Die kleine Gabi liebte es, die Hühner zu füttern. Das Foto ist Bestandteil der Wanderausstellung, die das kurze Leben des Mädchens und die Hintergründe ihres Todes dokumentiert. Pressefoto: Veranstalter
Ottobeuren (dl). Nach der erzwungenen Auszeit durch die Corona Pandemie öffnet das Klostermuseum der Benediktiner Abtei in Ottobeuren am Samstag, 16. Mai, ab 10 Uhr wieder seine Pforten. Im Theatersaal der Abtei wird Einblick in das Schicksal eines jungen Opfers des Nationalsozialismus, der kleinen Gabriele Schwarz, geboten - ein katholisch getauftes und erzogenes Mädchen, das nur fünf Jahre alt werden durfte, weil seine Mutter Jüdin war. Fünf glückliche Jahre verbrachte Gabi im Kreis einer Allgäuer Bauernfamilie, geliebt wie ein eigenes Kind.
Was in dieser bemerkenswerten Wanderausstellung auffällt, sind die zahlreichen Kinderfotos. Aus den kleinformatigen Fotos von einst sind großformatige Drucke geworden, die dem Besucher Gabis glückliche Tage auf dem Bauernhof seiner Pflegeeltern im Allgäu lebhaft vor Augen führen. Wir sehen ein kleines Mädchen, das inmitten einer paradiesischen Landschaft aufwächst, behütet und geliebt von einem Bauernpaar aus dem Allgäu, geliebt aber auch von ihrer Mutter, einer Jüdin aus Augsburg, die ihre Kleine besucht, so oft sie kann – und die auch einen Fotoapparat auf dem Hof zurücklässt, mit dem das Aufwachsen der Kleinen dokumentiert werden soll.
Und diese Fotos sind ein Schatz! Wohl kaum ist je ein Kind auf einem Bauernhof jener Zeit so häufig fotografiert worden wie Gabi. Ihre Mutter bringt immer schöne Sachen zum Anziehen für sie mit. Es soll Gabi an nichts fehlen. Auch an Spielsachen ist kein Mangel. Gabis Pflegevater macht extra eine Kindergabel für sie, damit sie mit aufs Feld kann zum Heuen.
Umfangreiche Dokumente
Der Historiker und Filmemacher Leo Hiemer beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte des kleinen Mädchens. Er sammelte nicht nur Dokumente und Erzählungen, sondern auch die Fotografien, die Spiel- und Anziehsachen aus Gabis Leben, die in der Ausstellung zu sehen sind. In einer Hörstation wird ihr Schicksal nach dem Abschied von ihren Pflegeeltern erzählt, in einer Videostation erinnern sich Zeitzeugen an das kleine Mädchen.
Am 17. Mai, am Internationalen Museumstag, gibt es auf der Homepage www.geliebtegabi.de und auf Instagram und Facebook eine Führung durch die Sonderausstellung durch den Historiker und Filmemacher Leo Hiemer sowie Fotos und Clips zur Ausstellung.
Hinweis: Die Ausstellung ist wegen der Corona-Pandemie nur noch kurze Zeit in Ottobeuren zu sehen, am 24. Mai wandert sie weiter ins Bauernhausmuseum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg, wo sie vom 30. Mai bis 30. August 2020 zu sehen sein wird.
Das Klostermuseum der Benediktinerabtei Ottobeuren, Sebastian-Kneipp-Str. 1, ist täglich von 10 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr geöffnet.