Memmingen (as). Zu einem "auf-bruch" der kreativen Art hatte das Landestheater Schwaben gemeinsam mit der Arbeitsagentur Memmingen und dem Kolping Bildungswerk zwölf Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zischen 16 und 26 geladen, die einen neuen Einstieg ins Berufsleben suchen. "Wir gehen davon aus, dass fast alle Teilnehmer ein Lehrstellenangebot bekommen", sagte Dramaturg Lars Kersten in Hinblick auf die positive Zuschaueresonanz.
In zwei Vorstellungen präsentierten die Jugendlichen das Ergebnis des dreimonatigen Workshops, den sie am Landestheater Schwaben absolviert haben: eine Collage aus unterschiedlichen Elementen. Eine Teilnehmerin begleitete die Erzählung einer anderen mit verbundenen Augen am Klavier, andere übten sich in Pantomime oder trugen Variationen des durch die Charts bekannten "Cup-Songs" vor. Eine "Hänsel und Gretel"-Szene kam, wenig märchenhaft gewandet, in moderner Umgangssprache daher. Justin, ein junger Mann aus Spanien, begab sich in die Rolle eines Witzeerzählers, der an der Sprachbarriere scheitert. Mit Händen und Füßen versuchte er, die Pointe zu transportieren.
Visitenkarten und Bewerbungsmappen ausgetauscht
Zur Vorpremierewaren neben Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und dem Vorsitzenden der IHK-Memmingen/Unterallgäu Gerhard Pfeifer 40 Vertreter großer und mittelständischer Unternehmen erschienen. In einer lockeren Runde im Anschluss an die Vorstellung konnten sie zu den neun männlichen und vier weiblichen TeilnehmerInnen des Projektes Kontakt aufnehmen, Visitenkarten und Bewerbungsmappen wurden ausgetauscht.
Realisierbare Berufsziele wie Bäcker und Koch, Metallverarbeitung und Automechaniker, Friseur und Tierpfleger standen auf der Liste der Berufswünsche der Teilnehmer aus Memmingen und Umgebung, die zur Zeit an der Kolping Bildungsakademie das letzte Jahr zum qualifizierenden Hauptschulabschluss absolvieren, um ihren Schulabschluss nachzuholen. Vormittags drücken sie die Schulbank und nachmittags wurde unter der Regie von Thomas Jützler geprobt - insgesamt drei Monate lang dauerte das Projekt am Landestheater Schwaben.
Regisseur Thomas Jutzler baute Barrieren ab
Zunächst erhielten die Teilnehmer eine Grundausbildung von Theaterpädagogin Claudia Schilling und einigen Schauspielern. Außerdem duften sie in die Werkstätten hineinschnuppern. In den letzten sechs Wochen standen jeden Nachmittag Proben auf dem Programm. Und was dabei herauskam, konnte sich sehen lassen - auch Familie und Freunde, die zur Premiere kamen, zeigten sich begeistert. Immerhin 70 Zuschauer verfolgten die offizielle Premiere, unter ihnen auch wieder einige Unternehmer.
Thomas Jützler konfrontierte die jungen Leute nicht mit einem fertigen Plan - alles wurde gemeinsam erabreitet und umgesetzt, von den Szenen über die Kostüme bis zum Bühnenbild. Der ehemalige LTS-Schauspieler Jützler, der leicht Zugang zu den Teilnehmern fand, und durfte sehr zufrieden sein mit seiner ersten Regiearbeit. Und dies unter erschwerten Bedingungen, denn es mussten auch Sprachbarrieren überwunden werden - einer der Teilnehmer kam gerade aus Polen und sprach weder deutsch noch englisch.
"Selbstbewusstsein gewonnen"
Auch die Teilnehmer waren angetan vom Ergebnis ihrer Arbeit. Selbst diejenigen, die sich anfangs fehl am Platz fühlten und nie Theaterluft geschnuppert hatten, sagten schließlich aus, dass sie Selbstbewusstsein gewonnen hätten durch die Proben und das erfolgreiche Sich-Präsentieren vor dem Publikum.