Die Lokale Memmingen
Gefro AOK Brommler stadtmarketing Enerix Golfclub Memmingen Innoverta Landestheater Schwaben Cineplex Kaminwerk Memmingen FC Memmingen Rechtsanwalt Philipp Hacker Radio AllgäuHit

Landwirtschaft ohne Zukunft ?

Der Druck steigt weiter

veröffentlicht am 18.09.2023
UKloN

Im HoschMiStadl diskutierten Landwirte mit CSU-Vertretern, von links: Martin Schöffel, Klaus Holetschek, Kreisobmann Martin Schorer. Foto: Svenja Gropper

Memmingen/Holzgünz (sg/dl). Allgemein bekannte Krisen, hohe gesetzliche Auflagen, Skandale um Tierwohl bei gleichzeitiger Zunahme des Imports ausländischer Produkte – all das belastet die Landwirte auch im Allgäu zunehmend. Im HoschMiStadl in Holzgünz wurde das Thema „Zukunft der Land- und Forstwirtschaft“ von CSU-Vertretern und rund 40 Gästen rege diskutiert.

Die Landwirtschaft stehe enorm unter Druck und sei gleichzeitig für die Allgäuer Landschaft prägend und essentiell. „Wir wollen zeigen, dass wir wohlwollend hinter unseren Landwirten stehen“, betonte Staatsminister Klaus Holetschek. Mit dem „Zukunftsvertrag Landwirtschaft“ seien in Bayern wichtige Weichen gestellt worden, erklärte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion. „Wir wollen produzieren, nicht stilllegen!“, so Schöffel weiter. Mit dem Zukunftsvertrag soll die Landwirtschaft jährlich mit bis zu 120 Millionen Euro unterstütz werden. Damit seien nicht alle Probleme gelöst, gab er zu, denn die EU- und Bundespolitik müsse letztlich auch in Bayern umgesetzt werden. Dabei stehe in der Bundespolitik zu viel grüne Ideologie im Vordergrund, die in der Praxis scheitere. Während der Bund den Rotstift ansetze und Förderprogramme für den ländlichen Raum um rund 300 Millionen Euro kürzen wolle, stehe Bayern zum ländlichen Raum.
Schöffel bezeichnet den Zukunftsvertrag als „klares Bekenntnis zu regionaler Landwirtschaft und Tierproduktion in Bayern". In unserer Region schaffe die Meisterakademie in Mindelheim sowie der Spitalhof Kempten gute Perspektiven. Erfreulich sei daher die Verlängerung des Pachtvertrags bis 2033 für den Spitalhof in Kempten, einem wichtigen Standort für Ausbildung und Grünlandversuche.

Handlungsbedarf

Schöffel will sich nach Kritik anwesender Bauern dafür einsetzen, dass die Veterinäramtskontrollen auf den Betrieben in Zukunft angekündigt stattfinden. Ebenso will er nachforschen, warum die Autobahndirektion Kempten Bauern Pachtverträge gekündigt hat, wie es hieß wegen vorgeschriebener Blühstreifen als Ausgleich zum Straßenbau. Das sei im ersten Moment für ihn genauso wenig nachvollziehbar wie für die betroffenen Landwirte. Wichtig war Holetschek und Schöffel außerdem das Thema Ernährung, das auch die stellvertretende Kreisbäuerin Margit Rauh ansprach. Es sei ihrer Erfahrung nach erschreckend, wie selten Kinder noch wissen, wo die Lebensmittel herkommen. „Pro Kopf und Jahr landen in Deutschland rund 80 Kilogramm Essen im Müll. Das können und wollen wir als Landfrauen so nicht akzeptieren!“, kritisierte Rauh zudem. In diesem Zusammenhang gab es auch Kritik an der EU: Für mehr Artenschutz sollen ab nächstem Jahr vier Prozent der Ackerflächen brachliegen; mit Blick auf die Ernährungssicherheit sei eine solche Pflichtstilllegung jedoch nicht zeitgemäß.

Keine klaren Ansagen

Der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Memmingen e. V., Josef Lessmann, zeigte sich enttäuscht von der Diskussion, die aus seiner Sicht keine klaren Ansagen für die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft gebracht habe. Er vermisse eine starke CSU-Opposition in der Politik. „Aus Bayern kommen klare Ansagen“, so Holetschek darauf. Das Problem sei, dass das Versagen in Berlin als Versagen von ganz Deutschland wahrgenommen werde. Beispielhaft nannte Staatsminister a.D. Josef Miller in dem Zusammenhang den Einsatz der CSU für die Bewertung von Holz als nachhaltigen Brennstoff im Heizungsgesetz.