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„Luftschlösser bauen“ …

… „besser als nichts“ für die Energiewende tun

veröffentlicht am 28.09.2022
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Klimateam des Stadtrates und Bürger im kleinen Saal der Stadthalle Memmingen. Foto: S. Gropper.

Memmingen (sg). Einmal im Jahr tagt das Klimateam der Stadt Memmingen öffentlich. Die Sitzung fand vor kurzem mit guter Bürgerbeteiligung und reger Diskussion statt. Vorgestellt wurden das Klimaschutzkonzept 2040 für die Stadt Memmingen, die Aktion Check-dein-Dach 2023 und das Förderprogramm für Lastenfahrräder.

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Dr. Isabel Wendl. Foto: S. Gropper.

Dr. Isabel Wendl und Dr. Hans-Jörg Barth vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza) stellten das Klimaschutzkonzept 2040 für die Stadt Memmingen vor. Es sei „nicht mehr viel Treibhausgas-Budget vorhanden“, so Wendl. Veränderungen werden daher dringend gebraucht. Wesentliche Themen des Konzeptes sind Stromverbrauch und Wärmerzeugung. Es wird von einem deutlich höheren Strombedarf bis 2040 ausgegangen, da die E-Mobilität und der Einsatz von Wärmepumpen zunehmen werden. Dieser Bedarf soll weitgehend mit Solarenergie abgedeckt werden. Der Verbrauch von Wärme muss weniger werden. Der Einsatz von Wärmepumpen sowie die Sanierung und Dämmung von Häusern soll zum Erreichen dieses Zieles beitragen.

Die große Frage ist: Wie kommen wir bis 2040 dahin? Dafür hat das eza eine Planung ausgearbeitet, die in enger Zusammenarbeit mit der Stadt, den Stadtwerken und den Hausbesitzern umgesetzt werden soll.

Fabian Damm, Leiter des Referates Bauen und Umwelt der Stadt Memmingen, berichtete über Wärmenetze, die in Zusammenarbeit mit der Firma econ in den Gewerbegebieten entstehen. Zudem werde in der Altstadt derzeit ein Wärmenetz auf Grundlage von Abwasserwärme konzipiert.

Der Ausbau von PV-Anlagen auf städtischen Dächern werde vorangetrieben. Die Check-dein-Dach-Kampagne für Memminger Bürger geht 2023 in eine zweite Runde, um auch private Dächer nicht aus dem Blick zu verlieren. Das Solarkataster steht den Bürgern vorab zur Verfügung, um herauszufinden, ob sich eine Solaranlage lohnt. Seitens der Stadt gibt es außerdem erste Analysen von Freiflächen und möglichen Agri-PV-Anlagen.

Bürger bleiben kritisch

Florian Frey vom Klimastammtisch Memmingen schlug für PV-Anlagen Bürger-Beteiligungen vor - Dächer beispielsweise an eine Bürger-Solargemeinschaft zu vermieten - um ins Handeln zu kommen. Oberbürgermeister Manfred Schilder nahm die Idee dankend an und notierte diese für die nächste Haushaltsplanung. Jeder sei gefordert seinen Beitrag zu leisten, so Schilder.

Aufgrund guter Erfahrungen in der Vergangenheit, schlug ein Bürger vor, dass Memminger Bürger bei einer Bank kleinere und größere Beträge investieren könnten und somit sowohl zum benötigten Budget für die PV-Anlagen beitragen als auch von dem Ertrag profitieren würden. Dieser Vorschlag sowie die Idee von ÖDP-Stadtratsmitglied Wolfgang Friedl (Inhaber der SONATECH GmbH + Co. KG) kommunale Dächer an die Bürger zu verpachten, wurden sowohl vom Oberbürgermeister als auch von Martin Sambale, eza-Geschäftsführer, wohlwollend aufgenommen. „Sie können davon ausgehen, dass davon etwas umgesetzt wird“, so Sambale.

„Ohne Pufferungen werden wir die Energiewende nicht schaffen.“ "Was machen wir bei Nacht und in Dunkelzeiten", lautete eine Frage eines Besuchers, "da nutzen wir dann wieder den teuren Strom?" Sambale antwortete, dass bereits über 50% der privaten PV-Anlagen mit Batteriespeicher gebaut werden. Gewerblich sei es noch schwierig mit der Pufferung. Da sei die Bundesregierung dran Regelungen zu schaffen.

Einen konkreten Zeitplan für die Sanierungen der Liegenschaften der Stadt gibt es noch nicht. Dieser müsse erst mit der Verwaltung abgesprochen werden. Eine schnelle Entscheidung und schrittweise Umsetzung sei wichtig. Eine Bürgerin meldete sich zu Wort und schilderte ihr Anliegen eine PV-Anlage zu bauen, jedoch fehle es an einem Beratungstermin, Handwerkern und Material. Es höre sich alles gut an, aber wie solle sie das unter diesen Voraussetzungen schaffen. Die Problematik sei bekannt, so Sambale. „Den Engpass kriege ich nicht weggezaubert.“ Er versuche wieder mehr Berater einzusetzen. Bürger bräuchten jedoch Geduld und müssen mit Vorlauf rechnen, da es zurzeit nicht genügend Handwerker und Material gebe.

Eine weitere Kritik aus der Bürgerschaft: Wir würden uns etwas vormachen mit dem Klimaschutzkonzept, während gleichzeitig in anderen Teilen der Welt Kohlekraftwerke und ähnliches gebaut werden. Die von der eza vorgestellten Visionen schienen demnach nicht realistisch. Ja, sie bauen in gewisser Weise „Luftschlösser“, gab Wendl zu und betonte zugleich wie wichtig greifbare Ziele seien und dass dieses Konzept besser sei als „nichts zu tun“.

Den Ukraine-Krieg bezeichnete er als Rückschlag und machte daran deutlich, wie anfällig die Energieversorgung sei.