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Keine Förderung für inklusiven Spielplatz

Behindertenbeiratsvorsitzende beklagt mangelnden Einsatz der Stadt

veröffentlicht am 09.08.2019
Spielplatz Waldfriedhofstraße

Der Spielplatz an der Waldfriedhofstraße: Hier hätte mit Fördergeldern über die Aktion Mensch ein inklusiver Spielplatz entstehen können, doch die Stadtverwaltung habe sich nicht ausreichend engagiert, meint die Vorsitzende des Behindertenbeirates, SPD-Stadträtin Verena Gotzes. Foto: Sonnleitner

Memmingen (dl/as). In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Manfred Schilder beklagt die SPD-Stadträtin und Vorsitzende des Behindertenbeirates Verena Gotzes, dass die Stadtverwaltung sich nicht genügend eingesetzt habe, um mögliche Fördergelder in Höhe von 64.000 Euro für inklusive Spielgeräte auf dem Spielplatz Waldfriedhofstraße zu erhalten. Die Förderung wurde im Rahmen des Projekts „ein Stück zum Glück“ der Aktion Mensch an 40 Kommunen in Deutschland vergeben.

Zwei große Konzerne hatten Fördergelder in unterschiedlicher Höhe für 40 inklusive Spielplätze in Deutschland über die Aktion Mensch zur Verfügung gestellt. Der Behindertenbeirat bemühte sich bereits im November letzten Jahres intensiv um eine Förderung für Memmingen, erhielt jedoch nun eine Absage von Aktion Mensch, da einige Voraussetzungen nach wie vor nicht gegeben und die Fristen für eine Nachbesserung schließlich abgelaufen waren. Wörtlich wurde als Grund für die Ablehnung das "in Memmingen nicht schlüssig durchdachte Konzept hinsichtlich der Inklusion" angeführt. Anpassungen, die den Untergrund und den Aufbau des Platzes betrafen, hätten "leider nicht zum gewünschten Ergebnis geführt", heißt es in dem Schreiben.

Verena Gotzes bedauert das sehr: "Als Vorsitzende des Behindertenbeirates der Stadt Memmingen und stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. fühle ich mich verpflichtet, mich für alle Menschen der Stadt einzusetzen und dazu gehört auch, die Teilhabe allen Bürger zu ermöglichen", erklärt Gotzes. "Inklusion heißt dazugehören, mitmachen können", betont sie. Der Spielplatz Waldfriedhof Straße sei ein ideales Projekt dafür gewesen, denn hier entstehe zum Teil staatlich geförderter und bezahlbarer Wohnraum. "Familien und alleinerziehende Frauen und Männer mit Kindern werden dort wohnen. Ein Altenheim ist in der Nähe und Kinder mit Enkelkindern kommen auf Besuch."

Traum vom Modellspielplatz geplatzt

Doch nicht nur, damit Opa oder Oma mit auf den Spielplatz gehen können, müssen die Wege gut befestigt sein: Auch für behinderte Elternteile sollte es zumindest einen Spielplatz in Memmingen geben, auf dem die Geräte zugänglich sind. Darüber hinaus sollte in der Waldfriedhofstraße ein Mehrgenerationen-Spielplatz entstehen mit Tischtennisplatte und Fitnessgeräten für Erwachsene und Ältere. Dieser Traum vom Modellspielplatz ist nun geplatzt, wofür Gotzes die mangelnde Bereitschaft der Stadt verantwortlich macht.

"Am Schlimmsten finde ich als Mensch mit Behinderung, wenn sogenannte Nichtbehinderte oder nicht sichtbar Behinderte darüber sprechen und entscheiden, was betroffene Menschen brauchen, was für sie gut ist und wo sie teilhaben dürfen", kritisiert Gotzes. Denn oft fehle Nichtbehinderten der nötige Sachverstand.

"Teilhabe muss gesichert sein"

Als Grundlage ihres Handelns nennt Verena Gotzes die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2008 in Kraft trat und ein Menschenrecht ist. "Menschenrecht heißt auch, dass die politisch Verantwortlichen dafür Sorge zu tragen haben, dass die Teilhabe gesichert ist. Vielleicht muss hierfür, was Memmingen betrifft, noch eine Schulung stattfinden", so Gotzes verärgert.

Nun sei die Stadt am Zug: "Jetzt sind meiner Meinung nach die politische Verantwortlichen der Stadt Memmingen an der Reihe, Gelder in die Hand zu nehmen und selbst einen inklusiven Spielplatz zu bauen. Ganz wichtig ist auch abzuklären, was hätte anders laufen müssen. Denn zwischendurch hatten wir sehr gute Chancen, die Fördergelder zu bekommen", erklärt die Behindertenbeiratsvorsitzende abschließend.