Memmingen (dl). Seit der Memminger Westen im Jahr 2006 ins Bund-Länder-Förderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen worden ist, wurde in dem Stadtteil einiges angepackt, um die Lebens- und Wohnbedingungen zu verbessern. Inwieweit dies gelungen ist, stellte Marco Müller vom beauftragten Büro Stadtberatung Dr. Sven Fries (Speyer) nun auf Grundlage einer abschließenden Bürgerbefragung im September 2020 im Rahmen einer Videokonferenz vor.
Sehr positive Bewertungen erhielten demnach die baulichen Veränderungen wie beispielsweise die Umgestaltung des Machnigplatzes und viele Baumaßnahmen. Weitere Verbesserungen sollte es in Zukunft bei Freizeitangeboten für Kinder, Jugendliche und Senioren geben, außerdem gebe es zu wenig gastronomisches Angebot im Westen und die Integration von Migrantinnen und Migranten sollte weiterverfolgt werden, fasste Müller zusammen.
Identifikation mit Stadtteil verbessert
Knapp 100 Personen haben sich an der Befragung von Bürgerinnen und Bürgern im September beteiligt. Die Rückmeldungen seien aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht als repräsentativ zu werten, aber immerhin seien wichtige Hinweise gesammelt worden, betonte Marco Müller. Zwei Drittel der Rückmeldungen kamen von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Memminger Westen, ein Drittel aus anderen Stadtteilen. Rund 90 Prozent sagten aus, dass sie gerne an ihrem Wohnort leben und knapp die Hälfte bewertete die Identifikation mit ihrem Stadtteil als verbessert.
Eine gute Bewertung hat das Quartiersmanagement als Motor der Entwicklungen im Westen erhalten. „Über 70 Prozent waren zufrieden mit dem Quartiersmanagement, es hat also sehr gute Arbeit geleistet“, erläuterte Müller.
Verbesserte Wohnqualität
Besonders gute Noten haben auch die baulichen Veränderungen in den Jahren von 2008 bis 2018 im Memminger Westen erhalten. Neu gestaltet wurden damals neben dem Machnigplatz als zentralem multifunktionalen Quartiersplatz unter anderem auch der Ernst-Reuter-Platz als öffentliche Grünanlage oder die Machnigstraße-Süd mit einer Neugestaltung des Straßenraums, der Randbereiche und der Hauseingangssituationen. Die Entwicklung der Wohnqualität und die Attraktivität des Wohnumfelds wurde überwiegend positiv bewertet.
Handlungsbedarf bei Freizeitangeboten, Sicherheit und Straßenverkehr
Bei Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugend wurde die Entwicklung insgesamt positiv beurteilt. In punkto Freizeitangebote, Sicherheit und Straßenverkehr gebe es jedoch weiteren Handlungsbedarf. Weitere Verbesserungen seien auch in der Nahversorgung für Seniorinnen und Senioren wünschenswert, vor allem was das gastronomische Angebot im Westen angeht. Auch die Integration von Migrantinnen und Migranten sei zunehmend wichtig, die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur im Westen wurde eher kritisch bewertet. Prozentual liegt der Ausländeranteil im Memminger Westen mit rund 30 Prozent deutlich höher als der Anteil in der Gesamtstadt, der bei 17,8, Prozent liegt, wie Müller berichtete.
"Menschen im Stadtteil näher zusammengerückt"
„Auch nach dem Ende des Förderprogramms bleiben einige Herausforderungen bestehen“, resümierte Marco Müller. Ein Großteil der Befragten kannte den Verein „Bürger für Bürger – lebendiger Westen“, und rund ein Drittel hatte Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit bekundet. In einer Videobotschaft für die Teilnehmer der Abschlussevaluation dankte Oberbürgermeister Manfred Schilder vor allem dem Verein „Bürger für Bürger – lebendiger Westen“ für das große Engagement. „Durch den Verein sind die Menschen im Stadtteil näher zusammengerückt. Es ist aktive Nachbarschaft entstanden bis hin zu neuen Freundschaften“, betonte der OB.
Aus dem Bürgerbüro der Sozialen Stadt West und der Vereinsgründung sind viele Projekte wie das Stadtteilfest, das Ferienprogramm, der monatliche Flohmarkt oder die Vermietung eines Veranstaltungsraums entstanden, die sich mittlerweile verfestigt haben. Oberbürgermeister Schilder dankte dem Vereinsvorsitzenden Wolfgang Decker und seinem Team für ihre wertvolle Arbeit.