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Kollegial und fair: OB-Kandidaten beeindrucken bei MZ-Podiumsdiskussion

veröffentlicht am 07.03.2017
Podiumsdiskussion der Memminger Zeitung mit OB-Kandidaten in der Stadthalle

Über 1.200 Besucher kamen in die Memminger Stadthalle, um die beiden OB-Kandidaten Dr. Friedrich Zeller (SPD) und Manfred Schilder (CSU) im direkten Vergleich zu erleben. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Wer tritt die Nachfolge von Markus Kennerknecht an? Das Interesse an den beiden Kandidaten Manfred Schilder (CSU) und Dr. Friedrich Zeller (SPD) war groß: Über 1.200 Besucher füllten die Säle der Stadthalle, um sich bei der von Uli Hagemeier von Helmut Kustermann moderierten Podiumsdiskussion der Memminger Zeitung ein Bild von den beiden Kandidaten im direkten Vergleich zu machen. Bemerkenswert war der überaus faire Umgang der Konkurrenten um den Chefsessel im Rathaus miteinander.

Die auf die wunden Punkte der Kandidaten gerichteten „bösen Fragen“ gleich zum Auftakt der Veranstaltung kamen beim Publikum weniger gut an. Buh-Rufe gab es, als Helmut Kustermann auf die „Deppen-Affäre“ Dr. Friedrich Zellers anspielte („Wird der Tonfall in der Memminger Stadtpolitik sich mit Ihnen verschärfen?“). Der 59-jährige Manfred Schilder sah sich mit der Frage konfroniert, ob er aufgrund seines Alters "ein Mann für nur eine Wahlperiode" sei - was er energisch verneinte. Beide ließen sich durch die, nach eigenem Bekunden, "nicht immer fairen" Fragen der Moderatoren nicht provozieren. 

Entwicklung der Memminger Stadtteile

In den meisten aktuellen Fragen der Stadtpolitik lagen die Positionen der beiden Kandidaten eng beieinander. Beide wollen dafür sorgen, dass die Memminger Stadtteile sich "wahr- und ernstgenommen" fühlen. Unterschiedliche Meinungen gab es im Detail: So stehen die Straße nach Hurren, ein innerörtliches Verkehrskonzept für Amendingen und die Nachverdichtung von Buxach-Hart auf der Prioritätenliste von Dr. Friedrich Zeller. Für Manfred Schilder stehen die bauliche Situation in Steinheim und eine Umfahrung des Stadtteils sowie eine Dorfmitte für Eisenburg ganz oben an.

Weinmarkt und ÖPNV

Beide Kandidaten sprechen sich für eine (zunächst) zeitlich befristete Sperrung des Weinmarkts am Wochenende aus. Übereinstimmung besteht auch, was den Ausbau des ÖPNV betrifft. „Das muss und darf die Stadt auch Geld kosten“: Schilder, der die Umlandgemeinden mit einbinden will, plädiert für eine enge Taktung mit kleinen, barrierefreien E-Bussen auf weniger frequentierten Strecken. Auch Zeller will einen "integrierten Stadtbusverkehr" mit regelmäßiger Taktung - nicht zuletzt auch als "Ausdruck von Modernität" des Oberzentrums Memmingen.

"Fachmarktzentrum Innenstadt"

Beide sehen in der Ansiedlung von Ikea einen wichtigen Impuls für die Zukunft. Zeller hält das jetzige Konzept mit reduziertem Fachmarktzentrum für akzeptabel. Es handele sich um „schnöde Fachmärkte“ ohne Aufenthaltsqualität, relativiert er die Konkurrenz zur Innenstadt. Die Einrichtung eiens Shuttle Busses hält er für unzureichend und schlägt vor, externe Fachleute heranzuziehen, um Memmingens Innenstadt touristisch besser zu vermarkten.

„Stirbt der Handel, stirbt das Leben in der Stadt“: Schilder plädiert für "harte Verhandlungen" mit Ikea und für den Schutz des innenstadtrelevanten Sortiments. Die wahre Konkurrenz sieht er allerdings im Internethandel. Sein Appell an die Memminger Einzelhändler: “Nicht die Konkurrenz auf der grünen Wiese verhindern, sondern sich als ‚Fachmarktzentrum Innenstadt‘ zusammentun!“.

