
Memmingen (sfü). Nachdem das Amt des Heimatpflegers für knapp eineinhalb Jahre vakant war, trat Günther Bayer am 18. Mai offiziell die Nachfolge Uli Brauns an. Der gebürtige Memminger ist seit 26 Jahren in der Baudenkmalpflege und Stadtbildgestaltung im historischen Verein Memmingen e.V. engagiert und begeistert sich seit frühester Jugend für diese Aufgabe. Im Gespräch mit Lokale Mitarbeiterin Sarah Fügenschuh spricht Günther Bayer über kunsthistorische Schätze, Memmingens Bausünden und seine schönsten Ecken.
Herr Bayer, seit Mitte Mai diesen Jahres sind Sie der neue Heimatpfleger Memmingens und schon seit vielen Jahren aktiv in der Denkmalpflege, woher kommt das Interesse an der Geschichte Memmingens und seinen historischen Bauten?
Mein Interesse für Kunstgeschichte und die Baugeschichte rührt schon aus meiner Jugend. Mit 16 habe ich meinen ersten Artikel über eine Fresken-Restauration in der Frauenkirche geschrieben und habe auch Stadtführungen für Gäste der Memminger Jugendherberge gegeben. Ich hätte das sehr gerne zu meinem Beruf gemacht aber ein Studium in diesem Bereich war leider nicht möglich. Nach dem Tod meines Vaters habe ich schon früh meine Mutter in unserem Geschäft unterstützt und dieses weitergeführt. Ich habe mir dann mein ganzes Wissen autodidaktisch angeeignet. Ich muss dazu sagen, dass ich oft als stellvertretender Heimatpfleger gegolten habe, das stimmt so aber nicht. Wir (Uli Braun, Dr. Wolfram Arlat und Günther Bayer, Anm.d. Verf.) waren da stets eigenständig und deshalb war ich auch immer selbstständig in meinem Bereich der Stadtbildgestaltung und Denkmalpflege tätig.
Bei der Stadtbildgestaltung gab es ja immer wieder heftig diskutierte Projekte, an welche Bauvorhaben erinnern Sie sich noch besonders lebhaft?
Ja natürlich sehr aktuell die Sanierung der Rotergasse oder auch seinerzeit der geplante Glassteg in der Kalchstraße.
Was ist Ihrer Ansicht nach Memmingens größte Bausünde?
Na, die meisten stammen da aus der Nachkriegszeit, also den 50-er Jahren. Mir fällt jetzt spontan das alte Schedel-Gebäude, heute Müller, ein und insgesamt der frühere Schrannenplatz. Das Maxicenter ist auch so ein Gebäude. Dort hat sich einmal ein sehr schönes Haus befunden, das Ottobeurer Haus, doch diese Bespiele fallen nicht in meine aktive Zeit. Aktuell kann ich mich mit dem Sanierungskonzept der Rotergasse/Lindauerstraße nicht anfreunden.
Welche Baumaßnahme ist hingegen gelungen?
Da gibt es einige Beispiele. Die Zangmeisterpassage oder auch das Antonierhaus. Auch die Umbauten und Sanierungen des Bürgerstiftes und rund um den Frauenkirchplatz, die Wohnanlagen entlang des Stadtbaches. Die Gebäude, die dort zuvor standen, waren zwar alt aber historisch nicht relevant und die Gegend dort ist nun wesentlich schöner gestaltet.
Welcher Ort in Memmingen ist denn Ihr persönlicher Lieblingsort?
Da möchte ich mich gar nicht festlegen. Es gibt in Memmingen so viele schöne Ecken. Ich nennen jetzt mal exemplarisch den Martin Luther Platz. Eine grüne Idylle, mitten in der Stadt.
Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit Memmingens Kunstgeschichte und haben zahlreiche Publikationen zu diesem Thema verfasst. Sind Sie dabei auf Unerwartetes, Unentdecktes gestoßen?
Persönlich entdeckt man immer wieder etwas, was einem so noch nicht bekannt war, doch bei der Restauration des Kreuzherrnsaals erkannte ich, dass die Fresken an der Decke von Sichelbein sein mussten. Das rief gleich das Landesamt für Denkmalschutz auf den Plan, die äußerst skeptisch waren, ob meine Behauptung stimmt. Es wurde also alles fachmännisch geprüft und ich konnte beweisen, dass es sich zweifellos um Fresken des Malers Johann Friedrich Sichelbein handelte.
Herr Bayer, nach so vielen Jahren des Engagements in der Heimatpflege, was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Amtszeit?
Ich würde mir wünschen, noch an der baulichen Entwicklung verschiedener Großprojekte mitbeteiligt zu sein. So zum Beispiel der Umgestaltung des Bahnhofareals. Im Allgemeinen wünsche ich mir eine positive städtebauliche Entwicklung mit altstadtkonformen Renovierungsmaßnahmen.
Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch.