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„Gesundheitskosten müssen wieder für alle bezahlbar werden“

veröffentlicht am 24.04.2017
Jubilare VDK

Als langjährige Jubilare des VDK Memmingen wurden geehrt: Maria Kuczora (Mitte, hinten) für 40 Jahre Mitgliedschaft, ebenso wie Heinrich Minst (2.v.re.). Bereits 60 Jahre ist Josef Kienle dabei (2.v.re.). Umrahmt werden die "Rekord"-Jubilare von den Vorsitzenden Wolfgang Schmidhauser und Erika Winterwerb. Foto: Sonnleitner

Jahreshauptversammlung 2017 des VDK Memmingen mit Neuwahlen und Jubilarehrungen

Memmingen (as). bei der Jahreshauptversammlung des VdK Ortsverbandes Memmingen gab es neben Jubilarehrungen auch Neuwahlen. Der Vorsitzende Heinrich Minst verabschiedete sich nach zwölf Jahren aus der Vorstandschaft des VdK. Als neuer Vorsitzender wurde der ehemalige Pflegedienstleiter Wolfgang Schmidhauser gewählt. Stellvertretende Vorsitzende ist Erika Winterwerb. Zu Beisitzern wurden Andreas Schlosser, Johannes Unger und Helmut Schatz von den 77 stimmberechtigten Mitgliedern bestimmt.

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Der neue und der alte Vorsitzende: Heinrich Mist gratuliert Wolfgang Schmidhauser.

In seiner letzten Ansprache als Vorsitzender des VdK Memmingen ging Heinrich Minst auf die derzeitige Renten-, Gesundheits- und Pflegesituation ein. „Wir müssen daran arbeiten, dass das Rentenniveau, das derzeit bei nur 48 Prozent liegt, wieder nach oben gefahren wird“, so Minst.

Bedenklich sei auch, dass Menschen mit Erwerbsminderungsrente (die nur dann zugesprochen wird, wenn jemand nachweislich nicht mehr als drei Stunden arbeiten kann) leicht in die Altersarmut, also unter 750 Euro im Monat, abrutschten und zum Sozialfall werden kann.

„Die Gesundheitskosten müssen wieder für alle bezahlbar werden“, plädiert Minst und erinnert daran, dass Befreiungen über Antrag möglich sind. Eine Rückkehr zur paritätischen Finanzierung der Gesundheitskosten durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wie sie noch bis vor fünf Jahren üblich war, ist seiner Ansicht nach nicht mehr möglich. “Die betroffenen Menschen haben sich nicht genügend gewehrt, nun kann das Rad nicht mehr zurückgedreht werden“, meint Minst. Vieles sei in den vergangenen Jahren mangelhaft oder falsch gelaufen, moniert der scheidende Vorsitzende. „Wir hätten uns mehr auf die Hinterbeine stellen sollen. Die Arbeitnehmer dürfen sich nicht das Wasser abgraben lassen.“

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Auch Christa Moser zieht sich aus dem Vorstand zurück. Wolfgang Schmidhauser überreichte ihr einen Blumenstrauß.

"Untragbare Situation" in der Pflege

Auch im Pflegebereich werde die Situation immer schwieriger. Derzeit seien 2,9 Millionen Menschen bundesweit pflegebedürftig, etwa die Hälfte von ihnen wird zu Hause gepflegt. Minst bezeichnete es als „untragbare Situation“, dass pflegende Angehörige auch noch mit finanziellen Nachteilen zu kämpfen hätten. (Für einen Zeitraum von maximal 24 Monaten können pflegende Angehörige ihre Arbeitszeit auf mindestens 15 Wochenstunden reduzieren - bei entsprechend geringerem Gehalt. Müssen Arbeitnehmer kurzfristig eine Pflege für Angehörige organisieren, können sie lediglich zehn Tage lang vom Job pausieren. Anm. der Redaktion).

Außerdem müsse das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Kliniken würdig bezahlt werden: „Die derzeit geltende finanzielle Abgeltung von 1.400 Euro netto für 39 bis 42 Stunden wöchentliche Arbeitszeit ist beschämend“, beklagt Minst.

Rückstufungen des Behindertengrades

Schließlich ging Minst auf die Lage der Menschen mit Behinderung ein. Von zehn Millionen behinderter Menschen in Deutschland sind 7,6 Millionen in Besitz eines Behindertenausweises (also schwerbehindert mit einem Grad von mindestens 50 Prozent). Die Berechnung des Behindertengrades sei „ein Buch mit sieben Siegeln“, kritisiert Minst. Aktuell würden 50 Prozent Behinderung nur noch in den seltensten Fällen anerkannt. Durch eine Änderung im Sozialgesetzbuch sind sogar Rückstufung möglich. “Dies wird uns in nächster Zeit heftige Sorgen machen“, prophezeit Minst.

Aktion zur Bundestagswahl

Der VdK Bayern lädt im Juli zu sieben Großveranstaltungen in den bayerischen Bezirken ein. Am Samstag, 22. Juli stehen die Politikerinnen und Politiker, die sich zur Wahl stellen, dem VdK in der Stadthalle Wemding (Schwaben), ab 13 Uhr Rede und Antwort. Wer mitfahren möchte, kann sich beim VDK Memmingen anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.

Der VDK Memmingen in der Dr.-Berndl-Straße 5 ist erreichbar unter Telefon 08331/ 75044-0 oder kv-unterallgaeu@vdk.de.

Info: Der VDK berät seine Mitglieder in allen Fragen des Sozialrechts und vertritt sie vor Behörden und Sozialgerichten. Der VdK Ortsverband Memmingen zählt derzeit 2.300 Mitglieder, das Durchschnittsalter beträgt 59 Jahre und die Durchschnittszugehörigkeit 8,2 Jahre. Deutschlandweit gehören 1,8 Millionen Menschen dem VDK an, über 80 Prozent von ihnen sind Rentner.

Unser Vorschaubild zeigt den neuen Vorstand des VDK Memmingen (v.re.): Vorsitzender Wolfgang Schmidbauer, Beisitzer Johannes Unger, stellv. Vorsitzende Erika Winterwerb (vorne) sowie die Beisitzer Andreas Schlosser und Helmut Schatz. Fotos: Sonnleitner