Nürnberg/Kempten/Memmingen (dl/sg). Durch das Schul- und Ausbildungsende ist die Arbeitslosenquote bundesweit und regional im Vergleich zum Vormonat nochmals gestiegen. Problematischer bleibt jedoch die hohe Zahl der Arbeitslosen aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Knapp zwei Drittel der Personen, die sich seit Juni neu arbeitslos gemeldet haben, sind unter 25 Jahre alt. „Die jungen Menschen, die nicht nahtlos in eine Arbeit oder Ausbildung einmünden, melden sich häufig überbrückend arbeitslos – und lassen die Arbeitslosenzahlen nach oben schnellen. Die meisten von ihnen nehmen aus unserer Erfahrung im Laufe des Septembers eine Arbeit oder Ausbildung auf oder besuchen eine weiterführende Schule“, erklärt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen.
Noch viele offene Lehrstellen
Positiv für ausbildungssuchende junge Menschen sieht die Agenturchefin den derzeitigen Ausbildungsmarkt: „Hier sind noch viele interessante Lehrstellen offen. Die Allgäuer Betriebe setzen – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten – weiter auf Ausbildung.“ Die Schere zwischen offenen Ausbildungsstellen und ausbildungssuchenden Jugendlichen ist im Vergleich zu den Vorjahren zwar wieder kleiner geworden, aber immer noch groß: auf jeden Bewerber kommen knapp zwei Ausbildungsstellen.
Derzeit sind noch etwa 2.600 der gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt. Diesen stehen rund 740 junge Menschen gegenüber, die bis dato noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass auch alle anderen Jugendlichen – auch diejenigen, die bei der Agentur nicht gemeldet sind – über die Jobsuche der Arbeitsagentur ebenfalls Zugriff auf diese Ausbildungsstellen haben. Bei den noch offenen Ausbildungsstellen dominieren Berufe im Handel, Kaufmann/-frau-Büromanagement, Handelsfachwirt und Fachkraft-Lagerlogistik. Auch bei Jugendlichen sehr begehrte Ausbildungen wie Industriemechaniker und Industriekaufmann/-frau sind in den Top Ten der noch unbesetzten Lehrstellen zu finden.
In Memmingen haben sich seit Oktober 3 Prozent weniger junge Menschen ausbildungssuchend gemeldet als im Vorjahreszeitraum, zudem waren 5 Prozent weniger Ausbildungsstellen gemeldet. Rund 300 Lehrstellen sind derzeit noch unbesetzt, etwa 40 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz.
Arbeitslosenquote
Deutschlandweit ist die Arbeitslosigkeit um 0,2 Prozentpunkte auf 6 Prozent bzw. 2.809.000 Personen gestiegen. Verglichen mit dem Juli des vorigen Jahres liegt die Arbeitslosenzahl damit um 192.000 höher. Im Gebiet der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen ist die Arbeitslosenquote seit Juni um 0,1 Prozentpunkt auf 2,8 Prozent bzw. rund 11.300 Personen gestiegen.
In der Stadt Memmingen wohnen rund 1.000 arbeitslos gemeldete Menschen – 5,4 Prozent (51 Personen) mehr als im Juni und 6,4 Prozent (60 Personen) mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,8 Prozent – 0,2 Punkte höher als im Vormonat und um 0,1 Punkt höher als im Juli 2023. Die Zahl der beim Jobcenter arbeitslos gemeldeten Menschen hingegen ist im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent (36 Personen) zurückgegangen.
Weniger Stellenangebote
Die im Allgäu gemeldeten Arbeitsstellen sind weiter zurückgegangen, um 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die sinkenden Zahlen bei neuen Stellenmeldungen und dem insgesamten Stellenbestand zeigen, dass die Unternehmen derzeit noch keinen wirtschaftlichen Auftrieb spüren. Nach Berufsgruppen sortiert sind am häufigsten Stellen aus dem Bereich Verkauf, Lagerwirtschaft und Postdienstleistungen, Maschinenbau- und Betriebstechnik, Metallbearbeitung, der Gastronomie und der Erziehung und Sozialarbeit offen.
Die Memminger Betriebe meldeten der Agentur für Arbeit im Juli 103 neue zu besetzende Stellen – rund 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Der gesamte Bestand offener Stellen betrug 686 – 7,5 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.
Unterbeschäftigung und Kurzarbeit
Die Unterbeschäftigung, die neben der Arbeitslosigkeit auch Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit umfasst, ist bundesweit gegenüber dem Vormonat um 1.000 gestiegen. Sie lag im Juli 2024 bei rund 3.600.000, 140.000 mehr als vor einem Jahr.
Nach aktuellen Daten wurde vom 1. bis einschließlich 25. Juli für 58.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, ein gutes Drittel mehr als zum vergleichbaren Zeitpunkt im Vormonat. Bereits seit dem Frühjahr diesen Jahres hat die Kurzarbeit in der Bundesrepublik erkennbar zugenommen.