
Memmingen (as). Im Rahmen der Projekte für arbeitslose Jugendliche fand im Studio des Stadttheaters die Abschlussaufführung von "auf-bruch 2" statt. Unter der Leitung des Schauspielers und Regisseurs Thomas Jutzler, der bereits den ersten "auf-bruch" inszeniert hatte, trafen sich die 14 Teilnehmer drei Monate lang regelmäßig zum Proben. Neben einheimischen Jugendlichen setzte sich die Gruppe aus europäischen Migranten sowie Asylbewerbern aus dem Irak und Syrien zusammen.
„Jetzt fällt mir aber doch ein Stein vom Herzen“, Thomas Jutzler ist die Erleichterung über die gelungene Premiere deutlich anzumerken. Jutzler war es gelungen, die von ihrer Vorgeschichte her sehr heterogenen Teilnehmer zu einer sozialen Gruppe zusammen zu schmieden - zu einem Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgt. Auch Disziplin und gegenseitige Rücksichtnahme waren Ziele der gemeinsamen Arbeit.

Gemeinsam entwickelte er mit seinen Darstellern humoristische Szenen, Situationskomik in Slapstick-Manier und pantomimische Einlagen und brachte sie auf die laufstegartige Studio-Bühne. Bühnenbild, Masken und Marionette gestalteten die Teilnehmer selbst, außerdem mussten die Jugendlichen eigenständig für reibungslose szenische Abläufe und Übergänge sorgen. Auf Hilfe hinter der Bühne verzichtete man weitestgehend.
Lernen, sich zu präsentieren
Das Projekt stellt große Anforderungen an den Regisseur, wobei es nicht darum geht, eine künstlerisch perfekte Inszenierung auf die Beine zu stellen. Zwar schulen Theaterpädagogin Claudia Schilling und Ensemble-Schauspieler die Teilnehmer in Workshops durch Körper-, Stimm- und Spielübungen. Doch darüber hinaus wird soziales Verhalten geübt und Qualitäten wie Zuverlässigkeit und Selbstorganisationen, die wichtig für den Beruf sind, gefördert. "Für viele war es schwierig, pünktlich zu sein, sich zu konzentrieren und zuzuhören", so Jutzler. Viel Geduld und gutes Zureden sind hier gefragt, zumal die Präsentation auf einer Bühne ist eine große Überwindung für die meisten der Mitwirkenden bedeutet.
"Fühler in alle Richtungen ausgestreckt"

„Wir haben unsere Fühler in alle Richtungen ausgestreckt – einfach nur rumgeblödelt, Schauspielübungen gemacht“, erzählt Thomas Jutzler. „Uns in Klopapier eingewickelt wie Mumien.“ - Letztendlich ging es darum, herauszufinden, in welchem Umfang die Jugendlichen bereit waren, etwas von sich zu zeigen. Eine große Herausforderung, denn: "Die Angst, sich zu blamieren, ist groß", erklärte Jutzler bei einem Gespräch mit der "Lokalen". So dienten die Masken, die seine Schauspielschützlinge selbst gebastelt hatten, auch zu ihrem Schutz, indem sie eine gewisse Anonymität gewährleisten.
Einige der Darsteller zeigten musikalisches Talent, es wurden einige der Songs eingeprobt, welche die Jugendlichen auf ihren I-Pods durch den Tag begleiten - darunter arabische Gesänge und - im Trio - „Du liebst mich nicht“ von Ado Kojo. Jozsef Berki sang „Steh auf“ von Marius Müller-Westernhagen, begleitete sich selbst auf der Gitarre. „Wenn dir jemand sagt, du bist nicht schön, kann dir die Lust auf Leben schon vergeh‘n“, heißt es darin.

Unter den etwa 30 Zuschauern befanden sich auch Peter Litzka, Leiter der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, Gerhard Remmele von der IHK Schwaben und Vertreter des Kolping Bildungszentrums Memmingen. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Schirmherr des Projekts, verlieh Urkunden an die Absolventen. „Exzellent gemacht“, lobte er Jutzlers Inszenierung.
„Die Jugendlichen sollen durch das Projekt auch lernen, was Arbeit bedeutet. Und dass Arbeit Spaß machen kann“, hatte Projektleiterin Josephine Weyers im Vorfeld erklärt. Über den großen Applaus haben sie sich sicherlich gefreut.
Info: Seit der Spielzeit 2006/2007 führt das Landestheater Schwaben in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Projekte mit arbeitslosen Jugendlichen durch, die den Teilnehmern helfen sollen, einen Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. „auf-bruch 2“ fand im Rahmen der Maßnahme „Aktivierungshilfe“ des Kolping-Bildungswerkes statt.