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Großer Hype um eine kleine Mücke

Blauzungenkrankheit im Unterallgäu

veröffentlicht am 17.09.2024
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Mittlerweile wurden in vier Ställen im südwestlichen Unterallgäu Symptome der Blauzungenkrankheit nachgewiesen. Symbolfoto: pixabay

Unterallgäu (dl/sg). In Deutschland ist die Blauzungenkrankheit vor etwa einem Jahr wieder ausgebrochen, auch Bayern ist inzwischen betroffen. Bisher wurde die Tierseuche bei einzelnen Rindern und Schafen in vier Betrieben im Landkreis festgestellt. Landwirte sollen ihre Tiere impfen lassen, das sorgt auch für Unmut und Kritik.

Die Blauzungenkrankheit trifft vor allem Schafe und Rinder. Kleine, blutsaugende Mücken (Gnitzen) übertragen das Virus. Von Tier zu Tier ist die Krankheit nicht ansteckend.
Für den Menschen ist die Tierseuche ungefährlich. Auch Milch und Fleisch betroffener Tiere können bedenkenlos verzehrt werden.

Symptome

Typische Symptome sind unter anderem Fieber sowie Haut- und Schleimhautentzündungen. Die Zunge kann anschwellen und aus dem Maul hängen, verfärbt sich aber nur in schweren Fällen blau. Die Blauzungenkrankheit verursacht vor allem bei ungeimpften Schafen schwere Krankheitserscheinungen und erhebliche Verluste. Bislang starben zwei Schafe auf den betroffenen Betrieben im Unterallgäu. Befallene Rinder mit leichtem Verlauf kann der Tierarzt symptomatisch behandeln. Die Krankheit ist nach etwa zwei Wochen ausgeheilt und die Tiere sind dann dauerhaft immun.

Impfung vom Amt empfohlen

Wenn die Blauzungenkrankheit in einem Stall ausbricht, ist der jeweilige Landwirt gesetzlich dazu verpflichtet, das Veterinäramt zu informieren und eigenverantwortlich dafür sorgen, dass sich die Seuche nicht verbreitet. Das Veterinäramt am Landratsamt Unterallgäu rät zur Impfung - diese kostet den Landwirt pro Tier je nach Standort und Tierart zwischen drei und 15 Euro - und zur Verwendung eines Insektizids. Eine Tötung der Tiere oder eine Sperrung eines gesamten Betriebs ist bei Blauzunge grundsätzlich nicht vorgesehen.

Impfschäden bei Rindern

Seine Schafe lasse er impfen, weil ein infiziertes Schaf die Blauzungenkrankheit keine zwei Tage überleben würde, erzählt Biobauer Franz (Name von der Redaktion geändert). Die Rinder hingegen werde er nicht impfen lassen. Aus Überzeugung und aus der Erfahrung vor rund 15 Jahren. Damals habe er sich schließlich zur Impfung überreden lassen und große Schäden wie Abgänge oder Blutschwitzen bei neugeborenen Kälbern nach Impfung der Muttertiere erlebt. „An Blauzunge ist meines Wissens noch keine Kuh gestorben. Der Schaden durch die Impfung ist bei Rindern – im Gegensatz zu Schafen - erheblich größer als der Nutzen“, sagt Franz.
Wenn Blauzunge im Landkreis festgestellt werde, sei damit der Verkauf der Kälber und Rinder in „blauzungenfreie“ Bundesländer und EU-Länder beschränkt, erklärt Martin. Er betreibt einen konventionellen Betrieb mit rund 60 Milchkühen. Der Impfempfehlung wird auch er nicht nachkommen, er sieht den Schaden ebenfalls größer an als den Nutzen. Um Zuchttiere verkaufen zu können, verwendet er für diese Tiere ein sogenanntes Repellent, das äußerlich aufgetragen wird. „Die Kosten und der Aufwand sind überschaubar. Aber in Summe ist es nervig“, so Martin.
„Ich bin im Zwiespalt. Drei Impfstoffe sind in Deutschland zwar gesetzlich genehmigt, aber regulär ist in Europa zurzeit keiner zugelassen. Und auch trotz Impfung können Tiere Symptome zeigen, das ist nachgewiesen“, sagt Josef (Name von der Redaktion geändert). „Aber viel wichtiger: Impfen entspricht nicht meiner Überzeugung als Biobauer. Ich versuche im Moment, Alternativen wie Lecksteine mit Knoblauch oder Insektizide zu beziehen.“

Die richtigen Namen der Landwirte sind der Redaktion bekannt.