehen. Der Vorverkauf beginnt am 16. Januar.
Hochwertiges Kabarett, flankiert von Kunst, steht auf dem Programm der Eröffnungsveranstaltung mit der Preisträgerin der 9. Kabarett-Tage, Uta Köbernick im Antonierhaus. Außer Konkurrenz bringt die diplomierte Schauspielerin mit bezaubernder Leichtigkeit, hinreißender Komik und virtuosem Gesang mit ihrem Programm „Grund für Liebe…“ etablierte Standpunkte ins Stolpern. Doch bevor die Künstlerin in die „Blumentöpfe unserer Vorurteile“ schaut, wird die Ausstellung „Zum 10. Maul“ eröffnet. Sie zeigt Arbeiten der Künstler/innen, welche die zehn bisherigen Memminger Mäuler gestaltet haben.
Am 16. März erobert Altmeister Max Uthoff die Stadthallenbühne mit seiner “Gegendarstellung“. Sarkastisch und bitterböse zielt der Jurist und Kabarettist mit dem Schwert der Sprache messerscharf ins Mark der Banananrepublik.
Der Berliner Nachwuchs-Kabarettstar und Slam-Poet Till Reiners, der bereits zuvor im Pik begeistert hat, nimmt mit „Auktion Mensch“ die kapitalistische Gesellschaft aufs Korn. Sein Motto am 17. März im PiK: „Jeder kann es schaffen, besser zu sein als alle.“
Timo Wopp entlarvt „Moral“ als Laune der Kultur. Anhand unserer Ängste (vor Überfremdung oder gar vor WLAN-Verlust) zeigt er am 18. März im Antonierhaus auf, wie schizophren wir denken und handeln.
Nach dem Erfolg seiner
musikalisch-kabarettistischen Lesung "Kein Aufwand!" hat Andreas Martin Hofmeir, „Tuba-Professor“ am Salzburger Mozarteum, mit
Teil 2 nachgelegt. Am 21. März liest der Meister des trockenen Humors in der
Dampfsäg aus seinen Erfahrungen als Tubist und Weltreisender.
Am 22. März spricht René Sydow im PiK eine „Warnung vor dem Munde“ aus. Schwarzhumorig, voller Spott und Poesie nimmt er die Protagonisten des organisierten (V)Erbrechens aufs Korn. Mit elf Kabarettpreisen eingedeckt, gilt Sydow als der „am lautesten geflüsterte Geheimtipp“ der politischen Kabarett-Szene.
Präziser Sprachwitz, schlitzohrige Boshaftigkeit, böse Reime und pointierte Provokation sind die Mittel und Markenzeichen der 24-jährigen Lisa Eckhart aus der Steiermark. Mit ihrem Debut-Programm „Als ob Sie Besseres zu tun hätten“ kommt sie am 24. März ins PiK.
Im Antonierhaus lässt der frischgebackene Hundeversteher, Medizinkabarettist und Autor Mathias Tretter am 25. März den Zeitgeist aus der Flasche. In „Selfie“ hat er die Selbstinszenierung und Ich-Verliebtheit der postmodernen Gesellschaft vor der Linse.
„AHOIbe – Guad id guad gnua“ meint die oberbayerische Senkrechtstarterin Franziska Wanninger am 30. März im PiK. Pointenreich, gnadenlos, aber charmant steigt sie in die Abgründe einer von Perfektion und Außenwirkung besessenen Gesellschaft.
Die „Menschliche Intelligenz“ bzw. ihre Abwesenheit untersucht der „Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts“ HG Butzko am 31. März im Antonierhaus, „Im Namen des Geistes, des Herzens, und der heiligen Lust am Leben“ wettert der „gläubige Atheist“ wider die Religionen und ihre Apologeten.
„So Sachen – Ein Stapel Anmerkungen“ schleppt Günther „Gunkl“ Paal, der Philosoph unter den Kabarettisten, mit ins Antonierhaus. Der österreichische Kabarettist zeigt mit seinem 11. Soloprogramm, dass Horizonterweiterung äußerst unterhaltsam sein kann.
Auch er war 2005 bereits im PiK zu sehen: „Klaviator“ Lars Reichow füllt am 4. April die Vöhlin-Aula. Unter Mitwirkung von Schüler/innen hinterfragt er den Begriff „Freiheit!“ – „Während andere Völker Freiheit mit den Zähnen verteidigen, geben wir sie mit einem knackigen Passwort am Computer ab“, kritisiert der Mainzer in einem "Programm zwischen Rap, Rock, Reife – und Prüfung".
Nach „Predigt erledigt“ und „Rebers muss man mögen“ bildet „Amen“ den Abschluss der bissigen Glaubens-Trilogie von Andreas Rebers. Am 5. April kommt er mit seinem Akkordeon und viel heiligem Zorn bewaffnet ins Antonierhaus. Ein ultimativ undogmatischer Gottesdienst mit tanzbarer Kapitalismus-Kritik - jenseits von moralischer Selbstzufriedenheit und Besserwisserei.
Endlich kommt er nach Memmingen
– und ist wieder mal auf Echse: „Echstasy“, das zweite Comedy-Solo von Michael
Hatzius am 7. April im Stadttheater, ist der Abschluss-Kracher der Kabarett-Tage 2017.
Der mehrfach preisgekrönte Puppenspieler und Comedian tritt mit tierischem
Gefolge an. „Ein Abend wie ein Rausch, mit erwünschten Nebenwirkungen auf die
Lach- und Herzmuskeln."
Non-Profit-Veranstaltung
Das Programm ist einsehbar unter www.mm-kabarett-tage.de. Die Programmhefte liegen in der Stadtinformation, der Buchhandlung Javurek und in zahlreichen weiteren Geschäften in Memmingen und Umgebung aus.
Auskunft und Kartenvorverkauf...
...bei der Buchhandlung Javurek am Memminger Marktplatz, Telefon
08331/ 87195. Die Eintrittspreise liegen nach wie vor bei
moderaten 15, ermäßigt 10 Euro. Bei Max Uthoff in der Stadthalle gibt es Karten
für 20 und 15 Euro.
Alle Veranstaltungen mit Ausnahme des Eröffnungsabends beginnen um 20 Uhr. Beim Auftakt im Antonierhaus am 14. März wird die Ausstellung mit Werken der "Memminger Maul-Künstler" um 19.30 Uhr eröffnet, das Kabarettprogramm mit Uta Köbernick beginnt um 20.30 Uhr.
Das Memminger Maul, eine Skulptur in Gestalt einer pfiffigen und resoluten, wohl beleibten Dame, wurde von der Memminger Künstlerin Cornelia Brader gestaltet. Gestiftet wurde der Preis auch diesmal wieder von der Sparkasse Memmingen-Lindau-Memmingen.
Unser Vorschaubild: Die alle zwei Jahre stattfindenden Memminger Kabaret-Tage blicken mittlerweile auf eine über 20-jährige Tradition zurück. Zum zehnten Jubiläum zeigt man nicht nur Biss, sondern leistet sich auch rein optisch zeitgemäße Brillanz, verbildlicht durch den glitzernden Brilli auf den Schneide-, pardon: Reißzähnen des Logos. Grafik: Veranstalter