Memmingen (sg). Die Tagung des Jugendparlamentes war die erste offizielle Amtshandlung des neuen Oberbürgermeisters. Jan Rothenbacher setzte ein Statement, indem er diesen Termin am Tag seiner Vereidigung planmäßig durchführte. Besonders rege diskutiert wurde das Thema der Treffmöglichkeiten im öffentlichen Raum.
Die Jugendlichen wünschen sich einen Ort, der zeige „es ist ok, dass ihr hier seid“. Denn oft fühlen sie sich als Störfaktoren. Auch wenn sie keine Party machen, wenn sie einfach nur in einer größeren Gruppe unterwegs sind, Musik hören und reden. Sie fordern genauso ihren Platz wie andere Gruppen und wollen einen Ort, an dem sie „einfach sein dürfen“. Eine lange überdachte Tribüne mit ausreichend Sitzgelegenheiten, Mülleimern und Aschenbechern aufzustellen, war die Idee der Parlamentarier, auf einen Ort legten sie sich nicht fest. Der öffentliche Raum sei zunächst für alle da, so Jörg Haldenmayr, Referatsleiter Familie, Jugend und Soziales. Er äußerte jedoch auch seine Sorge, dass der gewünschte Platz schnell zur Partyzone werde und missbraucht werden könne. Haldenmayr sagte ganz deutlich: "Es gibt keinen rechtsfreien Raum." Das Jugendschutzgesetz gelte überall. Sebastian Dörr, Jugendreferent des Stadtrats, brachte den geplanten Grillplatz in Memmingen Ost als Idee ein. Dort könne in der Planung ein „Chillplatz“ für Jugendliche mit angedacht werden. Gunther Kotschmar, Fachteamleitung Soziale Dienste, wunderte sich, dass vorhandene Plätze wie der Westertorplatz von der Jugend nicht genutzt werden. Dieser sei geradezu prädestiniert für die angesprochenen Bedürfnisse. Die Jugend dürfe sich ruhig mehr trauen ihren Platz im öffentlichen Raum einzunehmen, ermutigte Kotschmar. Schon im Wahlkampf habe er von einer lebendigen Innenstadt gesprochen, so Rothenbacher, und das wolle er auch umsetzen. Er könne sich zum Beispiel vorstellen am Westertorplatz im Jahr zwei Aktionen für die Jugend zu planen und den Platz dadurch für diese Zielgruppe bekannter und attraktiver zu machen. Dass es an Wissen um vorhandene Plätze fehle, gaben auch die Parlamentarier zu. Daraus entstand die Idee, Orte auf Instagram bekannt zu machen. Ob dies über einen Account seitens der Stadt oder auf Initiative des Jugendparlaments selbst umgesetzt werden soll, blieb noch offen.
Für eine attraktivere Innenstadt
Ein klares Ja gab Rothenbacher zu mehr Aschenbechern im öffentlichen Raum, mehr öffentlichen Toiletten und einem Beleuchtungs- und Sicherheitskonzept.
Für die gewünschte Flutlichtanlage am Skatepark äußerte Rothenbacher Verständnis, aber der Haushalt mache das erst in den kommenden zwei Jahren möglich.
Bike-Sharing und günstiges ÖPNV-Ticket
Diese Punkte zum Thema Mobilität erhielten Zuspruch und werden im Stadtrat im Rahmen des Mobilitätskonzeptes mit eingebracht werden, so Rothenbacher.
Neue Software an Schulen
Im Plan für 2023 vorgesehen, wunderten sich manche Schüler, dass noch nichts umgesetzt worden sei. Rothenbacher legte transparent dar wie der Haushalt der Stadt beschlossen und von der Regierung von Schwaben genehmigt werden müsse. Das seien Prozesse, die Zeit brauchen. Die Digitalisierung an Schulen sei jedoch bereits im Haushaltsbeschluss verankert und werde wie geplant 2023, aber in der zweiten Jahreshälfte angegangen. Die Jugendlichen zeigten sich zufrieden, ihnen sei wichtig zu sehen, dass die Projekte laufen. Rothenbacher plant zudem eine Zusammenkunft aller Schulleitungen im Sommer und eine Bestandsaufnahme der jeweiligen Software und Ausstattung an den Schulen. Er spricht sich für ein Dienstleitungskonzept aus, also für eine externe Vergabe der Erneuerung der Schulsoftware. Das sei zwar eine sehr teure Angelegenheit, aber in diesem Bereich müsse die Stadt Geld in die Hand nehmen, so Rothenbacher ganz klar.