Das Show
Ensemble „Joy auf Voice“ zeigte in der Kulturwerkstatt am Schweizerberg Szenen aus dem Musical "Tanz der Vampire". Fotos und Galerie: Antje Sonnleitner
Riesige Resonanz bei "Langer Nacht der Kultur"
Memmingen
(as). Ein äußerst kurzweiliger Weg durch die erste und sicherlich nicht letzte „Lange
Nacht der Kultur“ bot sich den Besuchern der Innenstadt am Samstagabend. Die
Resonanz war lebhafter, als von den Veranstaltern erhofft. Museen, Theater und Kleinkunstbühnen öffneten ihre Tore. Das vielfältige und kostenlose Angebot kam nicht nur bei den Kulturbeflissenen gut an, sondern lockte auch ein breites "Schnupperpublikum" in die Kulturstätten.
So musste beim „Musicalzauber“ mit dem beliebten Showensemble „Joy auf Voice“ am Treppenaufgang der Kulturwerkstatt die rote Kordel
gezogen werden, weil alle Steh- und Sitzplätze schnell besetzt waren.
Doch nicht nur am
Schweizerberg platzte man aus allen Nähten, auch das Team des Landestheaters Schwaben musste
umdisponieren und die erste Episode des „Intergalactic Drag Swag“ (und fünfte
Folge der Late Night-Reihe) „Der Incrediball“ vom Studio auf die Bühne im Großen
Haus verlagern, um dem Besucheransturm gerecht zu werden.
„I’m a sweet transvestite” – die explosive und teils improvisierte Mischung aus abgespacter Disco und Rocky Horror Picture Show von Christian B. Müller, Miriam Haltmeier und Sandro Sutalo (unser Titelbild) war ein absoluter Publikumsrenner und hatte den Charakter eine großen Party. "Geht raus und feiert die (Vielfalt der) Welt!", mit dieser Botschaft wurden die Besucher nach gut einstündigem Spektakel in die Nacht entlassen.
Sehr gut besucht waren auch die Veranstaltungen der Bürgerbühne Schwaben, von denen zwei im Rahmen der langen Nacht der Kultur stattfanden. Märchenhaft, witzig und herrlich durchgeknallt war die Vorführung „Mein Nimmerland“ des Clubs der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (ein Bericht zu den Darbietungen der Bürgerbühne folgt).
Manche lassen auch lieber die Puppen tanzen oder schauen zu, wie andere die Fäden ziehen: Das Memminger Marionettentheater in der Kalchstraße gewährte einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen und in die Theaterwerkstatt, wo gerade ein Kasperlkopf geformt wurde. Zur Freude der kleinen und großen Besucher zeigte Marionettentheater-Leiter Marc Wiche mit einigen Puppenspielern den ersten Akt der diesjährigen Weihnachtsproduktion „Hänsel und Gretel“. Während sich die kleinen Besucher von den liebevoll gestalteten Puppen und Kulissen verzaubern ließen, nutzten ihre Eltern die Gelegenheit, die Puppenspieler am Werk zu sehen.
Auch Axel Lapp, Leiter der MEWO Kunsthalle, freute sich über die große Resonanz. Seine Führungen durch Die Ausstellung „Never Enough“ der in Memmingen geborenen und international renommierten Galeristin Monika Sprüth fanden regen Zuspruch. Im zweiten Stock genossen die Besucher Musik zur Kunst mit Akkordeon und Klarinette.
Auf reges Interesse stieß auch die offene Siebdruckwerkstatt von Stefan Porkert im KinderKunstAtelier neben der Kunsthalle, wo die Besucher Taschen und Geschirrtücher oder mitgebrachte Textilien mit hippen Motiven bedrucken konnten.
Selbst Hand anlegen durfte man auch beim Stoffdruck oder Töpfern im Stadtmuseum Memmingen. Claudia Berg und Gitta Straucher zeigten den Besuchern, wie‘s geht. Und an der Töpferscheibe entstanden nicht nur hübsche Gefäße, sondern auch Raum für eine Entspannung zwischendurch.
Unter dem vielversprechenden Motto „Schandeisen und Daumenschrauben“ beschloss Sabine Rogg am späten Abend die „Lange Nacht“ im Stadtmuseum mit gruselig-grausigen Geschichten zur Kriminalistik bzw. Strafvollzug im alten Memmingen.
Ebenfalls gut besucht war das Antoniter- und Strigelmuseum. Bei den Führungen von Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer blieben - sowie auch bei anderen Veranstaltungen des Abends - allerdings einige Besucher „auf der Strecke“, weil einfach kein Platz mehr war.
Eine erfrischende Oase der Ruhe und Beschaulichkeit bot das Jörg-Wier-Konsort mit stimmungs- und klangvoller Musik aus drei Jahrhunderten.
Trotz Sommerpause bot auch die Kleinkunstbühne PIK in der Künergasse den Besuchern ein Programm in Gestalt einer ausgedehnten Jazz Session, der offenen Bühne für Amateurmusiker.
Jeder Besucher fand seine Nische oder wanderte, je nach Temperament, zielstrebig von Event zu Event oder ließ sich einfach durch die Innenstadt treiben, denn schließlich war ja überall was geboten.
Und wem die „Lange Nacht der Kultur“ dann noch nicht lang genug war, der konnte bei der „Afterparty“ im Kaminwerk noch kräftig ab tanzen.
Übrigens: Das Memminger Marionettentheater sucht nicht nur neue Räume, sondern auch ehrenamtliche Puppenspieler! Vorkenntnisse sind nicht nötig. Interessent/innen melden sich unter info@memminger-marionettentheater.de, Stichwort: Mitspieler/in.