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Stadtmuseum: Gemäldezyklus „Die vier Elemente“ des Memminger Barockmalers Johann Heiss übergeben

veröffentlicht am 08.05.2015

BU: Fiona Zavanelli mit ihrer Tochter Carlotta Newbury und Dr. Fabian Stein, der den Kauf vermittelt hatte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger mit Fiona Zavanelli (2. v. l), ihrer Tochter Carlotta Newbury und Dr. Fabian Stein, der den Kauf vermittelt hatte. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Zur Präsentation und Übergabe des 1690 entstandenen Gemäldezyklus „Die vier Elemente“ des Barockmalers Johann Heiss luden die Stadt Memmingen und die Sparkassenstiftung Memmingen-Mindelheim ins Stadtmuseum Memmingen. Die Bilder ergänzen die Barockgalerie im ersten Stock des Museums, wo neben weiteren Werken bereits der Heiss-Zyklus „Die vier Jahreszeiten“ ausgestellt ist. Dieser konnte dank des Engagements Adam Sieders, ehemaliger Vorstandvorsitzender der Sparkassenstiftung, 2005 als Dauerleihgabe für die Stadt erworben werden.

Personifizierte Sinnbilder für ein gebildetes Publikum veranschaulichen die Eigenschaften der Elemente - Erde Auf diesem Bild werden  die Eigenschaften und Errungenschaften des Elements "Erde" in einer arkadischen Landschaft dargestellt. Foto: Sonnleitner

Feierlich begrüßte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Gäste „zu einem Anlass, der in die Kunstgeschichte der Stadt eingehen wird“ . Der Zyklus, den die Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Rittmeyer-, der Ernst-von-Siemens-Stiftung und der Kunststiftung der Länder für 400.000 Euro von der Schweizer Familie Zavanelli erworben und der Stadt Memmingen als Schenkung überlassen hat, stelle eine „großartige Ergänzung der Heiss-Galerie“ dar.

Auch Professor Dr. Frank Druffner stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder in Berlin, gratulierte der Stadt für den Zugewinn des bedeutenden Zyklus. Der Kulturföderalismus in Deutschland genieße große Vorteile durch sein lokal-regionales Agieren als Erbe der oft in negativem Kontext gesehenen deutschen Kleinstaaterei. Heiss habe in einer Zeit gelebt, in der das Reich mit einer Vielzahl von Zentren wie Augsburg, die großen Chancen für kreative Arbeit boten, in kultureller Vielfalt erblühte. Auch der von Memmingen nach Augsburg übergesiedelte Johann Heiss habe von dem dezentralen System profitiert und schnell überregionalen Ruhm erworben. Er erhielt Aufträge von katholischen und protestantischen Kirchen in Schwaben, Bayern und Österreich.

Bei dem Vier-Elemente-Zyklus handele es sich um prächtige Exemplare aus dem Oeuvre des Barockmalers, erklärte Dr. Peter Königfeld, Kunsthistoriker aus Hannover und Heiss-Forscher, in seinem Festvortrag. Wie im Vier-Jahreszeiten-Zyklus werden hier die Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde sowie meteorologische Erscheinungen wie Wind, Regen und Schnee durch menschliche Figuren allegorisch verkörpert. Im Zentrum der personifizierten Sinnbilder für ein gebildetes Publikum stehen die Götter, die in der Antike den jeweiligen Elementen zugeordnet werden – so versinnbildlicht z.B. der römische Gott Jupiter das Element Feuer. Auf dem Gemälde, das dem Wasser zugeordnet ist, sieht man Neptun im Muschelwagen.

Elemente als Medien der Weltdeutung

Bis ins 18. Jahrhundert hinein seien die Elemente nicht nur als Grundbestandteile und zentrale Kraft der Welt, sondern auch als Medium ihrer Deutung begriffen worden, als „Erkenntnisinstrumente, um tiefere Sinnschichten der Welt zu erschließen“. Königfeld ging auch auf die ambivalente Bedeutung der Naturmächte ein, auf die der Mensch einerseits angewiesen, denen er jedoch auch schutzlos ausgeliefert war.

Johann Heiss, 1640 in Memmingen als Sohn eines kaiserliche Notars geboren, prägte nicht nur die süddeutsche Malerei, sondern gehörte zu den wichtigsten Malern Deutschlands in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Seine Lehrzeit absolvierte er bei den Memminger Malern Johann und Hans Conrad Sichelbein. Um mehr Aufträge zu bekommen, siedelte er 1677 nach Augsburg über, wo er 1704 starb. Zeitlebens blieb er Memminger Bürger .

Sinnliche Ausdruckskraft und Anschaulichkeit

Wie damals üblich, schöpfte der Maler, den klassizistischen Prinzipien der französischen Kunsttheorien folgend, aus einem Fundus grafischer Vorlagen. Er formte daraus jedoch etwas Neues, Unverwechselbares. Da die Historienmalerei eine didaktische Kunstform war, haben seine Werke lehrhaften Charakter. So ergründete man die klassischen Skulpturen mit Hilfe der Proportionslehre, um zu einem perfekten Bild des menschlichen Körpers zu gelangen. Nicht zuletzt durch die freie Umsetzung der antiken Vorgaben und die der Barockmalerei immanente Opulenz, sinnliche Ausdruckskraft und Anschaulichkeit, wird ihre Betrachtung zum Erlebnis.

Umrahmt wurde der Festakt von Julia Kühn und Monika Schulz von der Sing- und Musikschule Memmingen auf der Querflöte.

Das Stadtmuseum im Hermansbau, Zangmeisterstraße 8 (Eingang Hermansgasse), ist diestangs bis samstags von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet.