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„Kirche erlebbar machen“ - Aktionstag zum Reformationsjubiläum

veröffentlicht am 05.07.2017
Wort. Transport.

Im Gespräch mit Christine Falk, Referentin beim Amt für Gemeindedienst afg in Nürnberg, erzählte Evelyn Göbel alias „Lutherin“ Katharina, über das Leben und ihr tatkräftiges Wirken im Lutherhaus Wittenberg. Fotos und Galerie: Sonnleitner

Großer Aktionstag zum Reformationsjubiläum

Memmingen (as). Unter dem Motto „Wort. Transport.“ fand, veranstaltet vom evangelisch-lutherischen Dekanat Memmingen, ein großer Aktionstag mit vielen Angeboten rund um Kaffee- und Biergarten auf dem Memminger Marktplatz statt. Spezieller Gast war der Kabarettist Christian Springer.

"Wort. Transport." - die Roadshow zum Reformationsjubiläum 2017 der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern schlug auch in Memmingen ihre Zelte auf. Genau genommen waren es drei große Fahrzeuge, die am 3. Juli auf der „guten Stube“ der Stadt aufgebaut wurden, „um das Leben Luthers mit den Menschen vor Ort zu diskutieren“, wie Dekan Christoph Schieder das Anliegen der Aktion in seiner Begrüßung beschrieb. “Wir wollen Kirche erlebbar machen, auch außerhalb der Gotteshäuser“, so der evangelische Dekan. Organisiert hatte den Aktionstag Diakonin Sabrina Schade.

Rund um den Marktplatz war einiges geboten - natürlich zeitgemäß, schließlich befand man sich im 16. Jahrhundert. An einem Reformationsmobil konnten sich die Besucher einen Spruch aus der Bibel aussuchen und mit einer „Gutenberger Druckerpresse“ ausdrucken. An anderen Kreativ-Stationen konnte man Papier schöpfen, Briefe besiegeln und eine Lutherrose gestalten. Oder sein Kräuterwissen bei einem Riech-Memory im Rahmen der Aktion „Katharinas Kräutertee“ testen.

Gespräch mit der "Lutherin"

Katharina von Bora (1499 bis 1552), Ehefrau Martin Luthers und ihres Zeichens entlaufene Ordensschwester, spielte eine große Rolle beim nachmittäglichen "Kaffeegarten", nachdem der Vormittag unter dem Motto „Luther und die Jugend“ den Grundschulklassen gewidmet war. Im Gespräch mit Christine Falk, Referentin beim Amt für Gemeindedienst afg in Nürnberg, erzählte Evelyn Göbel alias „Lutherin“ Katharina, über das Leben und ihr tatkräftiges Wirken im Lutherhaus Wittenberg. In diesem gastlichen Haus tafelten nicht selten bis zu 50 Leute, diskutierten über Gott und die Welt und goutierten die markanten und legendären Tischreden Martin Luthers.

Damit auch die heutigen Gäste in den Genuss scharfsinniger und gesellschaftskritischer Reden kommen, hatte das Dekanat den Kabarettisten Christian Springer eingeladen, der unter dem Motto „Trotzdem“ keineswegs nur schenkelklopfende Fröhlichkeit verbreitete.

"Leitkultur" war Thema in „Luthers Biergarten“

Der Münchner Kabarettist („katholisch und 60er-Fan“ und damit an diesem Abend klar in der Minderheit), bereist bereits seit vielen Jahren regelmäßig Syrien und den Libanon und gründete 2012 den Verein „Orienthelfer“, um syrischen Flüchtlinge im Libanon zu helfen. Und so war sein großes Thema in „Luthers Biergarten“ die Flüchtlingsintegration bzw. die bizarre Debatte um die deutsche „Leitkultur“.

„Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“, zitiert der ehemalige Arabistik-Student Springer Karl Valentin – nicht ohne zu erwähnen, dass dieser keineswegs ein "Ur-Münchner“ war: Valentins Vater stammte aus Darmstadt, die Mutter aus Zittau.

"Man ist ein Depp der Geschichte, wenn man sich nicht auskennt“, schimpft Springer speziell auf die bayerischen Politiker. Denn vieles, was wir als Nationalgut wähnen, sei gar nicht deutschen Ursprungs. Das beginnt schon bei der Deutschen Nationalhymne, deren Melodie einem kroatischen Volkslied entliehen ist. Und, klärt der Bayerische Kabarettpreisträger auf, die bayrische Kultur ist gar nicht so bayerisch: Die Bierzelte sind türkischen Ursprungs, die bayerische Volksmusik kommt aus Arabien, das Festspielhaus in Bayreuth hat ein osmanischer Sultan bezahlt und die Oberammergauer Passionsspiele werden von einem Türken geleitet. ..

"Seid’s a bisserl nett, Verwandtschaft kommt!“

Anstatt mit Söder zu beraten: „Was können wir gegen die Asylanten tun“, sollte es also eher heißen „Seid’s a bisserl nett, Verwandtschaft kommt!“, schließt Christian Springer unter großem Applaus.

„Der Mond ist aufgegangen“ – der Aktionstag klang mit einem gemeinsamen Lied und dem Abendsegen aus. 

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Bläserchor unter Leitung von Rolf Spitz und vom einem Bläser-Quartett, bestehend aus Dekan Christoph Schieder, Pfarrer Christian Kunzmann (Unser Frauen) und Pfarrer Wolfgang Ludwig (Ev. Gemeinde Memmingerberg)  sowie Stadtrat Christof Heuß.

Unser Vorschaubild: Zum Dank für seinen engagierten Auftritt überreichten Diakonin Sabrina Schade und Dekan Christoph Schieder dem Kabarettisten Christian Springer ein speziell für den Festtag gebackenes "Lutherbrot".