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Herz unter Stress: Was tun? - Kardiologen zeigen Schutzmaßnahmen auf

veröffentlicht am 08.12.2016
Herz unter Stress

Chefarzt Professor Dr. Andreas May und seine Kollegen informierten anlässlich der diesjährigen Herzwoche über die Gefahren von Bluthochdruck, Diabetes und hohem Cholesterin. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Memmingen (dl). Bluthochdruck, Diabetes und hohes Cholesterin setzen das Herz unter Stress und erhöhen massiv das Risiko für einen Infarkt. Wie man vorbeugen kann, erklärten Herz-Kreislauf-Spezialisten des Klinikums Memmingen bei einer kostenfreien Informationsveranstaltung im Rahmen der diesjährigen Herzwochen der Deutschen Herzstiftung.

„Bluthochdruck ist tückisch“, warnte Kardiologe Dr. Marcus Siry vor rund 80 Zuhörern: „Man merkt über Jahre nichts davon, aber er verschleißt die Gefäße und schädigt die Organe.“ Sogar die Augen würden darunter leiden: „Es kann zu Einblutungen und Kalkablagerungen kommen. Sie können sogar daran erblinden.“ Auch die Nieren würden durch einen hohen Blutdruck massiv geschädigt: „Ein Teufelskreis, denn geschädigte Nieren verursachen wiederum Bluthochdruck.“

Außerdem hätten Bluthochdruckpatienten ein hohes Infarktrisiko: „Mit allen Folgen, bis hin zum akuten Herztod“, ermahnte der Oberarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Memmingen. „Nehmen Sie einen hohen Blutdruck nicht auf die leichte Schulter und kontrollieren Sie ihn regelmäßig.“ Am besten sei es, zu Hause und nicht nur beim Arzt zu messen: „Denn beim Arzt sind die Werte wegen der Aufregung oft zu hoch“, weiß der Kardiologe.

Rauchen verdoppelt das Risiko

Vor allem Ältere und Männer würden unter Bluthochdruck leiden. „Manche sind familiär vorbelastet. Das kann man nicht ändern.“ Ändern könne man dagegen seinen individuellen Lebensstil: „Rauchen, Übergewicht, Alkohol und Bewegungsmangel können einen hohen Blutdruck verursachen.“ Rauchen verdopple sogar das Risiko, einen schweren Herzinfarkt mit Todesfolge zu erleiden.

Gut sei laut Siry, sich täglich 30 Minuten moderat zu bewegen. Außerdem solle man Fett und Kochsalz sparen: „Vor allem in Fertiggerichten, aber auch in Brot, Käse und Wurstwaren steckt viel Salz.“ Auch Stress könne Bluthochdruck verursachen: „Dagegen helfen Entspannungstechniken – autogenes Training, Yoga oder Qigong.“

Wenn dies alles nichts nützt, helfen laut Siry Medikamente: „Es gibt vier unterschiedliche Wirkstoffgruppen, die bei dem jeweiligen Patienten unterschiedlich wirken und individuell eingesetzt werden.“ Wichtig sei, mit niedriger Dosis zu beginnen und allmählich zu steigern, um die Nebenwirkungsrate gering zu halten. 

Cholesterinwerte regelmäßig messen lassen

Auch ein hoher Cholesterinspiegel kann einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall begünstigen, erklärte der Chefarzt der Medizinischen Klinik I, Professor Dr. Andreas May: „Cholesterin kann sich in der Gefäßwand ablagern und Atherosklerose (Arterienverkalkung) ausbilden.“ Genauso wie den Bluthochdruck spüre man auch den hohen Cholesterinspiegel nicht. „Ein erhöhter Cholesterinwert macht keine Beschwerden.“ Deswegen sei es ratsam, ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig die Werte messen zu lassen.

Am besten helfe zur Vorbeugung, was auch gegen Bluthochdruck helfe: Regelmäßige Bewegung; gesunde, kalorienarme Ernährung mit einem niedrigen Anteil tierischer Fette; Verzicht auf Alkohol und Zigaretten. Für eine Vielzahl von Patienten sei auch der zusätzliche Nutzen von Medikamenten zur Cholesterinsenkung eindeutig nachgewiesen.

Diabetes-Risiko senken

„Mit einer Veränderung Ihres Lebensstils können Sie auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um 58 Prozent senken“, erklärte der dritte Referent des Abends, Dr. Günther Bechtner. Rund acht Prozent der Bevölkerung leiden laut Bechtner an Diabetes. Ab dem 70. Lebensjahr seien es sogar 20 Prozent.

„Diabetes wird unterschätzt“, warnte der Internist. „Diabetiker erleiden fünfmal häufiger einen Herzinfarkt und dreimal häufiger einen Schlaganfall.“ Denn bei Diabetikern neige das Blut dazu, Gerinnsel zu bilden. Außerdem litten Diabetiker häufiger als andere unter Bluthochdruck. „Und wenn ein herzkreislaufkranker Diabetespatient in einen Unterzucker fällt, ist das für seinen Körper enormer Stress und kann sogar zu einem Schlaganfall führen.“

Auch andere Folgeerkrankungen seien bei Diabetikern erschreckend häufig: „80 Prozent leiden unter Augenschäden, 60 Prozent unter Schäden an den großen Gefäßen und 40 Prozent unter Nerven- oder Nierenschäden.“