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Höhere Überlebenschancen und individuellere Therapie - Brustzentrum Memmingen informierte über Brustkrebs

veröffentlicht am 19.10.2013

Dr. Felix flock, Leiter des Brustzentrums, erläuterte die Fortschritte in Diagnose und Therapie des Brustkrebses. Fotos: as Dr. Felix Flock, Leiter des Brustzentrums, erläuterte Fortschritte in Diagnose und Therapie des Brustkrebses. Fotos: as

Memmingen (as). Ängste überwinden durch Aufklärung - das war das Anliegen des Informationsabends des Brustzentrums Memmingen  zum Thema  Brustkrebs im kleinen Saal der Stadthalle. Anlässlich des weltweiten „Brustkrebs-Monats erklärte Privatdozent Dr. Felix Flocke, Leiter des Brustzentrum und Chefarzt der Frauenklinik Memmingen,  den etwa 100 Teilnehmerinnen, welche Fortschritte die Medizin in Hinblick auf eine „Personalisierung“, das heißt individuell angepasste Behandlung des Brustkrebses, gemacht hat.

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bis in die 70er Jahre hinein hielt man Brustamputationen für unumgänglich. Doch Studien ergaben, dass lokale Bestrahlungen von der Langzeitwirkung her gleich wirksam sind. So wurde es bei 70 Prozent der betroffenen Frauen möglich, die Brust zu erhalten. 20 Jahre später fand man, wiederum durch Langzeitsudien, heraus, dass eine (medikamentöse) Chemotherapie vor der Operation in 20 bis 50 Prozent der Fälle den Tumor komplett verdrängen konnte. Dr. Flocke erläuterte u.a., wie man durch zusätzliche Prognosefaktoren wie Biomarker und Genexpressisonstest heute feststellen kann, ob der Tumor ein erhöhtes Risiko für Wiedererkrankung darstellt. Zusammenfassend konstatierte er, dass die Überlebenschancen  durch angepasste und zielgerichtete Therapien "deutlich gestiegen" seien (um 10-20 Prozent). auch die Nebenwirkungen konnte man reduzieren. "Eine Weiterentwicklung ist jedoch nötig, da Patientinnen immer noch übertherapiert werden."

Prof. Dr. Christoph Hönke klärte die Zuhörerinnen über Blustimplantate auf. Prof. Dr. Christoph Hönke klärte die Zuhörerinnen über Blustimplantate auf.

Auf Bitte der Selbsthilfegruppe Memmingen klärte der plastische Chirurg Professor Dr. Christoph Höhnke darüber auf, ob Silikonimplantate gefährlich für den Brustaufbau sind. wobei die anwesenden Frauen sich vor allem für eine Rekonstruktion nach der OP interessierten, die 20 Prozent der Brustoperationen ausmacht. Silikon als Hauptbestandteil in Brustimplantaten sei sehr gut erforscht, so Höhnke. Erstaunen und Gelächter löste seine Aufzählung der Vorgängermaterialien aus. So verwendete man im 19.  Jahrhundert Wolle, Rinderknorpel oder Elfenbein, um Brüste aufzufüllen. In DDR-Zeiten musste der Schaumstoff der Trabbi-Sitze herhalten – mit "durchaus guten Ergebnissen", wie Prof. Höhne versicherte. Er selbst habe früher nur Eigengewebe implantiert, heute jedoch habe er großes Vertrauen in die Silikone der dritten Generation, bei denen z.B. festere Hüllen ein Auslaufen verhindere. Eine zehnjährige Anwendungsstudie bei 40.000 Frauen habe auch keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür erbracht, dass Silikonimplantate Tumore verursachen oder Bindegewebserkrankungen wie Rheuma auslösen. Allerdings könne Silikon allergische Reaktion mit Antikörperbildung auslösen. Dies sei jedoch selten.

Brustimplantate werden weltweit durchgeführt, die USA ist Spitzenreiter mit 300.000 Implantaten pro Jahr - die meisten davon kosmetischer Natur . In Deutschland sind es 40.000.

Frauenärztin Dr. Daniela Paeppke erläuterte die Vorteile alternativer Heilmethoden. Frauenärztin Dr. Daniela Paeppke erläuterte die Vorteile alternativer Heilmethoden.

Sehr positiv aufgenommen wurde auch der Vortrag von Dr. Daniela Paeppke, Fachärztin an der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar, TU-München, über ergänzende alternative Methoden zur schulmedizinischen Behandlung. Sie betonte, dass komplementäre Methoden der Anthroposophischen Medizin, Klassischen Homöopathie und der Naturheilkunde keine Alternative zur schulmedizinischen Behandlung darstellten. Ziel sei vielmehr, die Selbstheilungskräfte zu unterstützen und die Lebensqualität und das Wohlbefindens von Chemotherapie-Patientinnen zu verbessern, zumal diese meist den Wunsch hätten, selbst einen Beitrag zu ihrer Genesung zu leisten. Als sehr wirksam hat sich die Misteltherapie erwiesen, die, subkutan gespritzt,  das Abstreben von Krebszellen bewirkt. Dr. Paeppke betonte die Vorteile eines gesunden Lebensstils. So könne z.B. drei bis fünf Stunden schnelles Gehen pro Woche, über einen Zeitraum von 18 Jahren hinweg, das Brustkrebsrisiko um 50 Prozent vermindern. Die Fraunärztin hatte außerdem zahlreiche Tipps gegen typische Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Schlafstörungen, Schwitzen und Mundschleimhautentzündung parat.

Zum Abschluss machte die Kunsttherapeutin Karina Zenglein auf die heilsame Wirkung von Kunsttherapie aufmerksam. Bilder von Patientinnen waren im Foyer zu sehen.