
Memmingen (sfü): Als krönenden Abschluss der Sielzeit 2014/15 zeigt das Landestheater Schwaben derzeit das Musiktheaterstück „Zarah 47 - das totale Lied“ von Regisseur und Autor Peter Lund. In 90 Minuten, musikalisch untermalt von zahlreichen Liedern, lässt die polarisierende Ufa-Filmdiva Zarah Leander, gespielt von Joéphine Weyers, auf der Studiobühne des Stadttheaters ihr Leben Revue passieren.
Während die Stunden ihres Geburtstages verstreichen, verfällt die Leander zunehmend in eine alkoholgeschwängerte Melancholie und hält Rückschau auf ihr Leben und ihre Karriere. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit ihrer Rolle als Star im Nationalsozialismus vermeidet sie jedoch. Vielmehr versteckt sie sich hinter fadenscheinigen Ausreden und nonchalanten Statements: “Ich hasse politische Künstler! Ich habe mich immer raus gehalten und galt als 'politischer Idiot'." Dass sie sich stets viel mehr als Sängerin denn als Schauspielerin gesehen hat, unterstreichen die Darbietungen der Lieder, welche die Frau mit der Altstimme so einprägsam interpretierte.
Auch in ihrem Erscheinungsbild zeigt sich die Widersprüchlichkeit Leanders. Mal gibt sie sich lässig im androgynen Hosenanzug à la Marlene Dietrich, dann wiederum ist sie ein Revuestar par excellence im Feder-und Pailletten-Kostüm. Immer jedoch bleibt sie in der Rolle der großen Diva.
Mit Kaltschnäuzigkeit und Ironie verkörpert

Die Studiobühne wandelt sich von Leanders schwedischem Landsitz in die großen Theater- und Konzertbühnen auf denen der schwedische Star seine Erfolge feierte. Joséphine Weyers verkörpert den Part der Zarah Leander mit einnehmender künstlerischer Attitüde, einer Prise Kaltschnäuzigkeit und Ironie. In den zahlreichen Gesangsdarbietungen meistert sie den anspruchsvollen Kontra-Alt mit Bravour und bringt das Flair der 30-er Jahre auf die Bühne.
In der Inszenierung von Manfred Riedel ist 'Zarah 47' ein Stück, das den Spagat zwischen Fakten und Fiktion bewältigt. Zwischen die Monologe Leanders schleichen sich Zitate und historisch verbriefte Quellen. Visuell mischen sich Fiktion und Realität durch das Einspielen von Filmaufnahmen zur NS-Zeit, seien es Ausschnitte aus Zarah Leanders Filmen oder Aufnahmen von Joseph Goebbels Rede im Sportpalast.
Das Publikum im ausverkauften Studio belohnt das Spiel Weyers' und ihres Begleiters am Flügel, Boris Stannek, mit enthusiastischem Applaus, worauf es mit einer musikalischen Zugabe in den Abend entlassen wird.
Weitere Vorstellungen am 23., 26., 28. und 30. Juni sowie am 2., 4., 5., 9. und 11. Juli. Kartenreservierung unter Telefon 08331/ 9459-16.