MdL Klaus Holetschek erläutert Ziel und Zweck des Runden Tisches zum Thema Artenvielfalt. Auf dem Bild von links: Forstamtsleiter Stefan Honold, der Leiter des Garten- und Friedhofsamts Rudolf Schnug, Oberbürgermeister Manfred Schilder. Rechts neben Holetschek: Hauptamtsleiter Michael Birk. Foto: Sonnleitner
Memmingen (as). Um miteinander ins Gespräch zu kommen, trafen sich auf Anregung des Landtagsabgeordneten und Bürgerbeauftragten der Staatsregierung Klaus Holetschek fast 50 Vertreter/innen von Naturschutzverbänden, Obst- und Gartenbauvereinen, Bauernverband und Bürgerausschüssen mit städtischen Ressortleitern und Stadtrats-Fraktionsvorsitzenden zu einem ersten Runden Tisch zum Thema Artenvielfalt im Memminger Rathaus.
Zur Vorgeschichte: Nach dem erfolgreichen Volksbegehren für mehr Artenschutz fühlten sich die Bauern bevormundet und diskriminiert, die Fronten waren verhärtet. Wie bereits im April angekündigt, will die Bayerische Staatsregierung den Entwurf zum neuen Artenschutzgesetz nun am 17. Juli 2019 beschließen und darüber hinaus nach der von Ministerpräsident Markus Söder verkündeten Marschroute "Annehmen, verbessern und versöhnen" Verbesserungen (etwa bei den Mäh- und Walzterminen von Wiesen) in einem Begleitgesetz regeln, das die Landwirtschaft auf Augenhöhe einbezieht. Dazu fand im Landtag ein Runder Tisch statt, der nun auch auf die kommunale Ebene heruntergebrochen werden solle, erklärte Klaus Holetschek. Bei dieser ersten Veranstaltung ging es darum, Impulse für weitere Maßnahmen zu sammeln. „Das hier ist keine Show-Veranstaltung“, betonte Holetschek, "am Ende sollen konkrete Ergebnisse stehen".
"Es geht nur miteinander"
Zu den aktuellen Maßnahmen, die am 17. Juli beschlossen werden sollen, gehört die Förderung des Ökolandbaus ebenso wie der Ausbau von Öko-Modellregionen, das Anbieten regionaler und Bio-Lebensmittel in staatlichen Kantinen oder die Förderung von Junglandwirten. „Es geht nur miteinander, ohne Schaum vor dem Mund“, betonte Holetschek, „in jeder Krise liegt eine Chance.“
Rudolf Schnug, Leiter des Garten- und Friedhofsamts, stellte die bisherigen Maßnahmen und Aktivitäten der Stadt Zum Erhalt der Artenvielfalt vor wie zum Beispiel ein Verbot diverser Insektizide und Herbizide auf allen städtischen Flächen. Die Stadt habe zudem Grünflächen als Ausgleichsflächen zugekauft, wo unter anderem Streuobst angepflanzt werde. Von den Beiträgen der Forstwirtschaft berichtete Forstamtsleiter Stefan Honold.
„Wir tun schon einiges“, betonte Oberbürgermeister Manfred Schilder. Bürgermeister Dr. Steiger erinnerte neben dem Glyphosatverbot an die städtische Baumschutzverordnung und hob das Projekt „Memminger Stadtbienen“ hervor.
Umweltschutz contra Siedlungs- und Gewerbebau
Was die Bauleitplanung angeht, so müsse man einen Ausgleich finden im Spannungsfeld zwischen ökologischen Belangen und der nötigen Siedlungs- und Gewerbeentwicklung, die sich in Memmingen ohnehin in engen räumlichen Grenzen abspiele. „Städte und Gemeinden tragen durch den Flächenverbrauch zum Artensterben bei. Die Stadt Memmingen stellt sich ihrer Verantwortung“, erklärte Dr. Steiger. Auch in Memmingen werde bereits nachverdichtet und aufgestockt, „wir stellen uns diesen Fragen“, bestätigte Rathauschef Schilder. Er erinnerte aber auch an die dringende Verpflichtung der Stadt, neuen Wohnraum zu schaffen. Ralph-Steffen Hesse, Vorstand der Memminger Wohnungsbau eG, bestätigte, dass die MEWO eine lange Liste mit Wohnungssuchenden führe. Besonders der Bedarf an günstigen Wohnungen sei groß.
Eigenverantwortung der Bürger
Wie ein roter Faden zog sich der Appell an die Eigenverantwortung der Bürger im Alltag, im Garten und beim Einkaufen durch die Diskussion. Die Debatte habe eine gesamtgesellschaftliche Dimension, betonte auch OB Schilder. „Jeder Bürger hat eine Verantwortung über das Volksbegehren hinaus“, pflichtete Holetschek ihm bei.
Florian Frey vom Bund Naturschutz führte die Initiative „Jeder Quadratmeter zählt“ als Mitmachmöglichkeit für die Bürger ins Feld. Eine Vorbildwirkung der Stadt ließe sich auch bei der Verköstigung städtischer oder schulischer Veranstaltungen mit Bio-Lebensmitteln setzen. Diesen Punkt griff Klaus Holetschek auf: Staatliche und städtische Kantinen und auch das Klinikum Memmingen könnten zu 50 Prozent regionale oder Bio-Lebensmittel anbieten.
"In den Schulunterricht einbinden"
Auch Kreisbäuerin Margot Walser hofft auf mehr Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln und der Landwirtschaft und schlug vor, das Thema stärker in den Schulunterricht einzubinden. Sabine Rogg, Forst- und Landwirtschaftsreferentin im Stadtrat, schlug vor, die Bürger zum Beispiel durch das Stiften von Bäumen zu besonderen Anlässen einzubinden.
Schließlich regte der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz Memmingen-Unterallgäu, Helmut Scharf, an, eine Vorschlagsliste zu allen wichtigen Punkten zu erarbeiten. Wichtig sei auch eine Bestandsaufnahme landschaftlicher Juwelen wie des Kotzenbrühls.
Am Ende der zweistündigen konstruktiven Diskussion wurde vereinbart, dass die Teilnehmer des Runden Tisches ihre Ideen und Vorschläge ins Rathaus schicken. In etwa einem halben Jahr wolle man sich dann noch einmal zusammensetzen, um eine „Memminger Erklärung“ zu erarbeiten.