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Harl.e.kin-Nachsorge baut Unsicherheiten und Ängste ab

Angebot für Familien von früh- und risikogeborenen Kindern

veröffentlicht am 06.12.2021
Harl.e.kin-Nachsorge baut Unsicherheiten und Ängste ab

Nach einer Frühgeburt leiden die betroffenen Familien oft unter Unsicherheiten, Ängsten oder traumatischen Erfahrungen. Hier unterstützt die Harl.e.kin-Nachsorge. Foto: Koch/Klinikum Memmingen

Memmingen (dl). Jede zu frühe Geburt bringt Eltern und Kinder in eine unerwartete Situation, die hohe Anforderungen an die ganze Familie stellt. Um den Betroffenen im Übergang von der Klinik nach Hause einen guten Start zu ermöglichen, hilft die sogenannte Harl.e.kin-Nachsorge – ein Betreuungsangebot für früh- und risikogeborene Kinder und ihre Familien. Dieses Nachsorge-Modell bietet ab sofort das Klinikum Memmingen zusammen mit der Frühförderstelle der Lebenshilfe Memmingen/Unterallgäu, dem Bunten Kreis in Memmingen und der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern an.

Je früher eine Geburt erfolgt, umso höher sind die Risiken für die kindliche Entwicklung – trotz großer Fortschritte in der Neonatologie.

„Für die betroffenen Familien ergeben sich durch eine Frühgeburt oft Verunsicherungen und psychosoziale Belastungen bis hin zu traumatischen Erfahrungen“, weiß Kinderklinik-Chefarzt Prof. Dr. David Frommhold. Genau hier setzt die Harl.e.kin-Nachsorge an, ein niederschwelliges Angebot, das kindliche und elterliche Bedürfnisse gleichermaßen aufgreift.

„Bei der Harl.e.kin-Nachsorge steht den Familien bereits im Übergang von der Klinik nach Hause eine vertraute Kinderkrankenschwester der Kinderklinik sowie eine erfahrene Fachkraft der örtlichen Frühförderstelle zur Seite“, beschreibt Diplom-Sozialpädagogin Isolde Gröber vom Bunten Kreis in Memmingen, die das Nachsorgeangebot Harl.e.kin in Memmingen koordiniert.

Kompetente Begleitung

„Denn nach der umfassenden Versorgung in der Klinik stellt die Krankenhausentlassung oftmals eine Phase der Verunsicherung dar“, so Gröber. „Die Gewissheit der Eltern, auch zu Hause kompetent und fachlich weiter begleitet zu werden, erleichtert vielen Familien den Schritt nach Hause.“

Und auch für die betreuenden Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus ist das Wissen um eine Weiterbetreuung der Familien nach der Entlassung eine große Beruhigung, weiß Chefarzt Frommhold.

Durch die Beratung der vertrauten Kinderkrankenschwester können alle pflegerischen Anliegen alltagsnah im Hausbesuch aufgegriffen werden: „Was kann ich tun, wenn das Kind nicht richtig trinkt, wenn es sehr unruhig ist oder nachts schlecht schläft“, schildert Gröber einige Beispiele. Gleichzeitig richtet eine speziell ausgebildete Fachkraft der örtlichen Frühförderstelle den Blickwinkel auf entwicklungspsychologische Gesichtspunkte – beobachtet beispielsweise, welche Signale das Kind zeigt und wie die Eltern gut darauf eingehen können oder gibt praktische Alltagstipps für den Kontakt mit dem Kind:

„Hier geht es vor allem darum, die Eltern zu unterstützen und zu bestärken, dass sie es gut und richtig machen mit ihrem durch die Frühgeburt oft noch irritierbaren Kind“, so Gröber.

Kostenlos, unbürokratisch und niederschwellig

Das Nachsorgeangebot ist kostenlos, unbürokratisch und sehr niederschwellig: „Um die Harl.e.kin-Nachsorge in Anspruch zu nehmen, ist keine Antragstellung notwendig“, erklärt Gröber. Dabei ergänzt die Harl.e.kin-Nachsorge mit ihrem beziehungs- und entwicklungsorientierten Ansatz die sozialmedizinische Nachsorge, die von den Krankenkassen finanziert wird und nur aus medizinischen Gründen erfolgen kann.

„Dank dieser Niederschwelligkeit begleitet die Harl.e.kin-Nachsorge Familien fachkompetent in der ersten Zeit zu Hause, bis der neue Alltag mit ihrem frühgeborenen Kind gut gelingt“, erklärt Gröber und ergänzt: „Und unterstützt die Familien, wenn nötig, ihren Weg zu weiteren Hilfeangeboten rechtzeitig zu finden.“ Die Harl.e.kin-Nachsorge schließt damit eine Lücke innerhalb der bestehenden Nachsorge- und Versorgungssysteme.

Weitere Informationen:

- Die Harl.e.kin-Nachsorge richtet sich an Familien mit einem früh- oder risikogeborenen Kind, z.B. bei Erkrankungen oder Belastungen in der Schwangerschaft, während der Geburt oder in der Neugeborenenzeit

- Sie reagiert auf die Bedürfnisse der Kinder und der Eltern, wenn diese verunsichert oder belastet sind aufgrund der erhöhten Anforderungen durch die Früh- oder Risikogeburt, durch individuelle Vorbelastungen (wie frühere Aborte, Totgeburten) oder andere psychosoziale Belastungen

- Die Harl.e.kin-Nachsorge ist ein bayernweites, niedrigschwelliges Nachsorgemodell. An den Harl.e.kin-Standorten kooperieren Fachkräfte der Kinderklinik und der Frühförderstellen

- Das Wort Harl.e.kin steht für „Harlaching“, „Eltern“ und „Kinder“, denn das Nachsorge-Modell ist an der München Klinik Harlaching entstanden

- Mehr dazu unter www.harlekin-nachsorge.de

Harl.e.kin-Nachsorge.

Die Kooperationspartner der Harl.e.kin-Nachsorge Memmingen (von links) Ada Brandt-Heinbach (Frühförderstelle der Lebenshilfe Memmingen/Unterallgäu), Vorstand Maximilian Mai (Klinikum Memmingen), Isolde Gröber (Bunter Kreis), Kinderklinik-Chefarzt Prof. Dr. David Frommhold (Klinikum Memmingen), Dr. Bettina Achhammer und Dr. Renate Berger (beide von der Zentralen Koordination Harl.e.Kin-Nachsorge Bayern der Arbeitsstelle Frühförderung München). Foto: Reutemann/Klinikum Memmingen