Die Lokale Memmingen
Gefro AOK Enerix Brommler Golfclub Memmingen Innoverta Landestheater Schwaben Cineplex Kaminwerk Memmingen FC Memmingen Rechtsanwalt Philipp Hacker Radio AllgäuHit

"Gemeinsam karitativ wirken!" - Woche der Brüderlichkeit beginnt mit einem Appell

veröffentlicht am 14.03.2014

Mit Ansprachen und Grußworten umrahmten Dekan Ludwig Waldmüller und Dekan Kurt Kräss sowie Oberbürgermeister Dr. Holzinger als Schirmherr das Referat Dr. Hofmann. ...v.links: Efrat Pan und Michael Trieb, die Vorsitzenden der DIG Memmingen Mit Ansprachen und Grußworten umrahmten Dekan Ludwig Waldmüller und Dekan Kurt Kräss (v. l) sowie Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (rechts) als Schirmherr das Referat von Pater Dr. Hofmann (Mitte). Neben Dr. Holzinger: Efrat Pan, die Vorsitzende der DIG Memmingen. Fotos: as

Memmingen (as). Auf Einladung des Evangelisch-Lutherischen und des Katholischen Dekanats Memmingen eröffnete Pater Dr. Norbert Hofmann SDB die alljährlich stattfindende "Woche der Brüderlichkeit", die dem  Christlich-Jüdischen Dialog dient. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus referierte er vor etwa 200, auch muslimischen, Gästen zum Thema "Franziskus und die Juden - Neues aus dem Vatikan zum jüdischen-christlichen Dialog". Pater Dr. Hofmann ist seit 1. Dezember 2013 als Sekretär der Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Juden im Vatikan tätig.

Efrat Pan, Vorsitzende der israelischen Gesellschaft Memmingen, erinnerte in ihrer Ansprache an das Motto der Woche der Brüderlichkeit „Freiheit, Vielfalt, Europa“. „Menschen wollen überall das Gleiche: In Freiheit und Frieden leben", so Pan. Deshalb gelt es, den anderen zu akzeptieren "ohne Urteil und ohne Zwang", Hass und Gewalt nicht gewähren zu lassen. Der Glaube solle nicht spalten, sondern das verbindende Element zwischen den Menschen sein.

„Ich bin sehr froh um diesen Menschen als Papst“

Pater Dr. Hofmann Arbeitet gern mit Papst Franziskus zusammen: Pater Dr. Hofmann

Den ersten Teil seines Referats widmete Dr. Hofman, der von 1984 bis 86 das Marianum Buxheim besuchte, Papst Franziskus anlässlich des Jahrestages seiner Wahl. „Ich bin sehr froh um diesen Menschen als Papst“, bekannte Hofmann, der Dialog zwischen Juden und Christen werde durch ihn einen Aufwind erfahren. Bereits in seiner Heimatstadt Buenos Aires gab es intensive freundschaftliche Beziehungen zwischen der jüdischen und der katholischen Gemeinde. Wie seine Vorgänger Johannes Paul II und Benedikt XVI besuche auch er Synagogen und pflege den Kontakt zu den Oberrabiners der jüdischen Glaubensgemeinschaft.

Franziskus sei ein Papst, der den Dialog aktiv mitgestalte, um eine Kultur gegenseitigen Verständnisses zu fördern. Mit dem Oberrabbinat in Israel traten 2002 endlich auch die orthodoxen Juden in den Dialog mit der katholischen Kirche ein. Gemeinsam diskutiere man Themen wie die Heiligkeit des Lebens oder die Wichtigkeit der Religionsfreiheit, erklärte Dr. Hofmann. „Ich bringe alle zwei bis drei Monate jüdische Gruppen zum Papst“, erzählt Hofmann, der alljährlich auch Tagungen mit jungen Juden und Katholiken aus aller Welt organisiert.

„Nostra aetate“ - Wurzel des Dialoges mit dem Judentum

Die Dialogkultur, deren Geschichte Dr. Hofmann nachzeichnete, wurzelt in der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils „Nostra aetate“ ("In unserer Zeit") die am 28. Oktober 1965 das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu nichtchristlichen Religionen neu definierte. In einer theologisch fundierten Argumentation wurde der Vorwurf, die Juden seien Gottesmörder, widerlegt und stattdessen die Gemeinsamkeit von jüdischem und christlichem Glauben bzw. die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens betont. „So anerkennt die Kirche Christi, daß nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden“, heißt es in „Nostra Aetate“.

„Nostra Aetate“ war auch insofern wegweisend, als es alle „Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben“ verurteilt. Um dem Dokument praktische Relevanz zu geben, gründete Papst Paul VI die "vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum".

Ein Gott aber zwei Religionen

Beim Dialog mit dem Judentum handele es sich nicht um eine „entbehrliche Freizeitbeschäftigung“, betonte daher Pater Dr. Hofmann, vielmehr gehe es um die eigene christliche Identität. Allerdings dürfe man die unterschiedlichen Sichtweisen nicht negieren: “Wir haben vieles gemeinsam, betrachten und interpretieren es aber aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln“, erläuterte Pater Dr. Hofmann. So glaube man an denselben Gott, habe aber ein unterschiedliches Gottesbild. Und das Alte Testament der Heiligen Schrift ist für die Christen eher als Grundlage für das Neue relevant.

"Das Christentum braucht in theologischer Hinsicht das Judentum, das Judentum das Christentum jedoch nicht", machte Pater Hofmann deutlich.  Vielmehr habe der Dialog für die Juden eine politisch-praktische Relevanz auf der Suche nach Verbündeten gegen den Antisemitismus. So käme man von verschiedenen Ufern, habe aber gleiche Ziele: „Juden und Christen sind berufen, ein Segen für die Welt zu sein und sich gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen“.

In diesem Sinne lautete der Schlussappell: "Nicht nur reden, sondern tun", es gälte, junge Leute für den Dialog zu gewinnen und gemeinsam karitativ zu wirken.