„Jetzt kommt es darauf an, Energie zu sparen und gut vorbereitet in den Herbst zu gehen", so Dr. Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben, beurteilt die Lage als "sehr ernst".
Schwaben (dl). „Die Lage ist sehr ernst und die Unsicherheit, wie es mit den russischen Gaslieferungen weitergeht, belastet die Wirtschaft“, so Dr. Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben. Mit den Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream 1 steht die Versorgungssicherheit im kommenden Herbst und Winter mehr denn je in Frage. Von einer Gasmangellage wäre besondere die bayerisch-schwäbische Industrie betroffen, die schon jetzt unter dem hohen Preisdruck leidet. Aufgrund der engen Verflechtungen in den Lieferketten wären die Auswirkungen aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen deutlich spürbar. Kopton: „Jetzt kommt es darauf an, Energie zu sparen und gut vorbereitet in den Herbst zu gehen.“
Neben der noch nicht überstanden Corona-Krise kommt nun die Energiekrise. Zum einen führen die erneut hohen Infektionszahlen dazu, dass es zu Personalengpässen kommen kann. Zum anderen blicken die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen mit Sorge auf die Gasversorgung für den kommenden Herbst und Winter. Die Lage ist ernst, in der Wirtschaft spürt man die Verunsicherung sowohl in Bezug auf die Preisentwicklungen als auch in puncto Versorgungssicherheit. Weiterhin müssen die Unternehmen mit starken Verzögerungen in der Lieferkette sowie immensen Mehrkosten bei Rohstoffen, Materialien und Vorprodukten zurechtkommen. Die Krisen überlagern sich und verstärken sich zum Teil gegenseitig.
Planungssicherheit auch im Notfall erforderlich
Seit Beginn der Woche befindet sich die Nordsee-Pipeline Nord Stream 1 in der turnusmäßigen Wartung und die Gaslieferungen wurden eingestellt. Fraglich ist, ob der Betrieb nach den angesetzten Wartungstagen am 21. Juli 2022 wieder aufgenommen wird. Sollte der Ernstfall eintreten, ist eine Gasmangellage in Deutschland nur noch schwer abwendbar und insbesondere die Industrie muss sich auf eine Gasreduktion einstellen. Wie die Maßnahmen in der dritten Stufe des Notfallplan aber genau aussehen werden, ist nicht klar. „Die betroffenen Unternehmen benötigen aber schon jetzt Planungssicherheit, auf welche Szenarien und Vorgehensweisen sie sich im Notfall einstellen müssen. Nur so kann sich die Wirtschaft vorbereiten und ihren unternehmerischen Handlungsspielraum nutzen“, fordert Kopton. Zu diesem Handlungsspielraum zählt auch die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, um beispielsweise einen Brennstoffwechsel im Unternehmen zeitnah umsetzen zu können.
Energie sparen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Zu der Vorbereitung auf den Ernstfall zählt auch das Einsparen von Energie. In weiten Teilen der Wirtschaft kommen die steigenden Preise bereits an und Unternehmen bemühen sich Einsparpotentiale zu heben. Aber auch private Verbraucher oder die öffentliche Hand stehen in der Pflicht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits die Diskussion angestoßen, wer im Fall eines Gasnotstands bevorzugt beliefert werden soll. „Wir begrüßen, dass auch bei diesem Punkt Handlungsbedarf von Seiten der Politik gesehen wird. Auch die privaten Haushalte stehen in der Pflicht, denn eine warme Wohnung ist wenig wert, wenn der Arbeitsplatz weg ist und die Rechnungen unbezahlt bleiben“, sagt Kopton. „Jetzt Energie zu sparen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung, zu der jeder seinen Beitrag leisten muss“.