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"König Ubu" - Derbes Spektakel mit Tiefsinn von Alfred Jarry

veröffentlicht am 05.06.2014

Matthias Wagner und Anke Fonferek spielen die Hauptrollen in "König Ubu". Foto: Forster/Landestheater Schwaben Matthias Wagner und Anke Fonferek spielen die Hauptrollen in "König Ubu". Foto: Forster/Landestheater Schwaben

Memmingen (dl/as). Am Freitag, 6. Juni, um 20 Uhr feiert das surreale Theaterstück "König Ubu"  des französischen Schiftstellers Alfred Jarry (1873-1907) auf der großen Bühne des Stadttheaters in einer Inszenierung von Intendant Walter Weyers Premiere. (Die Aufführungen mussten aus Krankheits-gründen verschoben werden.) Die Figur des König Ubu - primitiv, feige, gefräßig und machtbesessen - entstand 1885 am Gymnasium von Rennes als Travestie auf einen Physiklehrer, der für die Schüler „alles Groteske dieser Welt“ verkörperte. Bei seiner Uraufführung 1896 verursachte das Stück einen Skandal.

Ubus Lieblingswort ist „Scheiße!“ Man kann dem ohne allzu große Mühe entnehmen, dass der Mann ein besonders inniges Verhältnis zu seinem Stoffwechsel pflegt. Sowie zu allen dumpfen Anschüben seines Triebapparates, die Motor seines Handelns sind. Sein Beitrag zur menschlichen Geschichte: Heucheln, Lügen, Verraten, Schänden, Morden. Und das alles derart offensichtlich, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Derart schrecklich also und brüllkomisch ist dieses Stück.

Des Hauptmanns Gattin (Anke Fonferek), von ihm liebevoll „Giftkröte“ geheißen, überredet Ubu (Matthias Wagner), den König zu ermorden und als würdiger Nachfolger den Thron zu besteigen. Die Tat gelingt und der neue Herrscher geht frohgemut ans Werk. Der Adel wird in blutigem Massaker ausgelöscht, es folgen Richter und Finanzverwalter. Politische Tatkraft beweist Ubu auch durch eine radikale Steuererhöhung. Deren Zweck erläutert er in schöner Offenheit, die ja beim Volke bekanntlich immer gut ankommt, folgendermaßen: „Mit diesem System werde ich schnell zu Vermögen kommen. Dann werde ich jedermann umbringen und davonlaufen.“

Die Surrealisten verstehen die Kunst als Ausdruck der irrationalen Kräfte im Menschen. Der Kontrolle des Verstandes entzogen, stehen Träume und Wahnvorstellungen im Zentrum des Interesses. Dem entsprechend soll das surrealistische Kunstwerk Einblicke in die tiefen Schichten, die Abgründe der Realität geben. Schockiert und vor den Kopf gestoßen, soll der Zuschauer seine eigene Sicht der Dinge in Frage stellen. Indem die Realität ins Groteske hinein verfremdet wird, fungiert das Theater als Vergrößerungsglas der Lebensverhältnisse.

Weitere Vorstellungen am 15., 17., 25., 26. und 28. JuniKartenreservierung unter Telefon 08331/9459-16.