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KI als Werkzeug für mehr Produktivität

Zukunftsforscher blickt 300 Wochen nach vorne

veröffentlicht am 23.10.2024
Zukunftsforscher Thomsen

Zukunftsforscher Lars Thomsen kam auf Einladung der Wirtschaftsjunioren bereits zum zweiten Mal nach Memmingen. Foto: Wolfgang Radeck

Memmingen (sg). Vor ziemlich genau neun Jahren folgte Lars Thomsen, einer der weltweit führenden Zukunftsforscher, zum ersten Mal der Einladung der Wirtschaftsjunioren nach Memmingen. Nun füllte er das Kaminwerk und referierte eindrücklich über Ansätze für einen „Masterplan Deutschland 2030“ mit Fokus auf Synergieeffekte durch Menschen und Künstliche Intelligenz (KI).

Zunächst überschrieb Thomsen den aktuellen Zustand in Deutschland mit dem Begriff der „kollektiven Depression“, die das Land ganz schön durchrüttele und auch kopflos mache, was einen Masterplan für die Zukunft angehe. Die Menschen haben zu viel Angst vor der Zukunft, um sie gestalten zu können. Dabei liege es in der menschlichen Natur, dass wir uns Zukunftsszenarien ausdenken, die uns Freude machen und motivieren. Paradoxerweise haben wir genau das verlernt in einer Zeit, in der so unglaublich viel Veränderung und Entwicklung um uns herum geschieht.

KI als Werkzeug

Vor neun Jahren sprach Thomsen vom „Ende der Dummheit“ von Computern, deren Rechenleistung damals noch zu schwach war. Vor zwei Jahren flutete ChatGPT den Markt. „Dabei macht KI eigentlich nichts anderes als wir Menschen: Muster erkennen und die Welt dechiffrieren. Nur, dass KI kein eigenes Bewusstsein hat“, sagte Thomsen. Doch wir werden durch den enormen Input und die tägliche Informationsflut immer mehr davon abgehalten. Erst recht fehle uns die Zeit, um über Zukunft nachzudenken.

„KI ist wahrscheinlich das mächtigste Werkzeug, das Menschen je erfunden haben. Das können wir zum Guten wie zum Bösen nutzen – so wie andere Erfindungen auch“, zeigte der 56-jährige auf.

Paradigmenwechsel

„Wir stehen vor einer neuen Ära der Arbeit. KI verändert die Arbeitswelt enorm“, so Thomsen. KI nehme keine Arbeitsplätze weg, betonte er, sie sei der notwendige „technische Unterbau“. „Stellen Sie sich vor, Sie sind montags um 16 Uhr mit der Arbeit fertig, die sie früher in einer Woche erledigt haben“, malte der Zukunftsforscher aus. Gerade bei unproduktiven Routinearbeiten sieht er KI als große Hilfe. Ganz wichtig zudem: „Wir müssen wieder lernen zu lernen“, mit KI als Nachschlagewerk und Dialogpartner.

KI hoch zwei

Anders gesagt: Künstliche und kollektive Intelligenz werden sich ergänzen – das nannte Thomsen „KI hoch zwei“ und betonte: „Wir alle möchten wertgeschätzt werden für das, was wir tun. Und wir brauchen Menschen um uns, die uns motivieren und inspirieren, eine Wertegemeinschaft.“ Arbeitsplätze werden in Zukunft noch viel mehr nach diesen Kriterien ausgesucht werden. Der Wohlstand in den nächsten Generationen könne – nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels - nur gehalten werden, wenn KI wieder Freiräume für Produktivität und Kreativität schaffe, so Thomsens Grundthese für einen „Masterplan Deutschland 2030“.
Das Potenzial und das Knowhow in Deutschland seien nach wie vor groß. Zurück zu „business as usual“ dürfe und werde es nicht geben, um als Land und Gesellschaft wieder erfolgreich zu werden, unterstrich er.