
Memmingen (as). Im Stadtmuseum Memmingen sind noch bis 24. Januar "Impressionen aus Memminger Kirchen" anhand von Bildern des Fotografen Winfried Schwarz zu sehen. Die Fotografien vermitteln, quasi durch die Lupe, interessante und neue Perspektiven auf die Kunst in den Kirchen St. Martin, Unser Frauen sowie in der Kinderlehrkirche. Auch ein Stück Kirchengeschichte wird hier veranschaulicht.
"Wieso ist mir das bisher gar nicht aufgefallen?" wird sich so mancher Besucher fragen, wenn er die Bilder von Winfried Schwarz betrachtet. Die Glanzlichter des Kunsthandwerks, die er auf seinen Fotografien abbildet, werden durch faszinierende und überraschende Detailstudien ergänzt.
Die Kirche St. Martin, eine der ältesten Kirchen Oberschwabens, ist mit 65 m das höchste Gebäude der Stadt. Hier bekommt man das Zifferblatt der Turmuhr, von Bernhard Strigel 1524 gefertigt, einmal von nahem zu sehen.

Beeindruckend sind neben Detailaufnahmen einzelner Figuren des berühmten spätgotischen Chorgestühls St. Martin und des Hochaltars von Anselm Sickinger (1867) auch die Nahaufnahmen des Schalldeckels und des reich verzierten Fußpunktes der Kanzel von Johann Friedrich Sichelbein. Wer weiß schon, dass die Hand des Pfarrers, wenn er den Türgriff zum Kanzelaufgang betätigt, eine halbnackte totemartige Frauenfigur (entstanden um 1700) umschließt?
Einen spannenden Kontrast zu den alten Kunstschätzen bietet das Panoramabild, auf dem Schwarz das Innenleben der neuen Gollorgel von 1998 dokumentiert.

Näher betrachtet: Unser Frauen und die Kinderlehrkirche
Tief blicken lassen auch die Darstellungen aus Unser Frauen. Zu sehen sind einzelne der zwölf Apostel aus dem Freskenzyklus der Memminger Schule um Hans Strigel d.Ä. im Hauptschiff, die Hawanger Madonna von Ivo Strigel, entstanden um 1500, sowie Detailaufnahmen frecher Fratzen aus dem barocken Chorgestühl von 1696.
Ein Panoramabild zeigt die Symmetrie des Innenraums der Kinderlehrkirche. Das Augenmerk des Fotografen richtet sich außerdem auf die Figurengruppe „Segnender und lehrender Jesus“ von Johann Leonhard Vogt im neugotischen Altar und die Schutzmantelmadonna, ein Fresko von Bernhard Strigel aus dem Jahr 1521.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Baupläne, Grundrisse und Fotografien zum evangelischen und katholischen Kirchenbau aus dem Stadtarchiv Memmingen und dem Staatsarchiv Augsburg.
Die Ausstellung im Stadtmuseum im Hermansbau, Zangmeisterstraße 8 (Eingang Hermansgasse), ist dienstags bis sonntags von 10 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr zu sehen. An den Weihnachtsfeiertagen, Silvester und Neujahr ist das Museum geschlossen. An den Sonntagen 10. Januar und 24. Januar 2016 führt Dr. Christa Koepff um 15 Uhr durch die Ausstellung. Der Eintritt kostet 3,30 Euro, ermäßigt 2,20 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind frei.