Gestaltung des Bahnhofsareals

Eng beieinander liegen die Vorstellungen der OB-Kandidaten bei der Frage nach der Gestaltung des Bahnhofsareals. Kein Forum wie in Kempten soll es werden, "kein Einkaufstempel". Gewünscht sei vielmehr eine "hochwertige Lösung für Wohnen und Gewerbe, ergänzt mit Wohlfühlqualität und Gastronomie", so Manfred Schilder. Dr. Friedrich Zeller könnte sich außerdem vorstellen, dass hier eine Fahrradstation in Form einer Hochgarage entsteht.

Zukunft der Krankenhäuser

Was die Zukunft der Krankenhäuser betrifft, stimmen die Kandidaten darin überein, dass das Klinikum Memmingen in kommunaler Trägerschaft bleiben muss. Die fragliche Fusion steht für beide erst "am Ende des Weges": Beide stellen eine medizinische Schwerpunktbildung innerhalb des Klinikverbundes in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen, um die "hohe qualitative Leistung für die Bürger" zu gewährleisten.

Kombiniertes Hallen- und Freibad

Übereinstimmung herrscht auch, was den Charakter des zukünftigen Stadtbades betrifft. Beide Kandidaten streben ein kombiniertes Hallen- und Freibad an – „kein Fun-Bad“, sondern eine am Sport orientierte Einrichtung. In die jetzigen Bäder soll nur noch so viel wie nötig investiert werden, bis das neue Konzept „in absehbarer Zeit“ realisiert ist.

Unterschiedliche Ansichten bestehen hinsichtlich des Standortes: „Ich finde den jetzigen Standort des Freibades gut“, lobt Dr. Zeller die Stadtnähe.  Schilder hält den heutigen Standort für „suboptimal“ und sieht das neue kombinierte Bad eher in räumlicher Nähe zu Eissporthalle und Stadion.

Minarett - ja oder nein?

Die Religionsfreiheit in der Stadt betrachten beide als "hohes Gut", doch bei der Frage nach dem geplanten Minarett auf der Memminger Moschee in der Schlachthofstraße gehen die Meinungen auseinander. „Ein Minarett stört mich nicht", so Dr. Zeller, "solange es städtebaulich in Ordnung ist". Schilder betont die Priorität christlicher Grundwerte. Ein Minarett ist seiner Ansicht nach nicht nötig, um den islamischen Glauben zu praktizieren.

Einig waren sich die Kandidaten in ihrem „Nein“ zur der brandaktuellen Frage, ob auswärtige Politiker in deutschen Städten ihren Wahlkampf austragen dürfen. „Wie würden Sie reagieren?“, lautete die Frage von Uli Hagemeier anlässlich des Streits um den untersagten Wahlkampfauftritt des türkischen Justizministers in Gaggenau.

„Dass wir zwei gut zusammenarbeiten werden“

Für Auflockerung dar Frage-Antwort-Runde, bei der auch Fragen aus dem Publikum und seitens der MZ-Leser berücksichtigt wurden, sorgte das Kennenlernen-Spiel “Sekt oder Selters“ und Filmsequenzen, in denen zwei Jugendbegleiter der Kandidaten zu Wort kamen.

Prickelnder Abschluss war die Aufforderung an beide Kandidaten, Gründe zu nennen, warum der jeweils andere gewählt werden solle - worauf von beiden Seiten viele positive Adjektive wie „sympathisch“, „kollegial“, „engagiert“ und „fair“ fielen. Symptomatisch für den Umgang der Konkurrenten miteinander war die Antwort: „Dass wir zwei gut zusammenarbeiten werden“ von Friedrich Zeller auf die Frage von Manfred Schilder: „Was steht am 20. März 2017 in der Memminger Zeitung?“.

Die "Qual der Wahl" bei der Entscheidung für einen der beiden Kandidaten am 19. März dürfte für die Memminger nicht leichter geworden sein....